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Filmpodium

"Das Ende der Unschuld": Der Charme von Biel

Die Stadt Biel ist selten Drehort von Filmen. In «Das Ende der Unschuld» ist sie es. Regisseur Daniel Best Arias erklärt warum. Und er spricht über Unschuld sowie die Macht des Films.

Die Nacht zu dritt fängt ganz harmlos an.

Interview: Raphael Amstutz

Daniel Best Arias, warum haben Sie diesen Film gemacht?
Daniel Best Arias: Ich übe mich seit Jahren darin, fiktive Geschichten auf eine unkonventionelle, fast dokumentarische Art zu erzählen. Ich wollte mich auf ein Abenteuer einlassen und habe ich mir erlaubt, meine Figuren absichtlich in Situationen zu stecken, auf die sie nicht vorbereitet waren, diskutierte mit ihnen, schrieb Szenen immer wieder um und folgte meinem Bauchgefühl. Kurz gesagt, ich wollte eine Welt mit fiktiven Charakteren gründen, deren Geschichte ich so erzählen kann, als würde ich einen Dokumentarfilm drehen.

Wie nahe sind die Figuren an Ihrem eigenen Denken, Erleben und Fühlen?
Mein eigenes Denken, Erleben und Fühlen vermischt sich in dieser Geschichte sehr mit meinem alten Sein und neuen Erkenntnissen darüber, wie das Leben, und wie Karma funktioniert. Meine Haltung beruht insofern viel mehr auf der Tatsache, dass man sich im Leben nur so lange vor seinen Verantwortungen drücken kann, bis man in Form eines Ultimatums damit konfrontiert wird, wenn es einem gerade überhaupt nicht passt. Während des Entwicklungsprozesses sind zudem viele Erfahrungen aus dem eigenen Leben der beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler mit in die Geschichte eingeflossen.

Was bedeutet für Sie Unschuld?
Der Film wirft einen Blick auf Menschen, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen, und zeigt, wie sie mit Verantwortung umgehen. Ich bin davon überzeugt, dass alles, was man unterdrückt und von sich wegschiebt, dazu dienen wird, einen am Ende zu besiegen. Für unser Handeln müssen wir stets die Verantwortung tragen.

Warum haben Sie Biel als Hauptdrehort gewählt?
Ich wollte die Geschichte ursprünglich in Wien stattfinden lassen, da ich meine Jugendjahre dort verbracht habe und die Geschichte meines Erachtens sehr gut dort hingepasst hätte. Schliesslich kam das Angebot, ich solle die Geschichte doch in Zürich verfilmen, da ich zu der Zeit noch dort studierte. Die Stadt eignete sich allerdings nicht für mich, also suchte ich nach anderen Städten. Biel hat durch seine Multikulturalität einen ganz eigenen Charme, offenherzig, düster und mit vielseitigen, spannenden Leuten. Wo Zürich wohl eher das Manhattan der Schweiz – wie ich es kenne – ist, ist Biel eher Brooklyn.

Was kann Film, was andere Kunstformen nicht können?
Was Film sicher besser kann, ist uns, trotz der Vergewisserung, dass wir getäuscht werden, auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen. Trotz seiner Fiktion speichern wir Film als echtes Erlebnis ab. Jedes Werk kann, je nachdem wie alt der Zuschauende ist, mehr oder weniger psychologisch anspruchsvoll sein und in ihm nachhallen, seinen Blick auf die Welt und die Menschen verändern.

Was kommt als nächstes?
Momentan bin ich im Castingprozess für meinen nächsten Spielfilm «Sakrileg und Liebe», den ich ebenfalls in Biel drehen werde. Die Story handelt von einem psychisch labilen jungen Vater, dessen Mutter ihn zu einer Therapie zwingt, damit er sein Kind, das sie adoptiert hat, sehen darf. Ich will probieren, die verschiedenen Kulturen und Sprachen, die in Biel gesprochen werden, in diesen Film einzubinden. Um dieser Realität etwas näher zu kommen und ihr gerecht zu werden, nehme ich mir jetzt noch ein Jahr Zeit.

Info: Im Filmpodium, Biel. Heute, 18 Uhr, nächsten Montag und Donnerstag, jeweils 20.30 Uhr. Am 4. November in Anwesenheit des Regisseurs. www.filmpodiumbiel.ch

Die Bewertungen der BT-Filmkritikerinnen und BT-Filmkritiker:
Raphael Amstutz *** (von 5 Sternen)

 

Stichwörter: Bieler Filmpodium

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