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2. Liga regional

Endlich ein Punkt

Dank einem Treffer in der 95. Minute hat der FC Ins seinen ersten Punkt in der 2. Liga geholt. Obwohl immer noch klar an letzter Stelle liegend, sendet der Trainer eine Warnung an die Gruppengegner.

Die engagierte Leistung der Inser (hier: Nils Jakob) wird erst am Ende des Spiels belohnt. Bild: Raphael Schaefer/Bieler Tagblatt
Michael Lehmann
 
Als Dominik Kocher in der 95. Minute den Ball nimmt und ihn auf den Penaltypunkt setzt, geistert auf der Inser Rötschmatte vor allem eine Frage herum: Kann den 35-jährigen Routinier überhaupt noch etwas aus der Ruhe bringen oder verwandelt er souverän? Letzteres ist der Fall. Kocher trifft so genau, dass der Torhüter den Ball wohl auch nicht erreicht hätte, wenn er die richtige Ecke gewählt hätte. Allerdings räumt der Stürmer kurz danach ein: «So nervös war ich schon lange nicht mehr vor einem Elfmeter.»
 
Das ist nachvollziehbar. Denn es ging für Kocher bei diesem Elfmeter ja nicht nur darum, seiner Mannschaft in letzter Minute einen Punkt zu sichern. Es ging darum, seiner Mannschaft in letzter Minute den ersten Punkt überhaupt in der 2. Liga zu sichern. Notabene nach zuvor zehn Niederlagen in einer Saison, die nicht nur deswegen noch gar nicht nach Wunsch des Teamleaders verlaufen ist.
 
Ungenügende Torausbeute
 
In der 3. Liga war Kocher jahrelang der Inser Torgarant gewesen. 2015 und 2016 gelangen ihm sogar Saisons mit 44 und 40 Treffern. Klar, dass auch nach dem erstmaligen Aufstieg in die 2. Liga die Hoffnungen des FCI auf dem Angreifer lagen, der nach seiner Zeit im YB-Nachwuchs lange für den FC Bern auflief, ehe zu seinem Jugendklub zurückkehrte. Doch in der höchsten Regionalliga kam Kocher bis zuletzt nicht richtig in die Gänge. Nur drei Tore schossen die Inser in den zehn Meisterschaftspartien vor dem Develier-Duell. Davon ging immerhin eines auf Kochers Konto.
 
Ins-Trainer Mirco Picardi führt Kochers bescheidene Ausbeute in dieser Saison auch auf den Abgang von Celso Romasanta zurück. Die beiden hätten sich im Angriff jeweils perfekt ergänzt. «Nun lastet der Druck wieder mehrheitlich auf ihm alleine.»
 
Hinzu kommt, dass Kocher schon länger eine Knie-Verletzung plagt. Er trainiere derzeit kaum noch, erklärt der Stürmer, für die Spiele beisse er jeweils auf die Zähne. In den zwei verbleibenden Partien der Hinrunde (Diaspora daheim, Ajoie-Monterri auswärts) möchte er «so gut es geht» einen Beitrag leisten, um doch noch mit einem versöhnlichen Gefühl in die Winterpause gehen zu können.
 
Moral bewiesen
 
Auch gegen Develier kam Kocher erst in der 52. Minute auf den Platz. Diese Einwechslung brachte neuen Schwung in die Inser Offensive. Nachdem das Heimteam in der ersten Halbzeit noch zögerlich aufgetreten war, lancierte es nun Angriff um Angriff. Es schien nur eine Frage der Zeit bis Ins, das seit der 26. Minute mit 0:1 zurück lag, den Ausgleich erzielen würde. Doch genau in diese Druckphase fiel das 0:2. Traore bewies entweder ein goldenes Füsschen oder – wahrscheinlicher – hatte Glück, dass seine missglückte Flanke im Tor landete.
 
Es lief also wie immer in dieser Saison: Vorne agiert man ineffizient, hinten anfällig. Doch nun bewiesen die Inser Moral und spielten auch ein wenig mit dem Mut der Verzweiflung. Ihre Bemühungen wurden in der 76. Minute ein erstes Mal belohnt, als Kocher eine Flanke von Robin Krebs gerade noch mit dem Kopf erreichte: Der Ball flog in einem Bogen über den Goalie ins Netz.
 
In der Nachspielzeit behauptete schliesslich wiederum Kocher den Ball im Strafraum und profitierte dann von einem ungeschickten Einsteigen des Abwehrspielers. Der Rest ist bekannt: Ins holte den verdienten ersten Punkt in der Saison, bleibt aber sieben Zähler hinter dem nächstfolgenden Team zurück.
 
Mit diesem Punkt habe sich der Knoten jedoch gelöst, sagt Picardi und warnt die Gegner: «Wir wurden bisher für gute Leistungen schlecht belohnt. Zum Glück gibt es eine Rückrunde, in der sich das noch ausgleichen kann. Ich bin jedenfalls sicher, dass wir in dieser Liga bleiben werden.»
 
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Die Szene
 
Kurz vor der Pause kriegt sich Ins-Trainer Mirco Picardi nicht mehr ein. Er beklagt sich, ein Spieler Develiers habe einen Schuss im Strafraum mit dem Arm abgewehrt, und deutet wie wild auf den «Übeltäter». Dieser hält sich tatsächlich den Arm und krümmt sich vor Schmerzen. Für Picardi der klare Beweis, dass es einen Elfmeter hätte geben müssen. «Schiri, siehst du nicht, wie er sich den Arm hält?», ruft er immer wieder, bis es dem Unparteiischen zu bunt wird. Er zückt Gelb und erklärt dem Coach, dass nicht jeder Ball, der an einem Arm landet, als Handspiel gewertet werden muss. 

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