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Filmkritik

"Raya And The Last Dragon": Ein animiertes Kunststück

Auf Disney Plus verzückt ein neuer Animationsfilm mit charmanten Figuren und herzerwärmenden Momenten. Nur wer aber für die Sichtung zusätzlich zahlt, kommt bereits jetzt in den Genuss dieses berauschenden Abenteuers.

Ein dynamisches Duo: Kriegerin Raya (Kelly Marie Tran) und Drachenlady Sisu (Nora Lum) beginnen ihre Heldinnenreise. 

von Simon Dick

Es verwirrt und ist dennoch logisch: Wer «Raya And The Last Dragon» auf Disney Plus sehen möchte, muss zur normalen Abogebühr einen zusätzlichen einmaligen Preis von 29 Franken bezahlen. Dadurch erhalten Zuschauerinnen und Zuschauer einen VIP-Zugang, um den Film, so oft wie sie wollen, exklusiv zu sichten.

«Raya» wäre ursprünglich für die grosse Leinwand gedacht gewesen, ist nun aber auf dem hauseigenen Streamingdienst gelandet.

Auch die Realverfilmung des Zeichentrickfilm-Klassikers «Mulan» wurde im letzten Jahr vorab exklusiv unter das Heimkino-Volk gebracht. In der Zwischenzeit ist er als normaler Inhalt innerhalb des Abos auf Disney Plus erhältlich. Dasselbe wird ab Sommer auch mit «Raya» passieren. Doch bis dahin bleibt der Animationsfilm ein exklusiver Inhalt.

Diese Strategie mag für viele dreist wirken, doch hinter ihr stecken plausible betriebswirtschaftliche Gründe. Als «Mulan» hinter einer zusätzlichen Paywall auf die Sichtung wartete, schnellte die Zahl der Abonnierenden nach oben. Während viele also die Faust im Sack machten, ging diese Strategie für den Konzern auf. Nun ist «Raya» an der Reihe. Doch wie gut ist dieses neue Werk eigentlich?

Im fiktiven Land Kumandra lebten einst verschiedene Völker friedlich zusammen und bildeten eine Koexistenz mit allerlei Drachen, die mit ihrer Magie das Land vereinten und auch beschützten. Als finstere Kräfte drohten, die gesamte Zivilisation in eine ewige Steinzeit zu verdammen, schlossen sich alle Drachen zusammen, um das Böse fernzuhalten. Das klappte, doch die Nebenwirkungen waren fatal: Die stolzen Geschöpfe verwandelten sich in Stein und die Völker gaben sich gegenseitig die Schuld am Untergang. Griesgrämig und voller Vorurteile zog sich jede Gruppe in ihr Gebiet zurück und es folgten trostlose Jahre.

Generationen später macht sich die junge Kriegerin Raya (Kelly Marie Tran) auf die Suche nach dem letzten Drachen, der laut Legende irgendwo auf seine Erlösung wartet. Selbstverständlich findet sie mit viel Glück und auch per Zufall das letzte Exemplar.

Die quirlige Drachen-Lady Sisu (Nora Lum) ist sofort Feuer und Flamme und bereit für eine landesweite Rettungsaktion. Denn die einst böse Macht von früher ist wieder stärker geworden. Zusammen mit auserwählten Stammes-Mitgliedern macht sich das sympathische Duo auf den Weg, die Drachen aufzuwecken und die Länder wieder zu vereinen.

Wohin der Film gehen und wie er enden wird, das ist schon nach den ersten Minuten glasklar. Doch trotz simpler Grundstruktur ist da noch sehr viel Platz für Momente, die haften bleiben und zwischen den Zeilen hervorspringen. Raya trägt blaues Blut in sich, ist jedoch von der klassischen Disney-Prinzessin sehr weit entfernt. Auch andere Figuren aus diversen Königsfamilien haben mit alten Charakter-Strukturen nicht mehr viel gemeinsam. Natürlich geht es auch nicht ohne den gewohnten Antagonisten, den wir hier aus Spannungsgründen nicht nennen werden. Auch wenn dieser sehr schnell enthüllt wird;es ist eine von vielen Überraschungen, die in diesem Zeichentrickwerk warten.

Die Balance zwischen Familienunterhaltung und Action-Epos stimmt. Auch wenn dieser Animationsfilm für ein Disney-Werk auffallend viele Action-Inhalte präsentieren darf, bleibt alles stets im familienfreundlichen Gewässer. Mit vielen optischen Schauwerten trumpfen vor allem die einzelnen Königreiche auf, die jeweils besucht und erkundet werden. Jedes einzelne Land unterscheidet sich thematisch vom anderen und präsentiert eine eigene Kultur in die man sofort hineintauchen möchte, um alles über sie zu erfahren. So rennen, hüpfen und kämpfen sich unsere Heldinnen wie in einem Videospiel von Level zu Level und machen stets neugierig auf das nachfolgende. Die Spannung bleibt aufrecht und inhaltliche Tiefpunkte sind kaum wahrnehmbar. Geschmeidige Dialoge, der eine oder andere moralische Zeigefinger plus eine Prise Sozialkritik runden das Abenteuer ab.

«Raya And The Last Dragon» ist ein animiertes Kunststück geworden. Selbstsicher wandert der Film zwischen den Extremen hin und her. Mal ist er zum Schreien komisch, mal zum Weinen traurig. Wilde Actionmomente verzücken unsere Augen, während ruhige Momente uns zum Nachdenken verleiten. Und dazwischen agieren eigenwillige Figuren, die wir sofort in unser Herz schliessen – auch wenn sie böse sind.

Info: «Raya And The Last Dragon» ist für 29 Franken auf Disney Plus via VIP-Zugang erhältlich.

Die Bewertungen der BT-Filmkritikerinnen und BT-Filmkritiker:
Simon Dick **** (von 5 Sternen)
Dominic Schmid **** (von 5 Sternen)
Mario Schnell *** (von 5 Sternen)
Sven Weber *** (von 5 Sternen)
Roger Duft *** (von 5 Sternen)


 

Stichwörter: Kino, Film, Heimkino

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