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Curling

Die Zeit des Ausprobierens ist vorbei

In knapp 80 Tagen beginnt für die Sutzerin Jenny Perret und den Glarner Martin Rios das Olympia-Abenteuer. Heute galt es, gleich zwei Tests zu bestehen. Nach dem Spiel gegen das Olympia-Duo aus Südkorea warteten Kontrolleure von Antidoping Schweiz.

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Michael Lehmann

Mit jedem Tag, jeder Stunde, jeder Minute rücken die Olympischen Spiele in Pyeongchang etwas näher. Das wurde dem Schweizer Mixed-Doubles-Team heute einmal mehr bewusst. Diesmal auf eine etwas spezielle Art und Weise. Als die Curler das Bieler Eis nach einem Freundschaftsspiel verliessen, warteten nämlich bereits zwei Vertreter von Antidoping Schweiz, die im Auftrag des Weltcurlingverbands unterwegs waren.

Für die Sutzerin Jenny Perret war es das erste Mal in ihrer Karriere, dass sie auf unerlaubte Substanzen getestet wurde. Eine Premiere, auf die sie allerdings nicht sonderlich erpicht war. Es ist bekannt: Um sicher zu gehen, dass die Urinproben wirklich von den Athleten stammen, geht der Kontrolleur beziehungsweise die Kontrolleurin zusammen mit dem Sportler oder der Sportlerin in die Toilettenkabine. «Schon ein merkwürdiges Gefühl», so Perret. Doch dass sie jederzeit getestet werden können, wussten die Athleten freilich. Seit ihrem Weltmeistertitel müssen Perret und ihr Teampartner Martin Rios in einer App akribisch angeben, an welchen Wettkämpfen sie teilnehmen, wann sie trainieren und sogar, wo sie jeweils übernachten. Tag für Tag. Nacht für Nacht. So will es der Verband.

Sieg gegen Olympia-Gegner
Getestet wurde das Schweizer Duo auch auf dem Eis. Es trat in einem Freundschaftsspiel gegen das südkoreanische Olympia-Duo Jang/Lee an. Eine grössere Herausforderung, als auf Befehl und unter Beobachtung in einen Becher zu pinkeln? Schwierig zu sagen. Doch den asiatischen Curlern gelang heute nicht viel. Ihnen unterliefen wiederholt und, besonders prekär, in entscheidenden Momenten Fehlsteine, sodass sich die Partie für die Schweizer vergleichsweise einfach gestaltete. Beim Stand von 4:8 und noch vor dem letzten End gaben die Südkoreaner auf.

Von einem Sieg in einem Spiel, in dem es um nichts geht, kann man sich eigentlich nicht viel kaufen. Perret sah es differnziert: «Es war wichtig, gegen ein Olympia-Team zu gewinnen. Fürs Selbstvertrauen.» Denn dass die Südkoreaner durchaus anders können, haben sie unter anderem an der Weltmeisterschaft im Frühling bewiesen. Dort gewannen sie in der Gruppenphase alle sieben Partien und scheiterten erst im Viertelfinal am späteren Bronze-Gewinner China.

Der Sieg gegen die Südkoreaner ist für Perret/Rios auch eine Bestätigung. Denn nach dem letzten Turnier am vergangenen Wochenende im russischen Sotschi sind sie zusammengesessen und haben beschlossen: Die Zeit des Ausprobierens ist nun vorbei.

In den bisherigen Turnieren hat das Schweizer Duo vor allem im taktischen Bereich vermehrt Neues getestet. Dass dabei auch mal etwas fehlschlägt, versteht sich von selbst. Entsprechend konnten die Schweizer an den internationalen Wettkämpfen bisher nicht brillieren. Einmal erreichten Perret/Rios die Halbfinals (Tallin), einmal die Viertelfinals (Kitzbühel), meist scheiterten sie aber bereits nach der Gruppenphase.

Nach Bern an die EM
Beim am Freitag beginnenden Turnier in Bern soll sich das ändern. Denn wie eingangs erwähnt rückt der Beginn der Olympischen Spiele gnadenlos näher. In rund 80 Tagen fliegen die beiden Curler nach Südkorea, am 8. Februar, ein Tag vor der offiziellen Eröffnung, treten sie zum ersten Ernstkampf gegen China an.

Bis dahin stehen der Seeländerin intensive Wochen bevor. Nach dem Turnier in Bern begleitet sie das Frauenteam Aarau, bei dem sie auch an den Olympischen Spielen die Ersatzfrau sein wird, an die Europameisterschaft in St. Gallen. Unmittelbar nach dieser folgt ein knapp zweiwöchiges Trainingslager in der Olympiastadt Pyeongchang. Und steht mal kein Wettkampf an, trainieren Perret und Rios mindestens einmal täglich auf dem Eis, auch an den Wochenenden.

Es geht Schlag auf Schlag, viel Freizeit hat die Seeländerin bis auf Weiteres nicht mehr. Entbehrungen, die sie gerne auf sich nimmt. Denn die Belohnung wartet in Form einer olympischen Medaille.

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Fünf Olympia-Teams beim Turnier in Bern
Beim am Freitag beginnenden internationalen Mixed-Doubles-Turnier in Bern (erste Spiele um 7:30 Uhr) sind insgesamt 32 Teams gemeldet, 22 davon aus dem Ausland.

Von den acht Olympiateams nehmen neben der Schweiz mit Perret/Rios auch die Duos aus China (Wang/Ba), Südkorea (Jang/Lee), Russland (Bryzgalova/Krushelnitckii) und Norwegen (Skaslien/Nedregotten) teil.

Für die Schweizer Farben treten unter anderem die beiden Bieler Duos Barbezat/Perret und Gribi/Gribi an.