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Filmkritik

"Tides": Kaputte Welt

Zehn Jahre nach «Hell» ist der Basler Tim Fehlbaum zurück – und wieder erzählt er von einer zerstörten Erde und trotziger Hoffnung.

Bin ich wirklich alleine? Blake (Nora Arnezeder).

von Raphael Amstutz

Vor zehn Jahren hat der damals unter 30-jährige Basler Regisseur Tim Fehlbaum ein Langfilm-Erstlingswerk abgeliefert, das nachhaltig Eindruck hinterliess:Der sprachlich gewollt zweideutige «Hell», ein atmosphärisch dichtes Endzeit-Drama, wurde gleich mit dem Deutschen Filmpreis (Musik) und dem Zürcher Filmpreis ausgezeichnet.

Nun legt Fehlbaum mit «Tides» nach – und begibt sich thematisch auf sein bevorzugtes Terrain:den Weltuntergang. Diesmal scheint die Erde gänzlich zerstört und unbewohnbar. Die Menschen haben sich vor vielen Jahrzehnten auf einen Nachbarplaneten abgesetzt. Von dort startet nun eine Erkundungsmission, die herausfinden soll, ob sich unsere Heimat erholt hat und ob es sich dort allenfalls wieder leben liesse.

Die Raumkapsel wird beim Anflug allerdings zerstört und nur eine Astronautin überlebt. Bald erkennt Blake (überzeugend:Nora Arnezeder, die an Charlize Theron in «Mad Max» erinnert), dass sie nicht alleine ist.

Gedreht am Wattenmeer und in einem Studio in Deutschland («Waterworld» lässt grüssen), beweist Fehlbaum erneut, wie sehr er dieses Genre im Griff hat. Wie ein Routinier spielt er mit der Bedrohung, dem Licht, den Tönen und der Beklemmung, stellt seine Figuren vor schwierige und mitunter folgenschwere Entscheidungen und motiviert das Publikum, darüber zu diskutieren, ob die Menschheit das Überleben verdient hat.

Obwohl die Geschichte ab und an kurz holpert und einige Charaktere mit etwas mehr Tiefenschärfe hätten gezeichnet werden können, besticht auch sein Zweitling durch Optik, Stimmung und Schnörkellosigkeit.

Info: Im Kino Rex 2, Biel. Nur 20.15 Uhr.

Die Bewertungen der BT-Filmkritikerinnen und BT-Filmkritiker:
Raphael Amstutz **** (von 5 Sternen)
Dominic Schmid **** (von 5 Sternen)

Stichwörter: Filmkritik

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