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Der Goalgetter folgt seinem Instinkt

In der Regionalfussballszene assoziiert man den Namen Ben Küffer mit Toren. Seit Jahren bringt der Stürmer die gegnerischen Goalies zur Verzweiflung. Sein Rezept ist simpel: Er vertraut auf seinen Torriecher.

Bild: BT/a

Moritz Bill

Toreschiessen sei vor allem Kopfsache, sagt Ben Küffer. «Das Selbstvertrauen ist enorm wichtig. Man darf nicht den verpassten Chancen nachtrauern, und allgemein nicht allzu viel nachdenken. Man muss instinktiv handeln.» Er muss es wissen. Seit 13 Jahren spielt der Vollblutstürmer im Aktivfussball, nur einmal beendete er eine Saison nicht als Topskorer seiner Mannschaft.

An dieses Jahr, er war 18, erinnert sich der Bellmunder noch gut. Aber nicht etwa, weil es den mittlerweile 29-Jährigen bis zum heutigen Tag noch fuchst. Viel mehr, weil diese 3.-Liga-Saison beim SC Aegerten Brügg eine prägende war. Damals brachte Michael Leu mit seinen zahlreichen Toren die Gegner zur Verzweiflung – und Mitspieler Küffer in Verzückung: «Er war ein typischer Strafraumstürmer. Ich habe mir viel von ihm abgeschaut.»

Zum richtigen Zeitpunkt in die Tiefe laufen, den Ball abdecken, anspielbar sein – diese Eigenschaften standen im Zentrum seiner Beobachtungen. Und das Fachstudium zahlt sich bis heute aus. In der Regionalfussballszene assoziiert man den Namen Ben Küffer seit Jahren mit Toren.

 

«Nur» 13 Tore

Abgelaufene Saison traf der Goalgetter des FC Nidau aber für einmal nicht wie erwartet. Ihm gelangen «nur» 13 Treffer. «Damit bin ich überhaupt nicht zufrieden», sagt Küffer zu der Ausbeute, bei der andere Spieler die Sommerpause erhobenen Hauptes im Schwimmbad verbringen würden. Wie das ganze Team drehte der Nidau-Topskorer erst nach der Winterpause auf und buchte acht Tore. «Die Rückrunde war ok. Aber wichtiger ist sowieso, dass die Mannschaft wieder Erfolg hatte.» Eine Bemerkung, wie sie jeder Skorer beteuert. Aber man kauft sie Ben Küffer ab. Denn er gibt auch zu: «Früher studierte ich die Skorerliste in der Zeitung genaustens, heute ist mir das weniger wichtig. Es sind eher die Kollegen oder Teamkameraden, die mich hochnehmen, wenn ein anderer Spieler deutlich mehr Tore auf dem Konto hat als ich.»

Solche Sticheleien gehören dazu. Missgunst dürfte sich aber in der Mannschaft auch breit machen, steht ein Topskorer doch bei den Zuschauern und den Medien stets im Zentrum des Interesses. Küffer verneint. «Neid habe ich nie gespürt.» Eher würden sich die Teamkollegen darüber lustig machen, wenn er zu Unrecht Lob einheimst. Es kam nämlich schon vor, dass er 90 Minuten einen grottenschlechten Match abgeliefert hatte, dann aber in der Nachspielzeit das entscheidende Tor schoss. «In der Wahrnehmung vieler gelte ich dann als Matchwinner, was aber natürlich nicht stimmt», sagt Küffer und schmunzelt.

 

Vom Gegner stets bewacht

Sticheleien erlebt ein gefährlicher Stürmer naturgemäss auch seitens der Gegenspieler. Wegen seines Renommees sieht sich Küffer stets mit einem persönlichen Bewacher konfrontiert. Obwohl man sich da gegenseitig oft – im wahrsten Sinn des Wortes – auf die Füsse tritt, gehe der Respekt nicht verloren. Küffer nennt als Beispiel den seiner Meinung nach besten Defensivspieler der Liga, Jim Bottelli von Boncourt. «Ich spiele nicht gerne gegen ihn. Auf dem Rasen schenken wir uns nichts, aber nach dem Spiel trinken wir jeweils ein Bier zusammen.»

Wie lange der 29-Jährige die Gegner in der regionalen 2. Liga noch vor Schwierigkeiten stellt, ist offen. Jedenfalls ist der Rücktrittgedanke schon aufgetaucht. Küffer ist vor drei Monaten erstmals Vater geworden. Und sein Job als Brandmanager einer Uhrenmarke ist zeitintensiv und beinhaltet viele Auslandreisen. «Eine Saison mache ich sicher noch. Dann schaue ich weiter.» Angefreundet scheint er sich mit diesem Gedanken jedenfalls noch nicht zu haben. «Das wäre schon eine Riesenumstellung. Ich spiele ja schon so lange Fussball …»

Gut möglich, dass er diesbezüglich in einem Jahr seinem Instinkt folgen wird. So wie er es auf dem Platz seit jeher macht. «Wenn ich in einer Spielsituation zu lange überlege, kommt das selten gut.» Deshalb schiesst Küffer auch kaum Elfmeter. Toreschiessen ist eben Kopfsache. Im Fall von Ben Küffer ist damit ausschliesslich die mentale Ebene gemeint – per Kopfball trifft er nämlich selten bis nie.

 

Zur Person

  • Name: Ben Küffer
  • Alter: 29
  • Rückennummer: 9
  • Stationen Aktivfussball: 
2004-2006: FC Nidau 
2006-2013: SC Aegerten Brügg seit 2013: FC Nidau
  • Beruf: Brandmanager
  • Wohnort: Port, aufgewachsen 
in Bellmund
  • Zivilstand: verheiratet, ein Sohn
  • Hobbys: Lesen, Sport allgemein, insbesondere Fussball, Tennis und Tischtennis; am liebsten Duelle gegen den jüngeren Bruder 
Tobias (FC Biel). bil

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