Sie sind hier

Abo

Ins

Landwirt ohne Arme beeindruckt alle

Der 40-jährige Bauer Wisi Zgraggen hat bei einem Arbeitsunfall vor 15 Jahren beide Arme verloren. Doch er kämpfte sich zurück und führt heute selbstständig einen Landwirtschaftsbetrieb. An der Wintertagung der Gemüseproduzenten hat er seine Geschichte erzählt.

copyright: tsi

Tildy Schmid


Durchtrainiert und kräftig steht der eher kleine 40-jährige vierfache Vater vor rund 160 Zuhörern im Inforama-Saal in Ins. Sein rechter Arm fehlt ganz. Am Stumpf des linken Armes verlängert ein zweigriffiger Metallhaken den Arm. An der Wintertagung der Gemüseproduzenten Vereinigung der Kantone Bern/Freiburg (GVBF) skizziert der Urner Landwirt Wisi Zgraggen schnörkellos seinen Unfall mit der Heuballenpresse. Er beschreibt, wie er heute trotzdem als selbstständiger Landwirt Beruf und Leben meistert.


«Ich war 25-jährig damals und hatte nur noch wenige Siloballen auf dem Feld zu wickeln.»Das Unheil nahm seinen Lauf: «Die Rundballenpresse klemmte. Bei laufendem Motor versuchte ich, von oben herab den Hebel umzulegen. Da riss es mir die Hand und den Arm zwischen Ballen und Walze. Ich strauchelte und geriet mit dem andern Arm in die Presse», erzählt er. Bei diesem fürchterlichen Arbeitsunfall verlor Zgraggen im Oktober 2002 beide Arme. Die IV empfahl eine Rente. Stattdessen rüstete Zgraggen auf eigene Kosten seinen Hof um.  
Heute meistert er den Alltag selbstständig und führt erfolgreich eine Dexter-Rinderzucht. Dank eisernem Willen und positiver Lebenseinstellung hat er das Unglaubliche geschafft. Mucksmäuschenstill ist es im Saal, während er erzählt. Viele sind wohl zuvor noch nie einem Menschen begegnet, der von Kopf bis Fuss solch ungetrübten Optimismus ausstrahlt. «Stress verführt zur risikoreicheren Arbeitsweise und begünstigte meinem Unfall», sagt Zgraggen und ergänzt: «I bi uf d’Schnurre gheit u wieder ufgstange.»


Nadja Pieren, Präsidentin GVBF, und Geschäftsführer Peter Herren, stellten das Thema Arbeitssicherheit in den Mittelpunkt der Tagung. Die Landwirtschaft gehört mit jährlich 40 tödlich Unfällen zu den unfallträchtigsten Branchen. Referent Hans Stadelmann, Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft, skizziert Regeln und Instruktionen. Der Arbeitgeber muss alles daran setzen, Arbeitnehmern einen sicheren Arbeitsplatz zu gewährleisten: Sichere Gebäude, Fahrzeuge, Maschinen, Sicherheitsregeln und Instruktionen gehören dazu. Für Arbeitgeber ist das eine Daueraufgabe.


Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen sich auf unangenehme Fragen der Behörde gefasst machen, wenn Unterlassungen zutage treten. Markus Stauffer von der Kantonspolizei Bern, Fachstelle Arbeitssicherheit, setzt genau hier an. Der Arbeitgeber hat glaubhaft darzulegen, dass die Mitarbeiter die Regeln kennen und instruiert sind. Es ist ratsam, die Instruktionen im Personalblatt zu notieren. «Bei einem ‹gröberen› Arbeitsunfall beginnen die polizeilichen Ermittlungen und damit die Fragen nach dem warum», so Stauffer.

Nachrichten zu Seeland »