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3. Liga

Modus-Ärger und Kader-Sorgen

Vor einem Jahr hat Lyss den Aufstieg in der Barrage knapp verpasst. Das wollen die Seeländer nun gegen Haute-Ajoie nachholen. In diesem Jahr könnte der SV Lyss sogar aufsteigen, wenn er das Duell verliert.

Der Moment, in dem Lyss vor einem Jahr den Aufstieg hätte sicherstellen können. Nun folgt die nächste Chance. Bild: Reto Probst/a

Michael Lehmann

Das letzte Mal überhaupt werden morgen Barragespiele um den Aufstieg in die 2. Liga durchgeführt. Bekanntlich ist die nächste Spielzeit eine Übergangssaison mit acht Aufsteigern, bevor die Gruppenanzahl in der 3. Liga von acht auf sechs reduziert wird. Schon jetzt kann festgehalten werden: Kaum jemand wird die Barrage vermissen.

Der einzige Seeländer Verein, der ab morgen die Barrage bestreitet, ist der SV Lyss. Und dieser ist in Sachen Aufstiegsspiele leidgeprüft. Im letzten Jahr ging das Team von Trainer Patrik Schüpbach als bestes aller Drittligisten ungeschlagen in das Duell mit Aurore Biel. Nach dem Auswärtsmatch – Lyss siegte 2:0 – standen alle Zeichen auf Promotion. Im Rückspiel meldeten sich jedoch die Nerven. Die erste Saisonniederlage überhaupt hatte zur Folge, dass die Partie in die Verlängerung ging und später im Penaltyschiessen entschieden werden musste. Dort hatte Lyss erneut die Nase vorn, führte 4:3 und hätte mit dem fünften Elfmeter den Aufstieg sicherstellen können. Die wartenden Spieler an der Mittellinie waren bereit, jubelnd nach vorne zu sprinten, doch Aurore-Goalie Pablo Molina wehrte den Versuch ab. Drei Elfmeter später stand Aurore als Sieger und Aufsteiger fest. Lyss musste trotz teilweise erdrückender Dominanz in ihrer Gruppe (Torverhältnis von 111:14) eine weitere Spielzeit in der 3. Liga anhängen.

Bänderriss, Bruch, Kopfverletzung
Das soll sich in diesem Jahr nicht wiederholen. Nach einer ähnlich starken Spielzeit (19 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen) trifft der SV Lyss in der Barrage auf den FC Haute-Ajoie.

Doch obwohl Lyss in der Rückrunde noch ungeschlagen ist, reist das Team morgen nicht sorgenfrei fürs Hinspiel nach Grandfontaine. Die sowieso schon lange Verletzungsliste ist seit dem letzten Meisterschaftsspiel um drei weitere Spieler ergänzt worden. Trainer Patrik Schüpbach möchte die Betroffenen nicht nennen, dafür zählt er die Verletzungen auf: ein Bänderriss, ein Daumenbruch und eine Kopfverletzung nach einem Zusammenprall. Daher steht bereits fest, dass Schüpbach auch Spieler aus der zweiten Mannschaft in den Jura mitnehmen wird. «Ich kann immer noch eine gute Mannschaft aufstellen», sagt Patrik Schüpbach. «Aus dem Vollen schöpfen kann ich jedoch nicht.»

Gegner Haute-Ajoie hat der Lyss-Trainer einmal beobachtet, wobei ihm «ein paar gute Individualisten» aufgefallen sind. Auf einen übermächtigen Gegner dürfte Lyss aber nicht treffen. Hinzu kommt, dass in diesem Jahr selbst ein Barrage-Verlierer in die 2. Liga aufsteigen könnte.

Zweimal 5:0 und beide steigen auf?
Ein fünfter Aufsteiger gibt es, wenn aus der 2. Liga interregional nur ein Team aus dem Fussballverband Bern/Jura absteigen sollte. Derzeit spricht vieles für dieses Szenario. Subingen (SO) steht als Absteiger fest und Timau Basel hat drei Runden vor Schluss sechs Punkte Rückstand auf das über dem Strich liegende Prishtina Bern.

Ein Grund zur Freude? Nur bedingt. Schüpbach ärgert sich über den Modus, mit dem der fünfte Aufsteiger bestimmt wird. Das beste Verlierer-Team aus allen Barrage-Duellen kommt zum Handkuss. Für die «Tabelle» sind die folgende Faktoren in dieser Reihenfolge massgebend: Punkte, Strafpunkte, Tordifferenz. Das Problem? Theoretisch sind mit diesem Modus sogar Absprachen möglich. Zum Beispiel könnten sich zwei Teams darauf einigen, je einmal 5:0 zu gewinnen. Wer sich in der anschliessenden Verlängerung durchsetzt, ist aufgestiegen. Der Verlierer hätte indessen mit drei Punkten und einem Torverhältnis von 5:5 (Treffer in der Verlängerung werden nicht gewertet) beste Karten, den fünften Aufstiegsplatz zu erben.

Das wäre freilich ein wagemutiges Vorhaben. Nicht zuletzt, weil die Entscheidung in der 2. Liga interregional noch nicht gefallen ist. Doch möglich ist es. Darauf angesprochen, antwortet Rudolf von Gunten, Leiter der Wettspielkommission beim Fussballverband Bern/Jura, dass gelegentlich von «Absprachen» gesprochen werde. Er habe schon erlebt, wie ein Tabellenleader in der letzten Runde gegen einen Abstiegskandidaten verloren habe, der sich dadurch den Ligaerhalt sicherte. «Es ist kaum möglich, zu beweisen, dass ein Team nicht vollen Einsatz gibt. Zudem ist es legal, am Ende der Saison Spieler einzusetzen, die während der Saison vielleicht nicht so viel gespielt haben.»

Hoffen auf nachsichtige Schiris
Schüpbach ärgert sich aber auch, dass die Strafpunkte aus den Barrage-Duellen an zweiter Stelle gewertet werden, während die Strafpunkte aus den vorherigen Meisterschaftspartien keine Rolle mehr spielen. Mit nur 15 Strafpunkten hat Lyss nämlich von allen Barrage-Teilnehmern am wenigsten gesammelt. Dieses Fairplay-Verhalten fällt bei den Aufstiegsspielen jedoch nicht mehr ins Gewicht. «Wer nun einen Schiedsrichter erwischt, bei dem die Karten besonders locker in der Tasche liegen, wird womöglich entscheidend benachteiligt.»

Von Gunten entgegnet, dass nie alle mit einem Modus zufrieden seien. «Ausserdem müssen die Bedingungen für einen Aufstieg bereits vor der Saison bekannt sein und können nicht am Ende der Saison geändert werden.»

Da gerade bei der Verteilung der Strafpunkte verschiedene Faktoren zum Zuge kommen, dürfte der fünfte Aufsteiger erst am Mittwoch nach den Rückspielen (12. Juni) von offizieller Seite bestätigt werden. Ein weiterer Grund, warum Lyss den Aufstieg am besten auf direktem Wege sicherstellt.

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Besa reist zum Leader
- In der 2. Liga wird Besa Biel im Aufstiegsduell zwischen Kirchberg und Courgenay eine entscheidende Rolle spielen, da das Team noch auf beide Mannschaften trifft. Am Sonntag spielen die Bieler auswärts in Kirchberg.
- Azzurri Biel könnte mit einem Auswärtssieg in Develier den dritten Rang schon fast sicherstellen – Besa würde aufgrund der Strafpunkte kaum mehr an den Italo-Bielern vorbeiziehen.
- Das bereits als Absteiger feststehende Aurore empfängt am Sonntag Courtételle und schliesst seine Saison mit einem vorgezogenen Spiel am Donnerstag in Boncourt ab.
- Das einzige Seeländer Derby bestreiten Nidau und Aarberg. leh

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