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Biel/Nidau

Die Arena kehrt an den See zurück

Von der Beachvolleyball-Europameisterschaft inspiriert: Die Behörden von Biel und Nidau wollen in der Seebucht auch künftig jährlich sportliche und kulturelle Veranstaltungen sehen. Das Konzept «BienneBeach» zeigt, wie weit das dereinst gehen könnte.

2015 sorgte die Band Muse für gute Stimmung auf dem ehemaligen Expo-Gelände. Dieses soll nun für weitere Veranstaltungen genutzt werden. acv/a
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Lino Schaeren

Drei Jahre Beachvolleyball am Bieler Strandboden, als Höhepunkt im vergangenen Juni die Europameisterschaft. «Wir waren bezaubert von der Seebucht als Eventort», sagt Thomas Gfeller, Delegierter für Wirtschaft der Stadt Biel. Deshalb soll diese auch weiterhin als solcher genutzt werden. Um Möglichkeiten für eine Bespielung des Geländes in den kommenden Jahren abzustecken, hat das Bieler Stadtmarketing ein Grobkonzept für «das Aktivieren der Seebucht ab 2018» bei Fränk Hofer, Direktor des Eidgenössischen Turnfests 2013, in Auftrag gegeben, welches dem BT vorliegt.

Inzwischen läuft eine Ausschreibung auf Basis der Abklärungen von Hofers Firma Zukunftsatelier der Städte Biel und Nidau für Veranstalter, wie Gfeller bestätigt. «Ein Ideenwettbewerb», sagt er. Ziel ist eine neue Sport- und Kulturplattform.

Das Gebiet in Seenähe auf Bieler und Nidauer Boden wurde seit der Expo.02 immer wieder für Veranstaltungen genutzt. Nebst der Beachvolleyball Europameisterschaft hatte zuletzt 2015 das Sonisphere Festival auf dem ehemaligen Expo-Gelände mit dem Auftritt der britischen Rockband Muse vor rund 30 000 Fans eine grosse Ausstrahlung. «Es gab Events in unterschiedlichsten Disziplinen, doch jeder hat für sich wieder bei null beginnen müssen», sagt Gfeller.

Ziel sei es nun, mittelfristig eine Marke zu etablieren, die zum einen politisch akzeptiert werde und zum anderen wegen der Aufteilung der Grundkosten auf verschiedene Veranstaltungsformate kosteneffizienter funktioniert. Die Stadt, betont Gfeller, sei auch in Zukunft nicht Veranstalterin, sondern gebe nur die Rahmenbedingungen vor. Es soll eine Bühne geboten werden, die ganz unterschiedlich genutzt werden kann.

«International positionieren»
Das Konzept von Hofer sieht Veranstaltungen in der Seebucht von Biel und Nidau während zwei Wochen im Jahr vor, vom ehemaligen Expo-Gelände hinter dem Bieler Strandbad bis hin zur Strandbodenwiese. Es entsteht der Eindruck, dass es sich bei der angedachten Plattform um eine Riesensache handelt: Hofer sinniert in seinem Konzept über Alleinstellungsmerkmale, darüber, dass am Bielersee künftig jährlich neben Konzerten, Shows, Workshops und Märkten auch internationale Sportwettkämpfe stattfinden könnten. Nicht nur im Beachvolleyball, sondern auch im Beachsoccer und im Beachhandball. Zudem umfasst das Konzept eine künstlich erzeugte, sogenannte «rollende Welle» für Surfer im Seebecken vor dem Strandboden. Die Welle würde Biel «international als führende Surfstadt positionieren», schreibt Hofer.

Zwei Wochen: Diese maximale Zeitspanne für die jährliche Veranstaltung bestätigt Gfeller. Vorgesehen ist eine Konzentration verschiedener Publikumsveranstaltungen in kurzem Zeitfenster. Gfeller relativiert allerdings die Grösse der vorgesehenen Veranstaltung. Vorerst sei in einer Pilotphase nur der ehemalige Expo-Park als Standort vorgesehen, sagt er, eine Ausweitung auf den Bieler Strandboden komme erst nach 2020 infrage. Und: «Für welche Art von Sport und für welchen Lifestyle das Event stehen soll, dazu gibt es viele mögliche Ansätze – darum der Ideenwettbewerb», so Gfeller. Am liebsten, sagt er, würde er eine Bühne auf dem See errichten mit Tribüne direkt am Wasser. Das, sagt Gfeller aber, sei ein persönlicher Traum, nicht die Realität.

Hartplatz am Strandboden?
Dass vorläufig nicht die Wiese direkt am See, sondern nur der Kiesplatz hinter dem Strandbad als Eventstandort vorgesehen ist, kann durchaus als Vorsichtsmassnahme verstanden werden. Die teure Wiederinstandsetzung des Geländes nach den Beachvolleyball-Turnieren hat in den letzten Jahren für Diskussionen und rote Köpfe gesorgt. Das Kollektiv «Bienne vivante» forderte jeweils ein Verlegen von Rollrasen, damit die Wiese sofort wieder für die Öffentlichkeit zugänglich war. Der Widerstand dürfte bei einem neuen Konzept nicht geringer ausfallen – vor allem dann nicht, wenn die Überlegungen von Hofer für die Umsetzung von Veranstaltungen in Betracht gezogen werden sollten.

Denn in seinem Konzept hält Hofer fest, dass eine Umgestaltung der Wiese hin zu einem Hartplatz zwingend notwendig sei, soll der Strandboden weiterhin mit Events bespielt werden. Es könne nicht im Sinne der Stadt sein, die Wiese nach jedem Event mit
Infrastrukturbauten zu sanieren und für die Bevölkerung wochen- oder gar monatelang zu sperren. Gfeller winkt ab: «Den Strandboden zu transformieren, ist heute politisch nicht machbar.» Eine nachhaltige Umgestaltung für eine bessere Eventtauglichkeit stelle man erst dann zur Diskussion, «wenn wir gezeigt haben, dass die Veranstaltung funktioniert».

Auch betreffend der rollenden Welle im See verfällt der Delegierte für Wirtschaft nicht in Euphorie. Diese sei zwar eine Idee, aber nicht Teil der Strategie und auch nicht der Ausschreibung. «Der Grundgedanke einer Eventplattform ist unabhängig von der Idee mit der Welle», sagt Gfeller. Die Verantwortlichen bei der Stadt wissen darum, dass dieses Projekt im Seebecken wohl nicht nur in der Politik und nicht nur wegen den grob geschätzen Kosten von fünf bis sieben Millionen Franken auf grossen Widerstand stossen würde.

Event soll selbsttragend sein
Der Bieler Gemeinderat hat sich bislang nicht mit dem Projekt befasst, das Vorgehen sei aber politisch abgestützt, sagt Stadtpräsident Erich Fehr (SP), zu dessen Präsidialdirektion das Stadtmarketing gehört. Fehr betont: «Das Vorhaben befindet sich erst in der Abklärungsphase.» Er begrüsse aber die Vorgabe, dass das Event nicht länger als zwei Wochen dauern soll. «Die Seebucht gehört nicht nur den Anwohnern, was aber auch nicht heisst, dass von März bis Oktober Rambazamba herrschen darf. Hier gilt es einen Ausgleich der verschiedenen berechtigten Interessen zu finden.»

Eine der wichtigsten Fragen für die Stadt ist in dieser Phase der Abklärung, was wirtschaftlich tragbar ist. Das Konzept von Hofer sieht jährlich einen bedeutenden finanziellen Beitrag der Stadt Biel vor. Diese allerdings findet, dass der Event selbsttragend sein muss. Dies ist denn auch ein Kriterium in der Ausschreibung, die noch bis Ende März läuft. Gfeller sagt, dass bereits einige Interessenbekundungen bestehen würden. Das Muse-Konzert und die Beachvolleyball-EM hätten die Seebucht als Veranstaltungsort national bekannt gemacht.

Stichwörter: Expo-Gelände, Seebucht, Sport

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