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2. Liga regional

Zuzüge legitimieren sich selbst

Dass Lyss kurz nach dem Saisonstart mehrere Azzurri-Spieler engagierte, kam im Team nicht bei allen gut an. Obwohl die Neuen beim ersten Auftritt überzeugt haben, bleibt ein Frustpotenzial.

Michael Brönnimann trägt jetzt zwar nicht mehr das Azzurri-Trikot, bleibt aber torgefährlich. Bild: Raphael Schaefer/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Eliassi auf Ruggiero, Ruggiero auf Brönnimann und Brönnimann vollendet. Beim einen der insgesamt vier Lyss-Treffer am Mittwochabend haben gleich alle drei Ex-Azzurri-Spieler ihre Füsse im Spiel – Mamona, der vierte im Bunde, fehlte arbeitsbedingt. Doch damit nicht genug: Während Eliassi mit seinem Partner in der Innenverteidigung viel Sicherheit ausstrahlt, zeigen sich Ruggiero und wiederum Brönnimann für zwei weitere Treffer verantwortlich. Am Ende freuen sich die Lysser über den souveränen Einzug in die nächste Runde des Berner Cups. Gegner Bern 1894, der in der Parallelgruppe der 2. Liga regional mit drei Siegen aus fünf Partien in die Meisterschaft gestartet ist, war beim 0:4 chancenlos.

«Ich bin erleichtert», sagt Trainer David Meister. «Denn es liegen schwierige Tage hinter uns.» Am Samstag verloren die Lysser gegen Courtételle 1:5. Eine Auswärtsniederlage beim noch verlustpunktelosen Leader scheint im ersten Moment kein Grund zur Sorge. «Der Auftritt war jedoch allgemein schlicht ungenügend», erklärt Meister. «Courtételle war alles andere als eine Übermannschaft.» So kam es im Training vom Montag zur Aussprache. Neben dem Courtételle-Spiel ging es in den Gesprächen auch um die vier Neuen, die nach dem dritten Spieltag zum Team gestossen sind.

«Es geht darum, Erfolg zu haben»
Ende August, kurz vor Transferschluss, kam es bei Azzurri Biel zum Eklat. Der Trainer wurde überraschend entlassen, worauf sich mehrere Spieler mit ihm solidarisierten und den Verein verliessen (das BT berichtete). Plötzlich waren mehrere gestandene Zweitligaspieler zu haben. David Meister und der SV Lyss wollten sich die Chance nicht entgehen lassen und engagierten mit Eliassi, Ruggiero, Brönnimann und Mamona vier Azzurri-Abgänger.

Als die Neuen im Team vorgestellt wurden, hatte Lyss soeben das Derby gegen Aarberg gewonnen. Auch in den Spielen davor hatte das Team gegen starke Widersacher eine gute Falle gemacht. Entsprechend fiel es dem einen oder anderen Spieler schwer, die neue Konkurrenz im ohnehin schon breiten Kader zu akzeptieren. Dass die beiden folgenden Partien gegen Nidau und Courtételle verloren gingen (noch ohne die Neuen), war für die Stimmung im Team ebenfalls wenig förderlich. «Ich verstehe, dass einige Spieler mit den Zuzügen nicht ganz glücklich waren», sagt Meister. «Aber spätestens nach dem Mittwochspiel müssen wir nicht mehr über die Qualität der Neuen diskutieren. Mit ihrer Erfahrung haben sie das ganze Team besser gemacht. Und letztlich geht es auf unserem Niveau halt auch darum, Erfolg zu haben.»

«Ego in den Hintergrund stellen»
Mit ihrem Einstand nach Mass haben die ehemaligen Azzurri-Spieler jedenfalls eine klare Ansage gemacht und sich quasi selbst legitimiert. Ob dies für Ruhe sorgen wird, ist allerdings zu bezweifeln. Fürs kommende Spiel gegen Courroux stehen David Meister über 20 Spieler zur Verfügung. Es werden also mehrere Akteure entweder bei einem anderen Team des SV Lyss auflaufen oder gar zuschauen müssen. Das birgt auf Dauer ein grosses Frustpotenzial.

Auch das sei am Montag angesprochen worden, sagt David Meister. «Ich habe festgehalten, dass Fussball ein Teamsport ist, bei dem man sein Ego in den Hintergrund stellen muss.» Ausserdem befände man sich noch in einer frühen Phase der Meisterschaft. «Aus Erfahrung weiss ich: Je länger die Hinrunde dauert, desto mehr Ausfälle wird es geben», so der Trainer. «Im letzten Jahr waren teils nur noch etwas mehr als zehn Spieler im Training. In dieser Saison werden wir froh um die zusätzliche Breite sein.»

Meister ist sich jedoch bewusst, dass diese Argumente nicht jeden überzeugen werden. Ebenso weiss er, dass die ehemaligen Azzurri-Spieler weiter einen engen Kontakt pflegen. Ergibt sich im Winter für sie die Möglichkeit, irgendwo wieder zusammenzuspielen, ist es nicht ausgeschlossen, dass sie ihre jetzigen Klubs wieder verlassen. Im Regionalfussball kann es bekanntlich schnell gehen.

Deshalb ist Meister trotz der Euphorie nach dem starken Cup-Auftritt auch vorsichtig damit, die Zielsetzung anzupassen. «Jetzt heisst es für uns gegen die kommenden Gegner, die praktisch alle in unserer Reichweite liegen, möglichst viele Punkt zu sammeln», sagt Meister. «Was genau in dieser Saison noch drinliegt, besprechen wir dann in der Winterpause.»

Stichwörter: SV Lyss, David Meister

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