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2. Liga regional

Lyss effizient, Aarberg emotionslos

Der SV Lyss hat das Derby gegen den FC Aarberg 2:1 gewonnen. Alle drei Tore waren schön herausgespielt, wobei Aarberg mindestens noch ein weiteres hätte schiessen müssen.

Aarberg-Goalie Lorenz Känel (in schwarz) muss sich nach einem Eckball strecken. Lyss gewinnt schliesslich 2:1. copyright: Daniel Mueller/BT
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Moritz Bill
 
Noch eine Chance, wieder nichts. Noch eine Chance, und wieder nichts. Und noch eine Chance, und immer noch nichts.
An Möglichkeiten zum Ausgleich mangelte es dem FC Aarberg am frühen Samstagabend nicht – an der Chancenauswertung dafür gewaltig. Und so feierte der SV Lyss ausgerechnet im Nachbarschaftsderby, und auf fremden Terrain, mit einem 2:1 seinen ersten Saisonsieg. Gäste-Trainer David Meister sagte ohne Umschweife, dass ein Unentschieden dem Spielgeschehen entsprochen hätte. «Wenn wir den Ausgleich kassiert hätten, wären wir womöglich sogar Gefahr gelaufen, das Spiel noch zu verlieren.» Denn die Lysser waren gegen Ende ziemlich platt, nach vorne lief nicht mehr viel. Umso kompakter standen sie hinten.
 
Bakari läuft und läuft und läuft
Das war in der ersten Halbzeit anders gewesen. Da hatte sich ein gefälliges, ausgeglichenes Spiel entwickelt, dem nur noch ein Treffer fehlte, um so richtig in Gang zu kommen. Das schien auch Karim Bakari zu spüren. Der Lysser Innenverteidiger zündete nämlich den Turbo und lief und lief und lief und lief – bis er alleine vor dem Tor im Stile eines eiskalten Strafraumstürmers abschloss. 
So glamourös diese Einzelleistung, so katastrophal Aarbergs Abwehrverhalten. Alle Roten liessen den einen Blauen einfach gewähren. «Da muss schlicht ein Foulspiel kommen. Jemand hätte die Gelbe Karte riskieren müssen», sagte Aarbergs Trainer Marco Aebischer. Immerhin – der FCAreagierte rasch, keine zwei Minuten später, mit einem ebenfalls sehenswerten Tor. Jan Heimbergs schnörkellose Ballannahme entsprach jener aus dem Lehrbuch, sein satter Schuss ebenfalls. 
Die beiden Mannschaften hatten anscheinend Gefallen an der Partie gefunden:Nach dem Seitenwechsel standen sie Minuten zu früh zum Anpfiff bereit. Da aber die Schiedsrichter noch fehlten, mussten sie sich gedulden. Die Unparteiischen zogen den Unmut dann aber aus anderen Gründen auf sich:Sie liessen eine klare Linie vermissen. Vor allem die Aarberger fühlten sich phasenweise benachteiligt. Als bei einem offensichtlichen Foulspiel an Fabian Schleiffer die Pfeife stumm blieb, hagelte es laute Kritik – verständlicherweise. Überraschenderweise war das einer der seltenen Momente, in denen das Heimteam Emotionen zeigte. Ansonsten schienen sie sich leidenschaftslos ihrem Schicksal der drohenden Niederlage zu beugen. Das fiel natürlich auch dem Trainer auf.«Nach dem zweiten Gegentor mussten wir uns erst wieder finden, zumal Lyss hinten gut stand», sagte Aebischer.
 
Aarberger Torgranate kaltgestellt
Zehn Minuten nach Wiederanpfiff hatte nämlich Nicolas Krüttli die Lysser in Führung gebracht. Wie schon die ersten beiden Treffer der Partie war auch der siegbringende schön herausgespielt. Yally Cordeiro leitete den Ball direkt zum Torschützen, für die Aarberger ging das zu schnell. Der SVL machte aus zwei Top-Chancen zwei Tore, während der FC Aarberg im Angriff zu oft zu stümperhaft agierte. Schleiffer, zum Beispiel, versprangen viele Bälle. Zudem stellte die abgeklärte Lysser Innenverteidigung um Bakari und Marco Fischer die Aarberger Torgranate immer wieder kalt. Bezeichnend vergab in der Schlussphase mit Sandro Aebischer Aarbergs Aussenverteidiger zwei grosse Möglichkeiten.
Während Lyss mit dem nicht unbedingt zu erwarten gewesenen Sieg in der Tabelle nach oben stösst, büsst Aarberg Plätze ein. Grund zur Sorge bestehe noch nicht, Captain Lorenz Känel sagte:«Wir zeigten keinen ganz schlechten Match. Wir werden uns fangen und unsere Punkte holen.»
 
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Die Szene
«Hey Schiri» hört man auf einem Fussballplatz so sicher wie das Amen in der Kirche. Auch im Derby zwischen Aarberg und Lyss versuchten sowohl die Teams wie auch das Publikum, die Schiedsrichter verbal zu beeinflussen. Oft waren diese Reklamationen übertrieben, doch in der 84. Minute hätten die Unparteiischen in der Tat besser hinschauen müssen. Der Lysser Luca Collaviti schob nach einem abgepfiffenen Offside den Ball lässig ins Netz. Diskussionslos Gelb, doch der Griff in die Tasche blieb aus. Umso ärgerlicher für Aarberg, da es Collavitis zweite Gelbe und somit die Rote Karte gewesen wäre. Der Lysser war bloss vier Minuten nach seiner Einwechslung verwarnt worden. bil

 

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