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Titelgeschichte

«Dass wir uns in eine fatale Richtung bewegen, war mir schon bewusst»

Der Klimawandel geht alle an, auch Redaktorinnen und Journalisten des BT, von «Canal 3» und «Telebielingue». Für einmal stellen nicht sie die Fragen, sondern sagen, was sie persönlich unternehmen, um die Umwelt zu schützen.

Bild: Raphael Schaefer
  • Dossier

Dass sich unser Klima verändert, bewegt die Menschen:Seit gut einem halben Jahr gehen in der Schweiz regelmässig Zehntausende Jugendliche auf die Strasse, um gegen die ihrer Meinung nach ungenügende Klimapolitik zu demonstrieren. Über die Proteste und Schülerstreiks in Biel und im Seeland berichten auch die Journalistinnen und Journalisten der Gassmann-Medien regelmässig.

Weil der Klimawandel aber nicht nur die Jugendlichen oder politische Behördenmitglieder, sondern uns alle betrifft, haben wir für einmal die Rollen getauscht: Statt lokaler Prominenz beantworten Mitarbeitende des «Bieler Tagblatt», von «Telebielingue»und Radio «Canal 3» die Fragen, was sie unternehmen und empfehlen, um den CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten. Und wir haben Sie gebeten, 38 Fragen des WWFzu beantworten, um herauszufinden, wie nachhaltig sie in ihrem Privatleben unterwegs sind. pst

Wollen Sie wissen, wie gross Ihr CO2-Fussabdruck ist? Mit diesem Link finden Sie es heraus: www.wwf.ch/footprint

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Raphaël Zwahlen, 27, Videojournalist, «Telebielingue», Biel. Bild: zvg

Raphaël Zwahlen, was unternehmen Sie, um Ihren CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten?
Raphaël Zwahlen: Nach der Arbeit fahre ich meinen Computer, den Bildschirm und die Lautsprecher herunter. Zudem achte ich darauf, dass ich mein Ladekabel für das Smartphone nach dem Gebrauch von der Steckdose ausstecke.

Haben Sie wegen der Klimastreiks der Jugendlichen Ihr persönliches Verhalten verändert?
An meinem Verhalten habe ich seit den Klimastreiks nichts Grundlegendes verändert. Ich bedaure aber, dass die Jugendlichen dieses Thema aufgreifen müssen, damit die Erwachsenen reagieren. Meiner Meinung nach entziehen sich zu viele der Verantwortung zu handeln und suchen die Fehler bei den anderen.

Welches sind Ihre Tipps, um den CO2-Fussabdruck zu verkleinern?
Kleine Gesten helfen den Fussabdruck zu verkleinern, sei es den Abfall zu trennen, auf Plastiksäcke zu verzichten, alle Geräte auszuschalten und nicht nur in den Standby-Modus zu stellen.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach politisch und gesellschaftlich ändern, damit die Klimaerwärmung beschränkt werden kann?
In der Schweiz kann jeder mitbestimmen, deshalb denke ich nicht, dass es ein politisches Problem ist. Es liegt an den Bürgerinnen und Bürgern, die richtigen Entscheide bei Wahlen und Abstimmungen zu treffen, um die Klimaerwärmung zu beschränken.

Werden wir es schaffen, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie das im Übereinkommen von Paris vorgesehen ist?
Nein, ich glaube nicht. pst

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Jana Tálos, 26, Redaktorin, «Bieler Tagblatt», Biel. Bild: Peter Samuel Jaggi

Jana Tálos, was unternehmen Sie, um Ihren CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten?
Jana Tálos: Vor etwas mehr als drei Jahren habe ich beschlossen, wann immer möglich auf das Fliegen zu verzichten. Das klappt bis jetzt ganz gut. Die grösseren Städte in Europa lassen sich problemlos mit dem Zug erreichen. So bin ich letzten Sommer mit meiner (notabene 79-jährigen) Grossmutter per Nachtzug von Zürich nach Budapest gereist. Das ging tipptopp. In meinem Alltag versuche ich, auf alles, was Motoren hat, zu verzichten. Ich gehe mit dem Velo zur Arbeit, zum Einkaufen, in den Ausgang. Wenn es zu glatt oder zu kalt ist, gehe ich zu Fuss. Beim Einkaufen achte ich darauf, dass die Produkte aus der Region stammen und wenn möglich «Bio» sind. Gemüse und Früchte müssen Saison haben, da bin ich ziemlich strikt. Um Plastik zu sparen, kaufe ich vieles auf dem Märit ein, da sind die Produkte unverpackt.

Haben Sie wegen der Klimastreiks der Jugendlichen Ihr persönliches Verhalten verändert?
Ich glaube nicht, dass ich konkret wegen der Streiks etwas verändert habe. Trotzdem beeinflussen sie mich, denn ohne sie wäre das Thema Klima heute längst nicht so präsent. Ich stelle mir seither, glaube ich, öfter die Frage: Welche Folgen hat das, was ich gerade tue, für das Klima? Zudem motivieren mich die Streiks auch. Es fällt einem leichter, zu verzichten oder an seinemLebensstil zu schrauben, wenn man weiss, dass andere es auch tun.

Welches sind Ihre Tipps, um den CO2-Fussabdruck zu verkleinern?
Man sollte sich vor allem nicht beirren lassen. Niemand lebt heute CO2-neutral. Ich nicht, Sie nicht und auch die nicht, die seit den 70er-Jahren eine WWF- oder Greenpeace-Mitgliedschaft haben. Wichtig ist, dass jede und jeder das CO2, das er vermeiden kann, auch wirklich einspart. Sei es, indem er oder sie auf unnötige Flugreisen verzichtet, weniger oder gar kein Fleisch isst, oder sonst weniger konsumiert.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach politisch und gesellschaftlich ändern, damit die Klimaerwärmung beschränkt werden kann?
Durch die Klimastreiks hat sich auf Stufe Gesellschaft bereits einiges getan. Nun ist die Politik dran. Es darf nicht sein, dass einige Politiker die Klimadebatte immer noch als «Modeerscheinung» abtun. Sie müssen das Thema ernst nehmen. Nur so können Gesetze erarbeitet werden, die auch wirklich etwas bringen.

Werden wir es schaffen, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie das im Übereinkommen von Paris vorgesehen ist?
Wir müssen! Aber es klappt nur, wenn ab jetzt alle an einem Strick ziehen. Die Jugendlichen haben den ersten Schritt gemacht und Druck auf die Politik ausgeübt. Darauf lässt sich aufbauen. pst

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Raphael Grunder, 40, Videojournalist, «Telebielingue», Bern. Bild: Nico Kobel

Raphael Grunder, was unternehmen Sie, um Ihren CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten?
Raphael Grunder: Ich wohne im 6. Stock. Obwohl es einen Lift hat, nehme ich stets die Treppe. Ich bewege mich in erster Linie mit dem Fahrrad und dem ÖV. Auch bei der Arbeit schaue ich, ob das Ziel per ÖV oder zu Fuss erreichbar ist. Meine sieben Flüge der letzten 20 Jahre habe ich bei Myclimate kompensiert. Ich esse sehr selten Fleisch und Fisch. Beim Einkaufen verzichte ich auf Plastiksäcke. Den Konsum von Milchprodukten und Eiern habe ich reduziert. Nahrungsmittelverschwendung versuche ich, zu vermeiden. Kürzlich habe ich zwei Säcke einer Hose reparieren lassen, statt eine neue Hose zu kaufen.

Haben Sie wegen der Klimastreiks der Jugendlichen Ihr persönliches Verhalten verändert?
Ich hatte Lehrer, die uns für die Umweltproblematik sensibilisierten, sodass mich das Thema immer beschäftigt hat. Durch die Klimabewegung hat sich nichts geändert. Sie hat mich aber motiviert, achtsam zu bleiben, weil sie gezeigt hat, dass viele Menschen das Thema Umweltschutz ernst nehmen.

Welches sind Ihre Tipps, um den CO2-Fussabdruck zu verkleinern?
Die Wohnung weniger heizen, dafür einen warmen Pullover anziehen. Den öffentlichen Verkehr benutzen. Weniger mit dem Flugzeug reisen und den CO2-Ausstoss kompensieren. Weniger neue Kleider kaufen, sondern bei Kleidertauschbörsen vorbeischauen. Den Fleischkonsum reduzieren. Statt am Bahnhof einen «Coffee-to-go» zu kaufen, fünf Minuten früher aufstehen und den Kaffee zu Hause zubereiten. Keine Nahrungsmittel verschwenden und den Stromverbrauch reduzieren.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach politisch und gesellschaftlich ändern, damit die Klimaerwärmung beschränkt werden kann?
Es geht kaum ohne Einflussnahme über die Steuern. CO2-Kompensationen für Flüge und Autoverkehr sollten obligatorisch werden. Die Politik sollte mehr Anreize setzen, damit Produkte länger halten. Die Städte sollten Plätze und Flachdächer begrünen. Die Länder der ersten Welt sollten den armen Ländern helfen, Kehrrichtverbrennungsanlagen zu bauen. Auf globaler Ebene sollte der Reinigung der Gewässer, der Aufforstung und Begrünung der Wüsten sowie der Eindämmung der Abholzung der Regenwälder hohe Priorität eingeräumt werden.

Werden wir es schaffen, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie das im Übereinkommen von Paris vorgesehen ist?
Nein, wir werden es nicht einmal annähernd schaffen. Die Motivation, sich einzuschränken und die Gewohnheiten zu ändern ist bei zu vielen Menschen nicht genügend vorhanden. pst

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Matthias Käser, 30, Fotograf, «Bieler Tagblatt», Herrenschwanden. Bild: Matthias Käser

Matthias Käser, was unternehmen Sie, um Ihren CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten?
Matthias Käser: Im Bewusstsein, mit der kürzlich abgeschlossenen Weltreise ein grosser Klimasünder zu sein, versuche ich, wenigstens hier nachhaltig zu leben. Ich habe mein Auto verkauft, kaufe möglichst plastikfrei, regional und saisonal ein. Zudem ernähre ich mich vegetarisch, wenn möglich vegan. In meinem kleinen Garten ziehe ich eigenes Gemüse. Ich schränke meinen Konsum ein. Wichtig ist mir dabei, dass die Lebensfreude nicht eingeschränkt wird.

Haben Sie wegen der Klimastreiks der Jugendlichen Ihr persönliches Verhalten verändert?
Die Klimastreiks haben mich persönlich weiter in meinem Bestreben bestätigt. Neuerdings führen wir nun ein Abfallprotokoll, damit wir sehen, wo noch Verbesserungspotenzial liegt.

Welches sind Ihre Tipps, um den CO2-Fussabdruck zu verkleinern?
Ich koche so, dass ich immer am Folgetag auch etwas zur Arbeit mitnehmen kann. Das hat Sparpotenzial und ist gleichzeitig nachhaltig.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach politisch und gesellschaftlich ändern, damit die Klimaerwärmung beschränkt werden kann?
Wichtig ist, dass man auch zuerst bei sich selber schaut. Wo kann ich mithelfen, was sind meine Möglichkeiten? Momentan wird der schwarze Peter jeweils den anderen in die Schuhe geschoben. Wichtig wäre, dass man auch gesetzliche Einschränkungen durchbringt. Eine teure CO2-Steuer auf Flugreisen und ein Importzoll für Billigfleisch aus dem Ausland wären meine Vorschläge.

Werden wir es schaffen, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie das im Übereinkommen von Paris vorgesehen ist?
Ich weiss nicht, ob es schon zu spät ist, die Ziele zu erreichen. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir eine lebenswerte und gute Zukunft für die nächste und übernächste Generation schaffen können. pst

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Sophie Christe, 27, Videojournalistin, «Telebielingue», Biel. Bild: zvg

Sophie Christe, was unternehmen Sie, um Ihren CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten?
Sophie Christe: Diese Frage bestimmt die meisten meiner Entscheidungen: Ich versuche, hauptsächlich saisonale Lebensmittel zu kochen, die lokal oder zumindest in der Schweiz hergestellt werden, und meinen Fleischkonsum auf einmal pro Woche zu beschränken. Nach der Überzeugung, dass alles, was gut für die Natur ist, auch gut für mich ist, verwende ich natürliche Haushaltsprodukte und Kosmetika. Einige davon mache ich selbst, wie Cremes und Deos. Ich fliege sehr selten und versuche, das private Autofahren zu begrenzen.

Haben Sie wegen der Klimastreiks der Jugendlichen Ihr persönliches Verhalten verändert?
Ich finde es super, dass die Jugend den Klimawandel zu einem wichtigen Thema macht, aber ich glaube nicht, dass die Bewegung mein Verhalten beeinflusst hat. In letzter Zeit habe ich mich aber gefragt, ob ich weniger in Supermärkten einkaufen soll, vielleicht ist das doch ein unterschwelliger Effekt.

Welches sind Ihre Tipps, um den CO2-Fussabdruck zu verkleinern?
Kleine Gesten, gewürzt mit einer guten Portion Bewusstsein und ein wenig Organisation, machen den Unterschied. Zum Beispiel den Abfall sortieren, reparieren, was reparierbar ist, und sich fragen, ob man wirklich alles selber kaufen muss oder ob man sich etwas ausleihen oder mit jemandem teilen kann. Und sich informieren, was ökologisch sinnvoll ist.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach politisch und gesellschaftlich ändern, damit die Klimaerwärmung beschränkt werden kann?
Es ist traurig, aber ich denke, die Motivation geht stark übers Geld. Schadstoffe sollten viel stärker besteuert werden, um mit diesem Geld Initiativen und Forschungen zur Nachhaltigkeit zu unterstützen. Ich halte es nicht für richtig, dass etwa Bio-Produkte nur für jene zugänglich sind, die sie sich leisten können. Die Behörden zeigen keine echte Bereitschaft zur Veränderung. Einige Massnahmen wären in Städten einfach umzusetzen, etwa die Nutzung von Flachdächern zur Installation von Solaranlagen und wilden Wiesen. Ausserdem sollte das Bewusstsein der Bevölkerung noch mehr geschärft werden: Viele Leute fühlen sich nicht verantwortlich für die Umwelt. So könnten beispielsweise Händler aufgefordert werden, den CO2-Fussabdruck ihrer Waren anzugeben.

Werden wir es schaffen, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie das im Übereinkommen von Paris vorgesehen ist?
Das bezweifle ich sehr. Für viele Arten und Ökosysteme ist es jedenfalls schon zu spät. Aber ich denke, es ist eine Frage des Respekts, den Ort, an dem man lebt, nicht zu zerstören. pst

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Marco Biberstein, 23, Moderator, «Canal 3», Bellach. Bild: zvg

Marco Biberstein, was unternehmen Sie, um Ihren CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten?
Marco Biberstein: Ich muss zugeben, dass mein CO2-Fussabdruck nicht der kleinste ist. Schliesslich habe ich von Berufes wegen ein Auto. Und ich habe eine Wohnung, in der ich alleine wohne. Aber ich versuche, stets regional einzukaufen. Erdbeeren im Winter oder Avocados aus Peru kaufe ich nicht, und Abfall wird bei mir konsequent getrennt. Da ich unregelmässig arbeite und es schwierig ist, mein Essen einzuplanen, kaufe ich fortlaufend ein. Leider produziert das teilweise mehr Plastik, dafür muss ich keine Nahrungsmittel wegwerfen. Beim Reisen nahm ich etliche Male den Car, um in die Ferien zu fahren. Das ist umweltschonender als das Flugzeug und manchmal auch stressfreier. Je nach Destination bin ich aber auch schon geflogen.

Haben Sie wegen der Klimastreiks der Jugendlichen Ihr persönliches Verhalten verändert?
Verändert hat sich für mich nichts. Die Tatsache dass wir uns in eine fatale Richtung bewegen, war mir schon vorher bewusst. Ich finde es aber gut, dass das Thema breiter diskutiert wird und vielleicht so auch der Druck auf die Politik etwas ansteigt.

Welches sind Ihre Tipps, um den CO2-Fussabdruck zu verkleinern?
Es reicht ein zweifaches Überlegen: Muss ich mit dem Auto einkaufen oder wäre das Velo auch eine Option? Brauche ich diese Bananen wirklich? Könnte statt dem Flugzeug auch ein Car in Frage kommen? Und zum Schluss noch ein Tipp: Schauen Sie sich einmal eine Dokumentation zu diesem Thema an. Diese wird die Stimmung zwar etwas in die Tiefe drücken, zeigt aber auch auf, dass sich etwas ändern muss.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach politisch und gesellschaftlich ändern, damit die Klimaerwärmung beschränkt werden kann?
Es klingt zwar idiotisch, aber wir Menschen sind zu doof, um selbst entscheiden zu können. Die Politik muss in meinen Augen eingreifen. Solange der Mensch im Winter Erdbeeren im Regal sieht, wird er diese Erdbeeren kaufen. Solange er die Möglichkeit hat, mit dem Flugzeug in die Ferne zu reisen, wird er das tun. Die Verführung ist zu gross, als dass wir alle freiwillig auf solche Dinge verzichten würden. Es müssen von der Politik Riegel geschoben werden, die viele von uns nerven und auch grosse wirtschaftliche Einbussen zur Folge haben könnten. Aber was nützen uns Gewinne, wenn wir die Welt zertrümmern?

Werden wir es schaffen, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie das im Übereinkommen von Paris vorgesehen ist?
Schwierig zu sagen. Es wäre schön, wenn das klappt. Aber ob dieses internationale Übereinkommen im Endeffekt überhaupt ausreichen würde? pst

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Lotti Teuscher, 63, Redaktorin, «Bieler Tagblatt», Erlach. Bild: zvg

Lotti Teuscher, was unternehmen Sie, um Ihren CO2-Fussabdruck möglichst klein zu halten?
Lotti Teuscher: Ich esse regionale und saisonale Produkte und informiere mich, wie stark sie die Umwelt belasten. In meiner Wohnung ist die Hälfte der Radiatoren abgestellt. Während 15 Jahren habe ich keine Flugreisen mehr unternommen. Meine Kleider wasche ich bei 30, maximal 40 Grad mit dem Expressprogramm. In der Regel reise ich mit dem ÖV oder bin Beifahrerin. Abfall lasse ich nicht in der Natur liegen und sammle Plastikabfall im Bielersee ein, wenn ich mit meinem Kajak eine Wanderung mache.

Haben Sie wegen der Klimastreiks der Jugendlichen Ihr persönliches Verhalten verändert?
Nein, weil ich schon seit meiner eigenen Jugend achtgegeben habe, die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Ich hoffe aber, dass die Proteste dazu führen, dass die Jugendlichen ihr eigenes Verhalten überprüfen und umweltbewusster leben werden.

Welches sind Ihre Tipps, um den CO2-Fussabdruck zu verkleinern?
Nicht darauf warten, dass die Politik Massnahmen einleitet, sondern aus eigenem Antrieb tun, was möglich ist.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach politisch und gesellschaftlich ändern, damit die Klimaerwärmung beschränkt werden kann?
Die Menschheit müsste sich darüber klar werden, welche Konsequenzen es für das Klima hat, wenn das Bevölkerungswachstum nicht gestoppt wird. Denn dies ist der grösste Treiber der Umweltzerstörung. Es genügt nicht, wenn der Westen die Umweltbelastung senkt. Auch riesige Länder wie China oder Indien müssten sich umweltbewusster organisieren. Weiter ist es wichtig, auf technischen Fortschritt und menschliche Intelligenz zu setzen; diesbezüglich sind Wirtschaft und Politik gefordert. Wir Konsumenten müssten konsequenter handeln und mehr verzichten. Persönlich verbrauche ich 2,15 Planenten, obwohl ich mich ziemlich einschränke. Zudem braucht es Wissen. Ein Beispiel: Ein Apfel aus Übersee hat die bessere Energiebilanz, als ein lange gelagert Apfel aus der Schweiz. Konsequenz: Äpfel dürften wir nur essen, wenn sie hier Saison haben.

Werden wir es schaffen, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie das im Übereinkommen von Paris vorgesehen ist?
Ich denke nicht. Das Steuer jetzt komplett herumzureissen, würde sehr viel Verzicht bedeuten. Es wird Jahrzehnte dauern, Billionen kosten und sehr viel Forschung brauchen, bis wir gleichzeitig komfortabel und umweltverträglich leben können. Ich hoffe aber, dass die Weltbevölkerung mit den Folgen des Klimawandels menschlich umgehen wird, damit es nicht zu Kriegen um Ressourcen kommt. pst

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