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Hochwasser

Land unter im Seeland

Nach den starken Regenfällen Ende Woche stand und floss auch am Wochenende viel Wasser im Seeland. Für zusätzliche Schadensmeldungen sorgte das kaum – lockte aber, kaum war der Regen weg, viele Schaulustige an.

Die Schüss beansprucht auch den Spazierweg bei der Schüssinsel. Sehr zur Freude des Gänsesäger-Paares.  copyright: peter samuel jaggi/bieler tagblatt

Lino Schaeren

Was hatte das geschüttet Ende der vergangenen Woche. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hatte deshalb frühzeitig vor Hochwasser gewarnt – entlang kleiner und mittelgrosser Flüsse. Und davon gibt es im Seeland einige. Die Warnung war nicht umsonst: Wegen der starken Regenfälle von Donnerstag und Freitag stiegen die Gewässer tatsächlich schnell an, die Taubenlochschlucht etwa wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Das zusätzliche Wasser, das die Schüss führte, war in Biel gut zu sehen; auf derSchüssinsel ragte zwischenzeitlich nur noch der Mitteldamm, auf dem der Hauptspazierweg führt, aus dem Wasser.
Das ist allerdings kein Problem. Denn man sieht es ihr zwar nicht an, aber die Schüssinsel ist nicht einfach nur ein schönes Naherholungsgebiet, sie dient auch dem Hochwasserschutz. Dass die Seitenwege bei steigendem Flusspegel regelmässig überschwemmt werden und Sträucher sowie teilweise auch Bäume in den Fluten stehen, ist also durchaus gewollt – die 2017 eingeweihte Insel ist für ein Jahrhunderthochwasser konzipiert.
Um ein solches handelte es sich am Wochenende natürlich bei Weitem nicht. Zwar führte die Schüss auch am Wochenende noch viel Wasser, prekär wurde es aber nie und so lockte der etwas wildere Fluss am Sonntagmorgen gar einen Wellensurfer an: Im Neoprenanzug und mit Helm auf dem Kopf blieb es bei tiefen Temperaturen aber beim tapferen Versuch; die stehende Welle kurz vor dem Hauserwehr war schlicht zu schwierig zu erreichen. Die Sprünge ins kalte Nass verzückten aber allemal die vielen Passanten.
Weniger verzückt war am Donnerstagabend und am Freitag, wer mit dem Auto von Busswil nach Studen fahren wollte: Die Bielstrasse war überschwemmt und bis am Freitagabend gesperrt. Auch das allerdings kein Unglück, im Gegenteil. Die alte Strasse wurde nämlich erst 2018 um rund einen Meter abgesenkt – explizit, um Überschwemmungen dadurch besser lenken zu können, wenn die Alte Aare wieder einmal Hochwasser führt. Dass die Bielstrasse als erstes in den Fluten «untergegangen» ist, ist also gewollt und zeigt, dass der Hochwasserschutz funktioniert.
Dasselbe gilt für Lyss, das vor der Fertigstellung des Lyssbachstollens im Jahr 2012 immer wieder Opfer wurde von schlimmen Überschwemmungen. 2007 war der Lyssbach innert zehn Wochen dreimal über die Ufer getreten, die Folge waren Schäden von über 100 Millionen Franken und der Bau des Entlastungsstollens. «Ohne diesen wäre das Stegmattquartier an diesem Wochenende wieder unter Wasser gestanden», sagt Gemeinderat Rolf Christen (BDP). So aber seien die meisten Keller trockengeblieben.
Tatsächlich gingen nach einer Häufung von Schäden am Donnerstag und Freitag übers Wochenende bei der Kantonspolizei Bern nur noch 15 Meldungen ein. Darunter drei aus der Region Biel und dem Seeland: Zwei überflutete Keller und eine verstopfte Kanalisation. Vom vielen Wasser zeugen vor allem die vielen Pfützen im grossen Moos, die auf vielen Feldern die Grösse von temporären Seen angenommen haben.
 

Stichwörter: Biel, Seeland, Wasser, Hochwasser

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