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2. Liga regional

Viel Krampf, zweimal Glanz

Azzurri hat Aurore im Bieler Derby 2:0 bezwungen. Torszenen gab es gestern auf der Champagne kaum zu sehen, die wenigen waren dafür Extraklasse. Azzurri glänzte mit zwei schönen Kopfballtreffern.

Scott Mbemba vom FC Azzurri Biel (zweiter von links) ist mit seinen zwei Kopfballtoren Mann des Spiels beim 2:0-Sieg gegen Aurore. copyright: Daniel Mueller/Bieler Tagblatt
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Moritz Bill

Kopfschütteln hier, Hände verwerfen dort und Raunen auf den Zuschauerrängen:Nach einer guten Halbenstunde Spielzeit war niemand wirklich happy, an diesem Sonntagmorgen die Champagne als Ausflugsziel gewählt zu haben. Zwar zeigten die beiden Bieler Teams des FC Azzurri und des FC Aurore teils vielversprechende Ansätze, doch der berühmte letzte Pass oder die zündende Idee – sie kamen nie. Als Azzurris Sanders Loundou den Ball kurz vor dem Pausenpfiff bei einem Freistoss aus einer günstigen Distanz in eine ungünstige Richtung beförderte – nämlich in den Himmel anstatt aufs Tor – war das ein treffendes Sinnbild der ersten Halbzeit: gut gedacht, schlecht ausgeführt.

Tore wie eine Sinfonie
All das war nach dem Seitenwechsel aber bald vergessen. Das Führungstor der blauen Gastgeber erklang wie eine Sinfonie im Gegensatz zu der ersten 45 Minuten, die einem wie ein rhythmusloses Schlagzeugsolo vorgekommen waren. Riccardo Ruggieros Flanke passte haargenau auf die neuerdings weiss gefärbte Haarpracht des nach vorne hechtenden Scott Mbemba, von wo der Ball wunderschön ins Netz segelte. Bellissimo!
Vorbereiter Ruggiero liess sich – zu Recht – von seinen Mitspielern wie ein Torschütze feiern. Umso bitterer, mutierte ausgerechnet Azzurris Nummer 10 kurz darauf zum Unglücksraben. Erst war er nach einem Luftzusammenstoss in Atemnot geraten, ehe er keine zwei Minuten nach der darauffolgenden Pflege wiederum betreut werden musste. Nach diesem Zweikampf konnte Ruggiero nicht mehr mittun, er verletzte sich schwer am Bein.
Man kann das dann wohl als Schicksal bezeichnen, dass sein Ersatzmann Nodi Yildirim beim zweiten Tor in die Rolle des Vorbereiters schlüpfte. Zwar zirkelte Yildirim von der gegenüberliegenden Seite und nach einem Freistoss den Ball auf Mbembas Kopf, Parallelen gegenüber dem 1:0 waren in der Entstehung und Vollendung aber durchaus auszumachen.

Dieses Mal hält Azzurri dicht
Nach einem zuvor wiederum mühsamen Gekicke war dieses 2:0 in der 88. Minute gefallen und kam dementsprechend der Entscheidung gleich. So richtig daran glauben konnte Roberto De Feo aber nicht. Der Azzurri-Trainer hatte vor Wochenfrist mit ansehen müssen, wie sein Team gegen Schönbühl in der Nachspielzeit einen Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand gab. Mit diesem Wissen waren seine auf die Armbanduhr tippenden Gesten nachvollziehbar. Nach einer langen Nachspielzeit – mit Richel Marzolf musste auch ein Aurore-Spieler gepflegt und verletzt ausgewechselt werden (siehe Infobox) – folgte für Azzurri endlich der ersehnte Schlusspfiff.
Der erste Drei-Punkte-Erfolg der Saison gewichtete De Feo wenig überraschend als «sehr wichtig. Zum einen wollten wir das Derby unbedingt gewinnen, zum anderen denke ich, dass meine Spieler nun befreiter spielen werden.» Den Sieg bezeichnete De Feo als gerecht, «wir haben die Tore mehr gesucht und gegen Ende kam unser physischer Vorteil zur Geltung».

Aurore ist noch in der Lehre
Auf der anderen Seite musste man sich eingestehen, dass Azzurri nach der Pause mehr vom Spiel hatte. Co-Trainer Matar Coly sagte:«Sie spielten kontrollierter und waren auf den zweiten Bällen besser.» Der frühere YB- und FC-Biel-Spieler wies auch daraufhin, dass sich der Aufsteiger noch «in der Lehre» befände. «Viele Spieler haben noch nie in dieser Liga gespielt, ich war zuvor auch noch nie Trainer auf dieser Stufe. Wir haben durchaus Qualität im Team, doch wir müssen noch lernen, simpler zu spielen.»
Während Aurore nun nach drei Spieltagen punktlos am Tabellenende liegt, konnten sich die Italo-Bieler ins Mittelfeld befördern. Für den Zweitplatzierten der vergangenen Saison soll es natürlich noch weiter nach oben gehen, nachdem man in den ersten Spielen fahrlässig Punkte verschenkt hatte. Innenverteidiger Aram Eliassi sagte: «Ich habe keine Zweifel daran, dass wir wieder eine super Saison spielen werden.»

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Die Szene
Neben den beiden schön herausgespielten Toren (siehe Haupttext) gehört auch die Szene in der 69. Minute zu den nennenswerten Höhepunkten. Und auch diese spielte sich vor Aurore-Torhüter Breogan Espasandin ab. Nach einer Hereingabe von Sergio Makengo drescht Mathurin Ndo Ze den Ball an die Latte anstatt ins offen stehende Tor. Daraufhin versucht es Scott Mbemba mit einem Fallrückzieher, doch scheitert Azzurris Sturmspitze ebenfalls. Leider ungewollt treffsicherer war nur eine Minute später auf der gegenüberliegenden Seite Richel Marzolf, der nach einem Zweikampf auf der Absperrstange aufprallte und kurz darauf vom Platz musste. bil

 

 

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