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Ex-Nationalcoach fiebert mit

FC-Biel-Trainer Bidu Zaugg ist früher als Nationalcoach und Assistent mit den Schweizer Fussballern unterwegs gewesen. Heute fiebert er am Fernsehen mit und ist voll überzeugt, dass «wir Honduras wegputzen werden».

Mitfiebern aus der Ferne: FC-Biel-Trainer Bidu Zaugg wird heute am TV das Spiel der Schweizer in Brasilien mitverfolgen./copyright: Bieler Tagblatt/Olivier Gresset

(fri) Wenn Bidu Zaugg von der Schweizer Nationalmannschaft spricht, dann tut er dies immer in der «Wir»-Form. «Schon unsere Leistung im Spiel gegen Ecuador war nicht so gut gewesen», sagt Zaugg. «Nach dem Negativspiel gegen Frankreich bin ich aber weiterhin voll davon überzeugt, dass wir Honduras wegputzen werden.» Seine Zeit als Schweizer Nationaltrainer und Assistenzcoach liegt schon 14 Jahre zurück. Trotzdem identifiziert sich Zaug nach wie vor mit der «Nati». «Schliesslich sind wir Schweizer und immer froh um gute Leistungen. Diese helfen mit, dass wir als Fussballer im Umfeld positiver wahrgenommen werden.»
Je nach Ausgang der Partie zwischen Ecuador und Frankreich könnten sich die Schweizer sogar eine Niederlage mit einem Tor Unterschied leisten. Im ungünstigsten Fall würde ihnen aber auch ein Sieg nicht für den Achtelfinaleinzug reichen. Für Spannung ist heute Abend gesorgt. Zaugg wird zuhause am TV mitfiebern und dem Team die Daumen drücken. «Ich schaue mir eigentlich die meisten WM-Spiele an, allerdings nicht im Schweizer Fernsehen», sagt Zaugg. «Dort gibt es mir zuviel Blabla.» Er bevorzuge die Deutschen Sender. «Die Analysen sind professioneller und schon im Vorfeld der Partien erfährt man viel Interessantes.» Zaugg lobt dabei die Arbeit der beiden ehemaligen Deutschen Nationalspieler Oliver Kahn und Mehmet Scholl, die als TV-Experten einen guten Mehrwert bieten würden.
Im 2000 Schweizer Nationaltrainer
Die beiden ehemaligen Topstars kennt Zaugg noch gut aus seiner Zeit mit der Nationalmannschaft und den Duellen gegen Deutschland. 1995 bei der 1:2-Niederlage in Bern war er als Assistent von Trainer Roy Hodgson tätig. Fünf Jahre später, nachdem der Vertrag mit Gilbert Gress nicht verlängert worden war, stand Zaugg interimistisch sogar als Cheftrainer am Spielfeldrand. Am 26. April 2000 traf die Schweiz in Kaiserslautern anlässlich des 100-jährigen Bestehen des Deutschen Fussballbundes auf den Gastgeber. Auch das BTwar an diesem Jubiläumsspiel dabei und interviewte Zaugg nach dem beachtlichen 1:1. «Ich verabschiede mich mit Wehmut, denn wir hatten im Team sehr viel Spass», sagte Zaugg, der wieder ins zweite Glied trat.
Spieler kämpfen für Zaugg
Die Spieler machten zwar beim Verband Druck und wollten Zaugg unbedingt als Chef behalten. «Das wäre für mich natürlich reizvoll gewesen», so der Protagonist. «Allerdings wusste ich schon lange bevor es kommuniziert wurde, dass Trossero unterschrieben hatte.» Die Verbandsverantwortlichen verfolgten eine andere Strategie und ernannten Zaugg zum neuen U21-Nationaltrainer, um ihn langfristig als Nachfolger Trosseros aufzubauen. Dann kam das reizvolle Angebot von Rekordmeister GC. Zaugg verhalf den Zürchern in der Saison 2000/01 zum 26. Meistertitel und wurde in der Nacht des Schweizer Fussballs als Trainer des Jahres ausgezeichnet.
Nach weiteren Stationen trainiert Bidu Zaugg inzwischen in seiner zweiten Saison den FC Biel. Er erinnert sich aber gerne an die guten alten Zeiten zurück. «Ich war bei rund 80 Länderspielen mit dabei, bestritt mit dem Team die WM 1994 in den USA sowie zwei Jahre später die Europameisterschaften in England.» Er habe sehr viel erlebt, Hodgson, Arthur Jorge und Gress hiessen von 1992 bis 2000 seine Chefs. In der nur etwas mehr als ein Jahr dauernden Ära Rolf Fringers dazwischen hatte Zaugg eine Auszeit genommen, um sich voll auf seine Arbeit als Junioren-Nationalcoach konzentrieren zu können und die Schweizer an die U16-EM zu führen.
Alain Sutter und Knup aussortiert
«Jeder Trainer hatte so seine Eigenheiten. Ich kam aber mit allen gut aus und habe ihre Entscheidungen mitgetragen.» Auch wenn sie nicht immer populär waren. So sortierte Artur Jorge vor der EM 1996 die Leistungsträger Alain Sutter, heute wie Gress Fussballexperte beim Schweizer Fernsehen, und Adrian Knup aus. Die Fans tobten, während die Boulevardpresse den «Skandal» ausschlachtete. «Jetzt spinnt er – Schock für die Fussball-Nati und die ganze Nation», titelte der Blick.
Zaugg versteht den Entscheid
«Auch ich war im ersten Moment überrascht, als mich Artur Jorge im Vertrauen über sein Vorhaben informierte», erinnert sich Zaugg. «Nachdem er mir aber genau erklärt hatte, wieso er auf andere Spieler setzen wollte und die beiden nicht in sein Konzept passten, verstand ich den Entscheid. Zumal Sutter und Klub in ihren Bundesligaklubs keine gute Saison gespielt hatten.» Allerdings bemängelte Zaugg die Art und Weise, wie Jorge kommuniziert hatte. «Er hat ihnen ganz am Schluss und ohne irgendeine Begündung noch schnell gesagt, dass sie nicht im Aufgebot figurieren.» Damit habe sich der Trainer keine Freunde geschaffen.
Lob an Hitzfeld
Voll akzeptiert sei dagegen Ottmar Hitzfeld. «Er verfügt über eine Riesenerfahrung und die nötige Ruhe und Gelassenheit, um sich auch von einem Negativresultat nicht verrückt machen zu lassen», sagt Zaugg über den aktuellen Chefcoach. «Er weiss, wie man mit Stars umgeht.» Auf diesem Niveau seien Führungsqualitäten fast wichtiger als das fussballtechnische Knowhow. «Hitzfeld hat der Mannschaft viel gebracht.» Jetzt fehle noch der krönende Abschluss, der über ein positives Resultat gegen Honduras geht. «Wir putzen Honduras weg», wiederholt sich Zaugg und macht sich auf einen emotionsgeladenen TV-Abend gefasst.

Verletzungen beim FC Biel
• Zwei Verteidiger haben sich im Training des FC Biel verletzt und müssen wegen Knieprobleme für noch unbestimmte Zeit pausieren. Bei Fabio De Feo wurde ein kleiner Knorpelschaden diagnostiziert. Heute hat er einen Termin beim Spezialisten. André Pazeller macht derzeit eine entzündete Patellasehne zu schaffen.
• Pietro Di Nardo, der den Verein in Richtung Neuenburg verlassen will, trainiert weiterhin mit dem FC Biel. Xamax ist nicht bereit, den Bieler aus dem laufenden Vertrag freizukaufen.
• Nach Di Nardo hat nun auch Nico Siegrist den Wunsch geäussert, den Vertrag aufzulösen. Der Offensivspieler möchte sportlich kürzer treten, um sich voll auf sein Studium konzentrieren zu können. Kriens aus der 1. Liga Classic ist an Siegrist interessiert.

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