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2. Liga regional

Nidau gewinnt nach doppelter Wende

Nidau hat auch das dritte Seeland-Derby für sich entschieden. Das Team, das mit vier ehemaligen Azzurri-Spielern antrat, siegte gegen die Italo-Bieler nach Rückstand mit 3:2.

Antonino Maglia (am Ball) ist einer von vier Nidau-Spielern, die zu Beginn der Saison noch bei Azzurri waren. Bild: Tanja Lander/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Luca Troilo, Julien Müller, Patrick Yombo und Antonino Maglia standen zu Beginn der Saison noch für Azzurri im Einsatz, trugen am Samstag aber das Trikot der Nidauer. Sie gehörten zu den 18 Spielern der ersten Mannschaft, die nach der überraschenden Trainerentlassung noch vor dem dritten Spieltag keine Lust mehr auf den Klub hatten (das BT berichtete). Troilo und Müller waren erst auf diese Saison hin zu Azzurri gestossen, Yombo gehörte dem Team seit 2019 an. Am längsten bei Azzurri war Maglia, der zwischen 2018 und 2020 für die Italo-Bieler gespielt hat.

Obwohl nur noch wenige der alten Teamkollegen geblieben sind, sei es ein spezielles Spiel für ihn gewesen, sagte Maglia nach der Begegnung. «Ich hatte eine schöne Zeit bei Azzurri. Dass sie auf diese Weise enden musste, ist natürlich schade.» Für Maglia ist das Geschehen jedoch abgehakt. «Kompliment an das junge Team. Die Spieler haben sich heute gut geschlagen. Ich wünsche ihnen alles Gute für die Zukunft.»

Doppelpack innert vier Minuten
Tatsächlich stand Azzurri, das erneut mit fünf 17- und einem 18-Jährigen ins Spiel gestartet war, auf der Burgerallee kurzzeitig einer Überraschung nahe. Zwischen der 54. und der 58. Minute drehten sie den 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung. Erst verwandelte Teamsenior Makengo (37-jährig) einen Foulelfmeter, den er selbst herausgeholt hatte. Danach brachte Naseri die Gäste mit einem Kunststück (mehr in Infobox) sogar in Front.

Darauf hatte zuvor wenig hingedeutet. Das Heimteam hatte in der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz und war besonders in den Luftduellen überlegen. Es überraschte denn auch nicht, dass ein Standard zur Führung für die Nidauer führte. In der 22. Minute wurde ein Freistoss erst per Kopf verlängert, worauf Julien Müller – einer der ehemaligen Azzurri-Spieler – den Ball ebenfalls per Kopf aufs Tor brachte, wo Marco Birkhofer vollendete.

Aus dem Spiel heraus kam von den Nidauern jedoch wenig. Immer wieder gab es Missverständnisse und Ungenauigkeiten bei der Angriffsauslösung. Deshalb suchte das Team von Trainer Kurt Baumann vermehrt Abschlüsse aus der zweiten Reihe, die jedoch meist weit am Tor vorbeigingen. Die Mühen seines Teams führte Maglia vor allem auf den Gegner zurück: «Die Azzurri-Spieler zeigten sich heute enorm lauf- und kampfbereit. Man merkte, dass sie aus einer Negativserie kommen und unbedingt eine Reaktion zeigen wollten.»

Umstrittener Elfmeterentscheid
Dass Nidau letztlich doch noch auf die Siegerstrasse fand, lag auch an einem kontroversen Elfmeterentscheid. Nach einem Freistoss lag plötzlich ein Nidau-Spieler am Boden, ein Foulspiel war von aussen kaum zu erkennen. Das Azzurri-Trainergespann wie auch der mit Gelb bestrafte Verteidiger verstanden jedenfalls die Welt nicht mehr. Das alles kümmerte Marco Birkhofer indes wenig. Zwar war Azzurri-Goalie Molina mit den Fingerspitzen an seinem Schuss dran, der Ball landete aber dennoch im Netz.

Anders als nach ihrem ersten Treffer setzten die Nidauer nun gleich nach. Es folgte eine Druckphase, die im 3:2 von Luca Troilo gipfelte. Der Angreifer stand nach einer Hereingabe von rechts goldrichtig und liess Molina keine Chance. Es war sein erster Treffer nach der Rückkehr von Azzurri.

Aufgrund der Spielanteile darf man den Nidauer Sieg – auch wenn er erknorzt werden musste – als verdient bezeichnen. Maglia bestätigte: «Es war keine über­ragende Leistung von uns. Umso wichtiger war es, dass wir dennoch die drei Punkte gewinnen konnten.» Die Nidauer haben durch den zweiten Derby-Sieg in Folge – dem dritten insgesamt – zwei Plätze gutgemacht und liegen neu auf dem dritten Rang. Am Samstag steht mit Aarberg gegen Nidau das letzte Seeländer Duell der Hinrunde auf dem Programm.

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Die Szene
«So ein Tor gelingt ihm wahrscheinlich genau einmal im Leben.» Die Aussage von Nidau-Captain Adrian Kurti sagt einiges über Babak Naseris Treffer zum zwischenzeitlich 2:1 für Azzurri aus. In der 58. Minute greifen die Bieler über die rechte Seite an. Die Flanke in die Mitte kommt jedoch tief und gegen den Lauf des mitgerannten Naseris. Kein Problem für den defensiven Mittelfeldspieler, der bis vor Kurzem noch für das zweite Team von Azzurri gespielt hat. Er dreht sich einfach mit dem Rücken zum Tor und schiesst den Ball im Rückwärtsfallen ins Netz – quasi ein Fallrückzieher am Boden. Entsprechend viel Applaus erhält Naseri, als er sechs Minuten später ausgewechselt wird. Von der Bank muss er dann aber zuschauen, wie sein Team doch noch 2:3 verliert.

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