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Biel macht ernst mit der Energiewende

Die Energie Service Biel/Bienne informierte gestern: Ab 2017 wird nur noch erneuerbaren Strom aus der Schweiz zu einem Kostenanstieg von drei Prozent geliefert.

Symbolbild Strompreise 2017
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Von Nicole Bolliger

«Ab 2017 liefert das selbstständige Gemeindeunternehmen Energie Service Biel/Bienne (ESB) nur noch 100 Prozent erneuerbaren Strom und dies zu günstigen Preisen», sagt Barbara Schwickert, Gemeinderätin und Vize-Präsidentin des Verwaltungsrats heute an der Pressekonferenz.

Schritt für Schritt habe man sich diesem Ziel genähert. 2011 stammte noch 54 Prozent aus Atomstrom. Mit der Ausgliederung des ESB im Jahre 2012 wurde im Reglement festgehalten, dass mittelfristig auf den Verkauf von Atomstrom verzichtet werden soll. Dies in Anlehnung an die langfristige Energiestrategie des Bundesrates, der bis 2050 aus der nuklearen und fossilen Energie aussteigen will. Der ESB entwickelte ein Produkt «Regional», das nur aus Wasserkraftenergie mehrheitlich aus der Region besteht.

Hohe Nachfrage

«Das Produkt ‹Regional› kam bei der Kundschaft gut an», sagt Schwickert. 98 Prozent der 36_000 ESB-Kunden zogen das Produkt «Regional» dem Produkt «Mix» vor, das Strom aus der Kernenergie liefert. Der Anteil an verkaufter erneuerbarer Energie konnte dank dem neuen Produkt schrittweise bis 2015 auf 83 Prozent erhöht werden.

Das Angebot und die Nachfrage für ein reines erneuerbares Stromangebot sei genügend hoch. Neu wird deshalb auch das Produkt «Mix» nur noch erneuerbaren Strom aus Schweizer Wasserkraftwerken enthalten. «Dass wir dieses mittelfristige Ziel so schnell erreichen, hätte ich damals nicht gedacht», so Schwickert.

Hohe Investitionen

Die 17 Prozent nicht erneuerbarer Energien werden durch eine erhöhte Eigenproduktion kompensiert. Dafür investierte die ESB in den Bau von Produktionsanlagen im Bereich der Wasserkraft, Windenergie und Solarenergie. Unter anderem waren dies der Neubau des Wasserkraftwerks in Hagneck, das Windparkprojekt Montoz-Pré Richard sowie das Solarkraftwerk auf der Tissot Arena.

Die regionale Produktion genüge nicht, um den Bedarf an Energie der Region zu decken, sagt Heinz Binggeli, Direktor der ESB. Doch werde die regionale Produktion vor der nationalen und internationalen Produktion priorisiert. «Die ESB lebt dies zu 100 Prozent», sagt Schwickert.

Die Windkraft brauche noch etwas Zeit, bis sie völlig entwickelt ist, so Binggeli. 2019 rechnen die Verantwortlichen mit der Inbetriebnahme des Windparks Montoz-Pré Richard: «Ziel ist die Realisierung, auch wenn sich das Projekt eventuell etwas verzögert.»

In Zukunft solle die Windkraft 50_Prozent des Verbrauchs der Haushalte decken. Zurzeit produzierten die Wasserkraftwerke Hagneck, Brügg und Bözingen 30 Prozent in der Grundversorgung des gelieferten Stroms.

Höhere Strompreise

Wichtig sei aber auch eine kostengünstige Stromversorgung der Bieler Kunden, sagt Schwickert. Die ESB gehört nach eigenen Angaben zu den günstigeren Stromanbietern im Kanton Bern. Die Strompreise steigen per 2017 um drei Prozent. Hauptgrund für den Anstieg sei die Erhöhung der Abgaben für die Förderung der erneuerbaren Energien durch den Bundesrat um 0.2 Rappen pro Kilowattstunde, sagt Binggeli. Die Abgaben an die Stadt Biel bleiben gleich hoch.

Neben den Abgaben sind die Produktion von elektronischer Energie und die Netznutzung Preis-Komponenten. Die Marktpreise für Energie sinken weiter. Die ESB konnte die Energie entsprechend günstiger einkaufen und senkt die Arbeitspreise für das Produkt «Mix» um 0.15 Rappen pro Kilowattstunde.

Die Preise für die Netznutzung im Mittelspannungsnetz werden von der Stromnetz-Betreiberin Swissgrid leicht gesenkt. Davon profitieren in der Regel grosse Industrieunternehmen. Doch für die Gewerbe- und Industriekunden auf Niederspannung steigen die Nutzungskosten. Dies bedeutet, einen Kostenanstieg von 2 Prozent für einen Durchschnittshaushalt auf 878.40 Franken pro Jahr, 0.7 Prozent für einen Kleinbetrieb  und 2.1 Prozent für einen Industriekunden. Der Kostenanstieg liege im Trend der letzten zwei Jahre, so Binggeli.

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