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Alles zerzaust

Bilanz am Tag danach: Abseits des Eidgenössischen Turnfestes sind bei der Kantonspolizei Bern gegen 50 Schadensmeldungen wegen des Sturms eingegangen.

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Beat Kuhn

Aufgrund der Prognosen hatte die Kantonspolizei Bern die Wettersituation am Bielersee schon seit mehreren Tagen speziell beobachtet. Dafür wurden auch die Spezialisten der Seepolizei in Biel eingesetzt. Am Donnerstag um etwa 17.15 Uhr setzte die Flugwetterzentrale in Genf dann eine Sturmwarnung ab. Sie hatte erkannt, dass es Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 90 Stundenkilometern geben konnte. Und dies würde Folgen für das ganze Gebiet von Genf bis Grenchen haben. Dass es sich um einen sogenannten Joran handelte (siehe Infobox), war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

Man war also gewarnt in Biel – wenn auch nur gut zweieinhalb Stunden, bevor der Orkan zu toben begann. Von der Heftigkeit des Jorans sei man dann aber doch überrascht worden, so Fabian Sauvain, Chef der Kapo-Region Seeland-Berner Jura. Nachdem sich am frühen Abend dunkle Wolken über Biel aufgetürmt hatten, begannen gegen 20 Uhr die Windböen zu wüten. Später sollten auch noch heftige Regengüsse hinzukommen.

Vier Personen aus Seenot gerettet
Wie bei der Medienzentrale der Kapo Bern gestern zu erfahren war, sind im Zusammenhang mit dem Orkan zwischen 20 Uhr und Mitternacht gegen 50 Schadensmeldungen aus der Region Berner Jura/Seeland eingegangen. Davon betrafen 25 den Raum Biel/Nidau. Die Hauptstrasse in Nidau sowie das Untere Quai in Biel mussten während anderthalb Stunden gesperrt werden, weil Bäume auf die Fahrbahn gestürzt und Äste herabgefallen waren. Weitere Schadensbilder waren vom Dach gefallene Ziegel oder gar ganze abgedeckte Dächer. Insgesamt kamen in der Region Berner Jura/Seeland acht Feuerwehrkorps zum Einsatz. Die Höhe des Sachschadens kann derzeit noch nicht beziffert werden.

Obwohl die Drehleuchten am See den Sturm ankündigten, gerieten mehrere Boote in Seenot. So mussten vier Personen von der Seepolizei gerettet werden. Unabhängig davon sank vor Lüscherz  ein Boot. Verletzt wurde niemand. Näheres war nicht zu erfahren.

Zugverkehr fast reibungslos
Der Zugverkehr in der Region wurde durch das Unwetter kaum beeinträchtigt. Ausser einem umgestürzten Baum beim Bahnhof Grenchen-Nord (siehe Zweittext) hatte die SBB keine Schäden an Infrastruktur oder Rollmaterial zu beklagen, wie SBB-Mediensprecher  Daniele Pallecchi dem «Bieler Tagblatt» sagte.

Der BLS gehört in der Region zwar nur die Linie Bern–Neuenburg, doch hat sie auf mehreren Strecken in der Region Rollmaterial im Einsatz. Laut Mediensprecher Michael Blum hatte sie keine Probleme. Auch die Aare Seeland Mobil AG war laut Mediensprecher René Schärer «glücklicherweise nicht betroffen». Sie betreibt in der Region die Biel-Täuffelen-Ins-Bahn sowie die beiden Buslinien Biel–Pieterlen und Biel–Meinisberg.

 

INFOBOX:

Der Joran – eine jurassische Wetter-Spezialität

Der Joran ist eine meteorologische Spezialität des Juras. So nennt man laut Joel Rominger von Meteotest den abendlichen Fallwind am Südrand des Jurabogens. Er bläst von den Jurahöhen her und kann heftig auf den Genfersee, den Neuenburgersee und eben auch den Bielersee niedergehen. Da ein Joran meist mit dem Herannahen einer Kaltfront aus Westen verbunden ist, ist meist das ganze Gebiet zwischen Genf und Grenchen betroffen. Typischerweise beginnt er mit schweren Böen aus wechselnder Richtung und pegelt sich «nach Durchgang der Kaltfront», so Rominger, auf Nordwest ein. Er kommt in erster Linie bei stürmischen Wetterlagen und vorbeiziehenden Störungen vor und geht als kühler Fallwind meist mit einem Temperaturrückgang einher. Vorzeichen für einen Joran sind grosse, dunkle, stationäre Cumulus-Wolken über dem Jura. Er gilt allerdings als schwer voraussehbar.
 

 

ZWEITTEXT:

«Drama» in Grenchen

Auch im Kanton Solothurn haben die starken Winde am Donnerstagabend Spuren hinterlassen. Die Kantonspolizei erhielt rund 35 Meldungen über umgestürzte Bäume, umgefallene Verkehrssignale und beschädigte Dächer. Personen wurden nicht verletzt. Mehrere Feuerwehren standen im Einsatz. Am stärksten betroffen waren Grenchen und Olten, wie die Solothurner Kantonspolizei gestern morgen mitteilte. An der Witmattstrasse in Grenchen stürzte um 21 Uhr ein Kirschbaum auf zwei parkierte Autos. Verletzt wurde niemand.

Der Bahnhof Grenchen-Nord auf der Linie Moutier–Biel war am Donnerstagabend bis Betriebsschluss gesperrt. Ein Baum war auf die Fahrleitung gefallen und hatte diese niedergerissen. «Die Arbeiten bem Bahnhof Grenchen-Nord haben in der Nacht wie geplant abgeschlossen werden können», sagte SBB-Mediensprecher  Daniele Pallecchi dem «Bieler Tagblatt» gestern. «Seit Betriebsbeginn am Freitagmorgen rollt der Verkehr wieder störungsfrei.»

Einen Strich durch die Rechnung machte der Sturm den Freilichtspielen Grenchen. Um 20.30 Uhr sollte die Uraufführung des Singspiels «Uhregrübler» beginnen. Doch dazu kam es nicht. Denn schon kurz nach 20 Uhr war klar, dass an diesem Abend an Singen und Spielen nicht zu denken war. Schliesslich blies der Wind so stark, dass eine Halterung des Zuschauerzelts brach. Und wenn nicht so viel «Durchzug» wie möglich geschaffen worden wäre, wäre wohl noch mehr zu Bruch gegangen.

Die Zuschauer wurden aufgefordert, im Bistro Unterschlupf zu suchen. «Derweil hielten die Schauspieler – bereits in den Kostümen – die Kulissen fest», so Autorin und Regisseurin Iris Minder gegenüber dem BT. Mit Hilfe der Feuerwehr und der Bühnenbauer ist inzwischen wieder alles in Ordnung gebracht worden. Die Uraufführung wird morgen nachgeholt. «Wir sind sehr gut davongekommen», findet Iris Minder. Und übrigens gabs nach diesem «Drama» aus dem wirklichen Leben sogar noch Applaus. (bk/sda)

Kommentare

jost.rindlisbacher

Werter Herr Joe Lang , mit Ihren Schäfchen, von der GSOA, Schweiz ohne Arme. Haben Sie es auch gesehen. Hätte Die Armee und der Zivilschutz und ein paar Private nicht einen sonder Einsatz geleistet Hätte das ETF seinen Laden schliessen können. Auch das ist ein Dienst am Vaterland , für Tausende von Turner das Gelände wieder auf Vordermann zu bringen. Denn diese Turner tun schliesslich noch was was für Ihre Fitness.