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2. Liga interregional

«Ich bin kein Träumer»

Der gute Saisonstart des FC Grenchen ist für Trainer Mirko Recchiuti kein Grund, die zu Beginn gesteckten Ziele zu revidieren. Der morgigen Partie misst er grosse Bedeutung bei.

Mirko Recchiuti darf mit den bisherigen Leistungen seines Teams zufrieden sein. Bild: Matthias Käser/Bieler Tagblatt

Interview: Michael Lehmann

Mirko Recchiuti, nach einem spielfreien Wochenende greift Ihr Team morgen wieder ins Geschehen ein. Mit welchem Gefühl blicken Sie der Partie gegen Aegeri entgegen?
Die Pause hätte nicht unbedingt sein müssen. Denn wir waren gut unterwegs und haben fleissig Punkte gesammelt. Aber in einer ungeraden Gruppe gibt es halt mal einen Unterbruch, damit muss man umgehen können. Ansonsten bin ich positiv eingestellt. Die Mannschaft hat in dieser Woche gut trainiert und sie weiss auch, um was es in diesem Spiel geht.

Um mehr als sonst?
Das Spiel ist wegweisend für den Rest der Hinrunde. Mit einem Sieg festigen wir unseren Rang in der oberen Tabellenhälfte und schaffen uns eine angenehme Ausgangslage für das happige Schlussprogramm, das uns bevorsteht (Grenchen trifft noch auf Zofingen, Lachen/Altendorf, Einsiedeln und Freienbach, die Red.). Bei einer Niederlage könnte es hingegen trotz des guten Starts nochmals ungemütlich werden. Das wollen wir unbedingt verhindern.

Ihr Saisonziel war, sich im Tabellenmittelfeld zu etablieren. Machen die guten Resultate nicht Hoffnungen auf noch mehr?
Wenn wir das Ziel nach sieben Spielen bereits ändern würden, hätten wir es im Sommer falsch gesetzt. Ich bin kein Träumer. Ja, wir sind stärker aufgestellt als in der letzten Saison, aber wir sind trotzdem erst im letzten Jahr in diese Liga aufgestiegen. Momentan belegen wir den fünften Rang. Wenn wir auf dem überwintern können, wäre das ein sehr gutes Resultat für den FC Grenchen.

Mit 8:4 nach sieben Spielen hat Grenchen ein bemerkenswertes Torverhältnis, das auf eine starke Defensive und eine Offensive mit Luft nach oben hinweist. Entspricht dies auch der Wahrheit?
Zahlen lügen nicht – drei Franken ins Phrasenschwein. Aber es ist so: Wir verteidigen aktiv und solidarisch. Es sind nicht nur der zweifelsfrei starke Goalie (der Bieler Jeffrey Grosjean, die Red.) und die Verteidiger, auch die Offensivspieler nehmen ihre defensiven Aufgaben wahr. Und ja, im Spiel nach vorne tun wir uns vor allem im letzten Drittel noch etwas schwer. Wer nur ein Tor pro Spiel schiesst, darf normalerweise nicht einen Anspruch auf die vorderen Ränge stellen. Allerdings bin ich von den Qualitäten unserer Offensivspieler überzeugt. Einzig die Chancenverwertung darf noch etwas besser ausfallen.

Grenchen hat die Streitereien bei Azzurri Biel genutzt und Ende August Scott Mbemba verpflichtet. Was bringt er dem Team?
Mit Scott hatten wir bereits in früheren Transferperioden Kontakt aufgenommen. Jedoch nicht nur, weil er stets viele Tore schoss. Er ist die Art von Stürmer, die uns noch fehlte. Gerade in der letzten Saison haben wir gemerkt, dass sich nicht alles spielerisch lösen lässt. Mit Scott haben wir die Möglichkeit, auch mal mit einem langen Ball nach vorne zu arbeiten. Er kann die Bälle halten und ist durchsetzungsstark.

Inwiefern wirken sich die nun wieder steigenden Coronazahlen auf Ihr Team aus?
Da wir zu Beginn der Saison einen Coronafall in unserem Team hatten, sind wir sowieso sensibilisiert. Wir schauen genau darauf, alle empfohlenen Massnahmen einzuhalten und stets die nötige Vorsicht walten zu lassen. Andererseits darf das Thema auch nicht dominieren. Klar, wenn man hört, dass Ronaldo sich infiziert hat, dann wird auch bei uns darüber gesprochen. Aber ansonsten scheinen mir die Spieler sehr auf die sportlichen Ziele fokussiert. Auch auf die Trainingspräsenz hatte das Virus bisher keine Auswirkungen.

Schlägt das Virus auf die Stimmung im Verein?
Das hätte ich zumindest nicht gemerkt. Die Stimmung war zuletzt eigentlich immer gut, unsere starken Resultate haben da natürlich mitgeholfen. Möglicherweise waren die Zuschauerzahlen auch schon höher, aber ich achte mich zu wenig darauf.

Sie spielen noch bis weit in den November hinein. Reicht die Kraft bis am Schluss?
Ich bin zuversichtlich. Unser Kader ist sehr breit. Es fällt mir jedes Wochenende schwer, die Spieler zu bestimmen, die es nicht ins Aufgebot schaffen. Entsprechend ist das Niveau im Training. Die Stammspieler wissen, dass ein anderer bereit steht, wenn sie nicht ihre Topleistung abrufen. Nein, das Athletische dürfte nicht das Problem sein …

… aber?
Wir haben die Erfahrung in der letzten Saison gemacht: Wenn die Resultate plötzlich nicht mehr stimmen, wird es immer schwieriger, sich neu zu motivieren. Eben darum wäre es wichtig, morgen gleich wieder drei Punkte mitzunehmen.

Die Hinrunde wird am 21. November mit einem Spiel im Rahmen der Cup-Qualifikation gegen Konolfingen beendet. Ein mühsamer Zeitpunkt für ein doch wichtiges Spiel.
Ich sehe das pragmatisch: Wenn du davor einen Lauf hattest, versuchst du, an die guten Leistungen anzuknüpfen. Wenn nicht, bietet der neue Wettbewerb eine neue Chance. Für mich spricht ein anderer Punkt für eine Austragung zu einem früheren Zeitpunkt: Cupspiele sind immer auch für die Zuschauer ein Highlight, die Stimmung ist oft geladen. Das wird bei einem Spiel Ende November wahrscheinlich weniger der Fall sein.

Info: Mirko Recchiuti, 40, aus Solothurn, ist seit 2018 Trainer des FC Grenchen. Zuvor coachte er beim FC Solothurn Junioren.

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Letztes Seeland-Derby der 2.-Liga-Hinrunde
Mit Aarberg gegen Nidau steht morgen in der 2. Liga regional bereits das letzte Seeland-Derby der Herbstrunde auf dem Programm. Die beiden Teams liegen nach Verlustpunkten gleich auf, in den Derbys zeigte sich Nidau in dieser Saison jedoch entschlossener. Das Team von Kurt Baumann hat Lyss, Azzurri und Besa besiegt, Aarberg hat aus den drei Partien immerhin vier Punkte mitgenommen.

Die Bieler Teams Besa und Azzurri tragen jeweils ein Heimspiel aus, wobei die Aufgabe für die Biel-Albaner deutlich einfach werden sollte. Besa empfängt morgen mit Courroux den Zweitletzten der Gruppe, während am Sonntag der noch ungeschlagene Tabellenleader aus Courtételle auf der Champagne zu Gast ist.

Lyss hat spielfrei.

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