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Bielersee

Bis zum nächsten Bad im See 
braucht es noch viel Geduld

Schwemmholz, Fäkalien und Tierkadaver – vom Baden im Bielersee wird dringend abgeraten. Der See ist nach den Unwettern ein Auffangbecken für alles, was die Wassermassen mitbringen.

Regina Hadorn knöcheltief im Wasser: Twanns Schwimmbadleiterin weiss nicht, wann sie wieder öffnen kann. Bild: Matthias Käser

Mengia Spahr

Die Temperaturen lassen Lust auf das kalte Nass aufkommen. Doch im Moment bietet der nahe See keine Abkühlung. Regina Hadorn, Schwimmbadleiterin des Strandbads Rostele in Twann, erzählt, dass sie ständig Anrufe von Solothurnern und Jurassierinnen erhalte, die sie fragen, ob die Badi geöffnet habe. Offenbar wüssten manche weiter flussabwärts und in den Hügeln nicht, wie die Situation hier aussehe. «Am absurdesten waren die Anrufe am Samstag, als der Höchststand erreicht war und alles 40 Zentimeter unter Wasser stand.»

Die Garderobe ist geflutet und der Tiefkühler mit den Glacen darin ausgestiegen. Wie durch ein Wunder sei das Wasser kurz vor dem Schwimmbecken der Badi gestoppt, doch weil die Kläranlage nicht funktioniere, gebe es zurzeit keine Umwälzung, sodass der Chlorgehalt stetig zurückgehe.

Entsprechend ist auch das verschonte Schwimmbecken unbenutzbar. Hadorn sind die Hände gebunden. Sie kann nur abwarten und zuschauen, wie sich der See langsam zurückzieht.

Prognosen sind
kaum möglich

Wie das Strandbad Rostele sind auch die Nidauer und die Bieler Badi bis auf Weiteres zu. Damit Badegäste des Nidauer Strandbads dennoch ihre persönlichen Gegenstände aus den Kabinen holen können, öffnet es vorübergehend morgen von 11 bis 14 Uhr.

Geschlossen sind die Badis nicht nur wegen der überschwemmten Liegewiesen. Die Regionalen Führungsorgane (RFO) Biel-Bienne Regio sowie Bielersee-Südwest raten grundsätzlich vom Baden im See ab. «Der Bielersee ist das Auffangbecken der Wassermassen, die aus den überschwemmten Gebieten kommen. Da kann es sein, dass auch Öl, Benzin, Fäkalien oder Tierkadaver in den Bielersee gelangen», schreiben sie in einer Medienmitteilung.

Laut Regierungsstatthalterin Romi Stebler (FDP) besteht deshalb zwar keine Gefahr für die Gesundheit, doch auch sie insistiert darauf, dass man dem See fernbleiben soll: «Man sollte die Seepolizei entlasten, indem man sich nicht unnötig in Gefahr begibt.»

Überhaupt sei es wichtig, den Blaulichtorganisationen nicht in die Quere zu kommen und die Absperrungen zu respektieren. Eine Prognose abzugeben, wie lange noch vom Schwimmen im Bielersee abzuraten ist, sei schwierig, sagt Matthias Rüttimann, Kommunikationschef des RFO Biel-Bienne Regio. Jedenfalls gelte nach wie vor die höchste Gefahrenstufe und der Wasserstand werde bis Ende Woche vermutlich nur äusserst langsam sinken. Er weist darauf hin, dass es grundsätzlich gefährlich sei, in den See zu steigen, ohne zu wissen, was sich unter Wasser befindet. Schliesslich ist die Verletzungsgefahr gross, wenn man einen Steg rammt oder wenn unter der Oberfläche Gegenstände herumschwimmen.

Aareschwumm ist lebensgefährlich

Wegen Treibholz und der hohen Fliessgeschwindigkeit ist das Baden in Fliessgewässern sogar lebensgefährlich und ausdrücklich verboten. Das RFO warnt vor dem Aufenthalt am Aareufer und hat unterhalb des Wehrs in Port die Uferwege vorsorglich abgesperrt.

Auch das Befahren des Flusses und des Sees mit Booten oder Wassersportgeräten ist untersagt, also Surfen, Kite-Surfen oder Stand-up-Paddling. Und die Schifffahrt auf dem Bielersee, dem Zihlkanal, dem Nidau-Bürenkanal sowie auf der Alten Zihl und der Aare bis Solothurn bleibt weiterhin eingestellt.

Abkühlung findet man in diesen Tagen in den Badis mit Schwimmbecken wie in Büren oder Aarberg, wo einzig der Zugang zur Alten Aare abgeriegelt ist.

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