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Wassertemparaturen sind jetzt auch für Weicheier geeignet

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Es gibt aber Menschen, die hören nie mit dem Baden in offenen Gewässern auf und fangen entsprechend auch nie an – sie sind quasi saisonlos. Ganzjahres-Badende werden wechselweise mit Bewundern oder mit einem mitleidigen Kopfschütteln begleitet. Das spezielle Hobby habe ich bisher erst aus der Ferne mitbekommen. Lange Jahre beobachtete ich einen Nachbarn, der stets mit Bademantel «bewaffnet» mit entschiedenem Schritt das Seeufer ansteuerte. Hochachtungsvoll und immer leicht fröstelnd war ich in Gedanken mit ihm in der Kälte. Heuer war ich erstmals nahe dabei, als eine junge Frau bereits im Januar ein kurzes Abtauchen in den See wagte. Nichts für mich – also doch eher Kategorie Weichei?

Nein, denn schon im April war es so weit, dass mehr als die Zehenspitzen eintauchten. Stolz über dieses «Abenteuer» ging der Blick leicht schockiert zur gleichzeitig augenscheinlich locker vorbeischwimmenden Frau. Wie macht die das? Man sagt, es sei eine Gewöhnungssache und halt auch ein ganz heftiges Überwinden des inneren Schweinehundes. Demgegenüber staunte ich anfangs Woche, als ich einen Schwimmer im Ganzkörperanzug beobachtete. Wir Badehose-Bader fühlten uns stolz.

Jetzt reicht es also wie gesagt für alle: Wer aktuell noch zurückschreckt, ist in der Tat ein Weichei. Die restlichen Sommer- und Spätsommertage werden zum Badevergnügen. Die coronabedingten Sommertage an hiesigen Gewässern erlauben das Entdecken der Vorzüge vor der Haustüre. «Es lächelt der See, er ladet zu Bade» lässt Friedrich Schiller einen Fischerknaben in seinem «Wilhelm Tell» singen. Genau, möchte man anfügen. Lassen Sie sich nicht betrüben, dass Ferien in der Ferne für einmal kein empfehlenswertes Ziel waren. Geniessen Sie die warmen Tage zu Hause und unterstützen Sie das heimische Gewerbe. Es gibt Stimmen, die sagen, der Sommer in der Schweiz sei etwas vom Schönsten.

brentsch@bielertagblatt.chTwitter: @BernhardRentsch

Im persönlichen Blog berichten BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch und Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern.

von Bernhard Rentsch Chefredaktor