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16 Tage

«Gewalt ist nicht nur Hollywood»

Heute startet die internationale Aktion «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Der diesjährige Fokus liegt auf jungen Frauen und Mädchen. Diese sind gemäss der Schweizer Kampagnenleiterin Christina Klausener besonders stark von Gewalt betroffen.

Prominente wie Tama Vakeesan sprechen sich mittels einer Plakatkampagne gegen Gewalt an Frauen aus. Bild: zvg
  • Dossier

Andrea Butorin


Ab heute steht in 187 Ländern während 16 Tagen das Thema Gewalt an Frauen im Fokus. In der Schweiz beteiligen sich über 70 Organisationen oder Vereine an dieser Kampagne.
«Gewalt gegen Frauen, hatten wir das nicht erst gerade?», mögen sich manche denken. Schliesslich wurde die Aktion #metoo in allen Medien breit diskutiert. «Das Thema ist ein Spiegel davon, was gesellschaftlich passiert», sagt Christina Klausener, Kampagnenleiterin der feministischen Friedensorganisation cfd. Die Reaktionen, die sie zu den 16 Tagen zu hören bekomme, gingen von Überraschung bis zu Überdruss. «Letzteres auch deshalb, weil es eine unbequeme Frage ist», sagt sie.
Sich mit Gewalt an Frauen auseinanderzusetzen, bedeute, dass man die eigene Position in Frage stelle und sich überlegen müsse, was geändert werden sollte. Klausener hofft, dass mit der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» an #metoo angeknüpft werden kann. «Denn Gewalt ist nicht nur Hollywood und Weinstein, sondern für viele Frauen in der Schweiz bitterer Alltag.»


Dreimal so viele Übergriffe
Im Fokus der diesjährigen Kampagne steht die Gewalt an jungen Frauen und Mädchen. «Die Formen von Gewalt sind vielfältig, haben aber eines gemeinsam:_Sie betreffen junge Frauen besonders stark», sagt Christina Klausener. So belegten Studien wie die Optimus-Studie von 2012, dass Mädchen zwischen 13 und 15 Jahren drei Mal so viele sexuelle Übergriffe erfahren wie ältere Frauen.
«Doch Gewalt fängt lange vor einer Vergewaltigung an», ergänzt die Kampagnenleiterin. So seien junge Frauen oft von Cybermobbing, Beleidigungen oder Diskriminierung betroffen. Gewalt beginne beispielsweise dort, wo sich jemand dauernd blöde Sprüche anhören müsse oder wenn jemand aus Angst vor Übergriffen abends nicht allein nach Hause gehen kann.


Ein Flashmob in Biel
Junge Prominente wie Moderatorin Tama Vakeesan, Rapper Manillio oder Juso-Politikerin Tamara Funiciello beteiligen sich mit einer Plakatkampagne an der Aktion «16 Tage».
In der Schweiz findet heuer zum zehnten Mal eine Aktion, von cfd koordiniert, statt. Seit langem aktiv dabei ist das Bieler Frauenhaus – so auch dieses Jahr. Gemeinsam mit dem Verein «Mädchen House des Filles Biel-Bienne» führt das Frauenhaus diverse Anlässe durch, so etwa der Flashmob auf dem Zentralplatz von heute Nachmittag anlässlich des Kampagnenstarts (siehe Infobox).
Anfang Monat hat der Verein «Mädchen House des Filles» bekannt gegeben, dass er nun Tempo machen will, damit nächstes Jahr in Biel ein Mädchenhaus eröffnet werden kann (das BT berichtete). Claire Magnin, Co-Verantwortliche der Bieler Aktionen, sagt deshalb, dass «Mädchen House des Filles» die «16 Tage» auch dazu benützen will, um über dieses Projekt zu informieren. Denn: «Wir sind auf Unterstützung angewiesen.»


Ein Hashtag für alle
Überregional will die Kampagne erreichen, dass das Thema Gewalt enttabuisiert wird. «Vor allem junge Frauen haben Mühe, darüber zu reden», sagt Kampagnenleiterin Christina Klausener. Sei es aus Scham oder weil sie sich selbst zu Unrecht die Schuld daran geben.
Für die Kampagne ist ein neuer Hashtag geschaffen worden – und zwar sei das bereits vor der Lancierung von #metoo geplant gewesen, wie Klausener betont:_Unter #sprechenwirdarüber soll genau das geschehen:_über die Gewalt sprechen. Womit nicht nur persönlich Erlebtes gemeint sei. Das Ziel ist, die Debatte über Gewalt möglichst breit zu führen. So wird auch eine Petition gegen die Verharmlosung sexualisierter Gewalt in den Medien gestartet.
Bleibt die Frage, wie nachhaltig die Aktion sein wird. Bereits im Vorfeld führten die Organisatoren mit Jugendlichen eine Umfrage durch. Dabei seien laut Christina Klausener zahlreiche Rückmeldungen eingetroffen. Zum Abschluss der Kampagnewerden die Forderungen der Jugendlichen publik gemacht – die hoffentlich nicht ungehört verklingen werden.  
Info:_Im Rahmen der Aktion «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» erscheint ressortübergreifend an jedem BT-Publikationstag ein Artikel zum Thema.

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Die Veranstaltungen in der Region

Heute: Zum Auftakt der Aktion 16 Tage gegen Gewalt an Frauen finden um 14 Uhr in der ganzen Schweiz Flashmobs statt, so auch auf dem Zentralplatz in Biel. Alle sind eingeladen, daran teilzunehmen, vorzugsweise in dunkler Kleidung. Die Verantwortlichen vor Ort erklären den weiteren Ablauf.
Morgen: Das Frauenhaus Biel zeigt den Film Köpek von Esen Işık in Anwesenheit der Hauptdarstellerin. Ort: Mattenstrasse 151. Essen um 19 Uhr, Film um 20 Uhr.
Mittwoch: 16-17.30 Uhr: Diskussion zum Thema «Sexuelle Belästigung gegen junge Frauen: Was kann man tun?» (nur auf Französisch); SeJAC, Avenue de la Liberté 5 in Moutier.
Donnerstag, 30. November: MädchenHouse des Filles ist von 17 bis 20 Uhr mit einem Stand auf der Nidaugasse in Biel präsent:_Strassenumfrage und Treffpunkt.
Samstag, 2. Dezember: Stand mit Livemusik von MädchenHouse des Filles von 10-14 Uhr auf dem Bahnhofplatz Biel. ab

Link: www.16tage.ch
 

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