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Fussball

Gegensätzliche Ausgangslage

Zum Auftakt der Rückrunde in der 2. Liga stehen heute Nidau und Grünstern im Einsatz. Beide Teams taten sich bisher in der Offensive schwer. Doch Nidau spielt um den Aufstieg, die Ipsacher gegen den Abstieg.

Nur sechs Tore hat Grünstern (hier mit Captain Timon Heuer) nach der Hinrunde auf dem Konto. Archiv-Bild: Matthias Käser/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Der FC Nidau und der FC Grünstern: Ein Team, das um den Aufstieg spielt und eines, das in den Strichkampf involviert ist. In der Tabelle befindet sich Nidau an dritter, Grünstern an drittletzter Stelle. Verständlich, dass sich die Gemütsverfassungen der Trainer unterscheiden. Überraschend jedoch, dass Nidau-Trainer David Meister dem Meisterschaftsbeginn skeptischer entgegenblickt als Grünstern-Coach Thomas Reinhart.

Der FC Nidau zeigte sich im Herbst in guter Verfassung und hat sich vor allem dank seiner Heimstärke (6 Spiele, 6 Siege) einen Spitzenplatz gesichert. Mit zwei Zählern Rückstand auf Leader Cornol haben die Nidauer den Aufstiegsplatz noch immer fest im Visier. Eine komfortable Ausgangslage um in die Rückrunde zu starten – könnte man meinen. Trainer David Meister ist anderer Meinung: «Wir müssen aufpassen, dass wir vor lauter Zufriedenheit nicht träge werden.»

Trainer spürt Genügsamkeit

Rückblick: Vor einem Jahr war Nidau nach der Hinrunde am Schluss der Tabelle. Der Klub reagierte und holte den langjährigen Coach David Meister nach nur einem halben Jahr beim Frauenteam von YB zurück. «Wir wussten, dass es einen Sondereffort unsererseits braucht, um den Abstieg zu verhindern», erinnert sich Meister. Entsprechend geladen sei sein Team damals in die Rückrunde gestartet.

Ein Jahr später gehört Nidau wieder zu den Spitzenteams der regionalen 2. Liga. «Im Training war zuletzt eine gewisse Genügsamkeit zu spüren», sagt Meister. Das sei gefährlich. «Ich habe den Spielern klar gemacht, dass zwischen uns und dem Achtplatzierten (Besa Biel, die Red.) nur sechs Punkte liegen.»

Orientiert sich die Mannschaft also gar nicht nach vorne? Lange war die Chance auf den Aufstieg nicht mehr so gross wie in dieser Saison. 2016/17 war der FC Biel der unumstrittene Favorit, eine Spielzeit zuvor Prishtina Bern. Das sei dem Team bewusst, sagt Meister. «Grundsätzlich gehen wir in jedem Spiel aufs Feld, um zu gewinnen.» Um über eine allfällige Promotion zu sprechen, sei es jedoch zu früh. Erst müssten die Spieler beweisen, dass er mit seiner Einschätzung zur Genügsamkeit in der Mannschaft falsch liege, so Meister.

Der Weg zum Erfolg führt im Fussball bekanntlich über Tore. Die Ausbeute Nidaus, 16 Treffer in 11 Partien, ist jedoch bescheiden. Nur zwei Teams, Grünstern und Schüpfen, haben weniger Tore auf dem Konto. Zudem fällt Nidaus eifrigster Skorer der letzten Jahre, Ben Küffer, bis auf Weiteres verletzt aus. Meister relativiert: «Es war ja nicht so, dass wir uns keine Chancen herausgespielt hätten.» Vielmehr habe es in Sachen Effizienz gehapert. Etwas, das in den Testspielen im Winter kaum mehr vorgekommen sei.

Küffer ersetzen soll unter anderem Nidaus Neuzugang Robin Allenbach. Der 22-Jährige hat beim FC Biel nicht die gewünschte Einsatzzeit erhalten und wechselte deshalb zu den Nidauern. «Wir haben jemanden gesucht, der in unser Teamgefüge reinpasst und Robin hat dem perfekt entsprochen», so Meister. Allenbach hat zwar die Juniorenzeit bei Grünstern verbracht, wohnt aber mittlerweile mit Nidaus Offensivspieler Luca Troilo zusammen.

Breite und Nähe gewonnen

Eine Verstärkung, zu der wohl auch die Ipsacher nicht nein gesagt hätten. Nur sechs Tore erzielten sie in der Hinrunde – halb so viel wie die letztplatzierte Schüpfener. Immerhin resultierten aus den sechs Treffern zwölf Punkte. Die letzten vier Meisterschaftsspiele gingen jedoch allesamt verloren. Die «ruhige Saison», die Trainer Thomas Reinhart angestrebt hatte, ist es bisher nicht. «Es ist wichtig, dass wir nun sofort die Wende schaffen.»

Das Startprogramm hat es in sich: Grünstern trifft in den ersten vier Rückrundenpartien auf die Tabellennachbaren Courtételle und Courgenay sowie auf Schlusslicht Schüpfen. Die Devise ist klar: Punkte müssen her.

Eine entspannte Ausgangslage sieht anders aus. Dennoch meint Reinhart: «Ich bin durch und durch zuversichtlich.» Zweckoptimismus? Reinhart winkt ab. «Wir haben eine gute Vorbereitung hinter uns.» Viele Spieler, die in der Hinrunde ganz oder teilweise verletzt ausfielen, sind wieder fit. Dazu wurden talentierte Junioren ins erweiterte Kader aufgenommen. «Wir haben an Breite gewonnen und sind als Team dennoch näher zusammengerückt», so Reinhart.

Um die Torgefährlichkeit zu erhöhen, haben die Ipsacher in den Testspielen das System umgestellt. Zuletzt spielte Grünstern mit einer Dreierabwehr und drei Stürmern (einer hängend). Die Resultate waren weitgehend zufriedenstellend. Zuletzt gab es zwei Siege gegen Drittligisten und ein 1:1-Remis gegen Bümpliz, dem Viertplatzierte der anderen 2.-Liga-Gruppe. Ob er auch in der Meisterschaft auf diese offensive Formation setzen wird, liess Reinhart noch offen. «Das entscheide ich von Spiel zu Spiel.»

Mit derselben «Trotzreaktion», die Nidau im letzten Jahr zeigte, will Grünstern so schnell wie möglich ins gesicherte Mittelfeld.

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Zwei Derbys am Karsamstag

Am Samstag trifft mit Aarberg ein oftgenannter Aufstiegs- auf den meistgenannten Abstiegskandidat Schüpfen. Letztere konnten in der Hinrunde erst einen Punktgewinn feiern. Es wäre eine Überraschung, sollte der nächste gegen die Aarberger gelingen. Nicht zuletzt, weil die Hauptprobe gegen Zweitligist Ostermundigen mit einem 0:6 deutlich misslungen ist.

Aarberg dagegen hat bereits einen erfolgreichen Ernstkampf hinter sich. Am vergangenen Samstag empfingen die Seeländer den FC Wyler zur fünften Runde des Berner Cups. Aarberg dominierte die Partie weitgehend und siegte letztlich mit 3:1.

Mit demselben Resultat siegte nur drei Tage später Besa Biel gegen denselben Gegner – allerdings in einem Testspiel. Es war die Einstimmung auf das eigentliche Topspiel der Runde: Besa trifft auswärts auf Azzurri Biel. Die Italo-Bieler zeigten eine starke Hinrunde, reihten zuletzt sechs Siege aneinander und liegen nun nur einen Zähler hinter Leader Cornol. Reisst die Serie ausgerechnet im Biel-Derby?
 

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