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"The Mandalorian": Mit viel Fanliebe zum Erfolg

Die Star-Wars-Serie «The Mandalorian» auf dem Streamingdienst Disney Plus zeigt, dass der Unterhaltungskonzern vorerst sehr gut auf Kinofilme der Weltraum-Saga verzichten kann.

Auf der Suche nach der Herkunft: Der wortkarge Kopfgeldjäger geht mit seiner kleinen grünen Begleitung auf Reisen.

von Simon Dick

Als 2019 mit «The Rise of Skywalker» der letzte Film der neuen Sequel-Trilogie im Kino lief und kurz darauf schon die erste Live-Action-Serie aus dem Star-Wars-Kosmos auf Disney Plus veröffentlicht wurde, waren einige Fans skeptisch. Ein Gefühl von Übersättigung machte sich breit, und viele waren unsicher, ob eine Star-Wars-Geschichte auch im Serienkleid funktionieren würde. Zwar gab es in den Jahren zuvor schon viele gute Animations-Serien, aber echte Menschen vor der Kamera, die ein «Krieg der Sterne»-Abenteuer in der Kurzfassung erzählen wollen, das sorgte für Zweifel.

Aber als «The Mandalorian» startete, hatte Disney wohl selber nie mit einem solch intensiven Erfolg gerechnet. Noch bevor die Serie auch in unseren Breitengraden lief, war die Hype-Welle bereits angekommen. Ja, sogar Nicht-Fans kamen mit der neuen Serie in Berührung. Eine kleine niedliche Nebenfigur stahl dabei allen die Show und wurde zu einem viralen Hit. Dieser kleine Kerl, der mit der Bezeichnung Baby Yoda durchs Netz wanderte, zog die Blicke auf sich und ist jetzt mit dem Start der zweiten Staffel wieder in aller Munde. Doch «The Mandalorian» hat noch viel mehr zu bieten als nur grüne Niedlichkeit.

«The Mandalorian» erzählt die Geschichte eines wortkargen Kopfgeldjägers (Pedro Pascal), der einen simplen Beschaffungsauftrag erledigen soll. Dass er aber ein Kind entführen und beim dubiosen Auftraggeber, einem alten Anhänger des jüngst untergegangenen Galaktischen Imperiums, abliefern soll, bringt den sonst harten Kerl ins Grübeln.

Schliesslich entscheidet er sich, das kleine Wesen zu behalten, es zu beschützen und zu Seinesgleichen zurückzubringen, obwohl über die Zugehörigkeit seiner Spezies so gut wie nichts bekannt ist. Zu Beginn der zweiten Staffel versucht, das ungleiche Duo die mysteriöse Herkunft des Kindes zu lüften. Dabei besuchen sie zum Start ihrer neuen Odyssee einen bekannten Ort aus der Star Wars-Vergangenheit und treffen auf vertraute Figuren, die das Fanzherz sofort höherschlagen lassen.

Geschichten aus dem Star-Wars-Universum waren und sind stets von grosser Tragweite innerhalb der Franchise, vor allem wenn sie auf der grossen Leinwand erscheinen. Heldenreise, Familiendramen und die Schicksalslast einer gesamten Galaxis liegen jeweils schwer auf den Schultern der Protagonistinnen und Protagonisten. Was in den Kinofilmen geschah, hatte stets weitreichende Konsequenzen für alle Beteiligten. Das grosse Ganze, der Dualismus zwischen Gut und Böse war immer im Fokus. Bei «The Mandalorian» ist die Sache anders. Hier wird eine kleine Geschichte am Rande des Universums erzählt, bei der ein einzelner Mensch auf seinem Motivationsweg begleitet wird. Das ganz grosse Drama fällt aus, der Fokus liegt auf kleinen Irrungen und Wirrungen.

Bis heute gibt es kein anderes Star-Wars-Produkt, das mit einer solch innigen Liebe zum Detail auf die Fans losgelassen wurde. In «The Mandalorian» besuchen wir alte, sehr bekannte Schauplätze aus den Filmen, treffen auf vertraute Figuren, und ständig wird ein Querverweis oder ein versteckter Insider-Gag präsentiert. Es sind diese kleinen Aha-Momente, diese Huldigungen an die grosse Marke, die jede Folge einzigartig machen. Im Hintergrund tummeln sich viele versteckte Anspielungen, bekannte Charaktere tauchen kurz auf und parallel diskutiert man im Internet über die neusten Eastereggs der Macher.

Auch technisch zeigt sich die Serie von einer aussergewöhnlichen Seite: Mit der neuen Produktionstechnik Stagecraft sorgen die Macherinnen und Macher für noch realistischere Bilder. Stagecraft ist eine neue Projektionstechnologie, die eine Filmrealität um die Schauspielerinnen und Schauspieler zaubern kann. Laserprojektoren sorgen dafür, dass die einzelne Szene komplett erstellt und auf einer runden, hochauflösenden LED-Leinwand im Hintergrund wiedergegeben wird.

Mit dieser neuen Technik können nicht nur die Produktionskosten gesenkt, sondern auch die Dreharbeiten sowie die Nachbearbeitungen verkürzt werden. Kurz: Die Menschen vor der Kamera agieren in einer virtuell erzeugten Filmwelt, wo die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion kaum mehr zu erkennen sind.

Mit «The Mandalorian» hat Disney einen Hit gelandet, der noch lange nicht zu Ende erzählt ist. Weitere Staffeln sind schon in der Planung. Aber der Unterhaltungskonzern ruht sich keinesfalls auf den Lorbeeren aus, sondern hat bereits mit der Produktion von anderen Star Wars-Serien begonnen. Nebst der neuen Animations-Serie «The Bad Batch» richten sich momentan alle Augen auf Ewan McGregor, der in einer Miniserie als Kultfigur Obi-Wan Kenobi exklusiv auf Disney Plus zurückkehren wird. Disney hat also mehr als nur ein heisses Eisen im Feuer und kann vorerst auf grosse Kinofilme der Weltraum-Saga gut verzichten.

Info: Die erste Staffel von «The Mandalorian» ist auf Disney Plus verfügbar. Seit vorletztem Freitag wird wöchentlich eine neue Folge der zweiten Staffel veröffentlicht.

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