Sie sind hier

Abo

Jura

Grossartige Bilder des scheuen Tieres

Sie sind kaum je zu sehen, die Luchse im Jurabogen. Dem Regisseur Laurent Geslin ist es aber in jahrelanger Arbeit gelungen, einige Tiere mit der Kamera einzufangen. Sein Film «Lynx» ist faszinierend und beeindruckend zugleich.

Rund 150 Luchse leben auf den Jurahöhen. Laurent Geslin ging für seine Filmaufnahmen mehr als neun Jahre lang auf Pirsch. Bild:zvg

Alexandre Wälti/pl

Ein schriller Schrei ertönt hinter Haselsträuchern und jungen Fichten. Dann: Stille. Anschliessend hallt der Ruf einer anderen Raubkatze als Echo von den Felswänden. Zwei Luchse suchen sich: Das Männchen ruft; das Weibchen antwortet mit heiserem Kreischen.

So beginnt «Lynx», der Film des Tierfotografen und Regisseurs Laurent Geslin, der in Biel zurzeit in den Kinos Lido und Rex zu sehen ist. Die spektakulären Bilder über das scheue Tier, das kaum jemand je zu Gesicht bekommt, wurden im Jurabogen gedreht.

«Lynx» ist nicht nur eine Dokumentation über die Raubkatzen, sondern ein Werk voller Spannung, in dem auch andere Lebewesen zu sehen sind. So stellt der Film die Artenvielfalt im Juramassiv vor und erzählt, wie die Tiere miteinander kommunizieren: Die Vögel warnen das Wild, sobald ein Luchs im Revier auftaucht.

Eine dramatische Szene zeigt den Räuber bei der Jagd auf Rehe: Ein blitzartiger Sprung aus dem Hinterhalt, ein Biss ins Genick, und die Beute ist erlegt. Das Publikum wird Zeuge der wechselseitigen Beziehungen in der Wildnis. Gelegentlich kommt es zur Begegnung mit dem Menschen.

 

Der Mensch ist
die Bedrohung

«Ich wollte die geografischen Zusammenhänge und die unwirtlichen Geländeverhältnisse vermitteln, die den Lebensraum der Luchse im Jurabogen kennzeichnen», erklärte Laurent Geslin anlässlich der Premiere in Biel.

Tatsächlich lebt die scheue Raubkatze notgedrungen in der Nähe von besiedeltem Gebiet. Eine Filmszene hält das Verhalten eines Muttertiers fest, das sich von Waldarbeitern gestört fühlt: Das Weibchen packt ihre Jungen am Nacken und trägt sie aus ihrer kleinen Höhle an einen sicheren Ort, wo der Lärm von Motorsägen und fallenden Bäumen weniger bedrohlich wirkt.

Mit «Lynx» erlebt das Kinopublikum zum ersten Mal, wie die geheimnisvollen Tiere in freier Wildbahn leben. Laurent Geslin begleitete drei Tiere von ihrer Geburt an und zeigt, wie sie heranwachsen.

Der Regisseur benennt auch Probleme bei der Luchsbevölkerung: «Die Inzucht nimmt zu. Wir beobachten Fehlbildungen und Herzfehler.» Deshalb müsse die Wanderung der Tiere mit Verbindungskorridoren sichergestellt werden.

Im Jurabogen leben rund 150 Luchse. Die Art ist geschützt. Wilderer riskieren empfindliche Strafen. Allerdings würde Wildfrevel oft nicht geahndet, bedauert der Regisseur. Ein Männchen aus der vom Filmteam begleiteten Familie wurde Opfer von Wilderei. Geslin hofft, dass tote Luchse durch Exemplare aus anderen Ländern ersetzt werden: «Damit fördern wir die Blutauffrischung unserer Population.»

 

Den Respekt vor der Natur auf die Leinwand bringen

Der Kinofilm hat den Anspruch, das Leben der Tiere in Freiheit realistisch zu zeigen: «Alle Raubkatzen wurden in ihrem natürlichen Lebensraum gefilmt», so Geslin, dessen Tierfotos auch schon in der renommierten Zeitschrift «National Geographic» erschienen sind.

Der Regisseur verrät, dass er «bis zu acht Monate lang keinen Luchs vor die Kamera bekommen» habe. Kein Wunder, dauerten die Dreharbeiten mehr als neun Jahre. Die Idee zu einem Kinofilm reifte, als Geslin 2015 ein Buch über die Raubkatzen veröffentlichte. Die Produzentin Florence Adam sichtete das Material, das der Schweizer bereits gedreht hatte, und war vom Projekt angetan.

«Mit diesem Werk habe ich einen Kindertraum verwirklicht, und hoffe, dass es das Publikum ebenso berührt, wie die Luchse mich berühren», so Geslin, der den Kommentar im Film selbst spricht.

Dadurch könne er seinen Blick auf die heimische Tierwelt «aus einer authentischen Perspektive» teilen und gleichzeitig seinen «Respekt vor der Ruhe der Natur» auf die Leinwand bringen.

Stichwörter: Luchs, Jura, Seeland, Tiere, Wildnis

Nachrichten zu Seeland »