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Nidauer Wahlen

Die SP: Anwärterin auf den Thron

Die SP will an den Wahlen mit Marc Eyer die Tradition einer bürgerlich regierten Stadt brechen. Wieso sie das erreichen will, das hat die Partei auf dem Spaziergang zwischen Moser-Areal, BTI-Bahnhof und dem Stedtli verraten.

Fotos: Peter Samuel Jaggi

Das erklärte Ziel der SP ist es, mit dem amtierenden Stadtrat Marc Eyer das Stadtpräsidium zu besetzen. Damit würde Nidau nach langer Zeit wieder von einem Sozialdemokraten regiert. Gleichzeitig will die Partei die drei Sitze im Stadtrat zurückgewinnen, die sie vor vier Jahren an die Grünen verloren hat. Heute ist die SP mit neun Stadträten im Stadtparlament vertreten, nach Möglichkeit sollen es also zwölf Sitze werden. Zwei SP-Vertreter sitzen derzeit im Gemeinderat.
Der Spaziergang mit Marc Eyer und seiner Stadtratskollegin Sandra Friedli beginnt ganz in der Nähe des BTI-Bahnhofs in Nidau: Auf dem Moser-Areal. Gut gelaunt erscheinen die beiden, die letzten warmen Tage des Spätsommers geniessend. «Die Gegend hier ist heute noch so etwas wie der Hinterhof von Nidau», sagt Eyer und spricht über die geplante Überbauung, die den Charakter dieses Orts schon bald verändern wird.
Man unterstütze natürlich verdichtetes Bauen zwischen bereits überbauten Gebieten, sagt Sandra Friedli, die sowohl für den Gemeinde- als auch den Stadtrat kandidiert. Genauso, wie die SP Agglolac befürworte. Beide Überbauungen sollen mehr junge Familien anziehen und so zu einer guten Durchmischung der Nidauer Bevölkerung beitragen. Heute bestehe nämlich die Gefahr, dass Nidau überaltere, sagen die beiden.  
«Eine bessere Durchmischung wiederum wird helfen, das Sozialproblem in Nidau in den Griff zu bekommen», so Eyer. Denn gute Steuerzahler würden helfen, die Sozialhilfequote zu senken.


Gute Rückmeldungen bekommen
Auf dem Spaziergang bezeichnet Eyer seine Wahlchancen zum Stadtpräsidenten als intakt. «Ich habe sehr gute Rückmeldungen auf meine Kandidatur erhalten», sagt er. Er ist sicher, dass die Wahl des Stadtpräsidenten eine Personenwahl ist. Eyer sagt aber auch offen, dass Gegenkandidatin Sandra Hess (FDP) wohl den Vorteil habe, dass sie «eventuell bekannter ist» als er. Auch als Stadtpräsident möchte er soziale und ökologische Politik betreiben. «Allerdings würde ich nicht herkommen und alles ändern.» Das sei auch gar nicht nötig, weil der Vorgänger Adrian Kneubühler ja gut gearbeitet habe. Viel eher möchte er als neuer Stapi möglichst schnell die grossen Projekte Nidaus in den Griff bekommen, so Eyer, der sagt, dass er ein generelles Interesse an diesem spannenden Amt habe.
Eyer ist seit acht Jahren Stadtrat in Nidau und war 2008 Stadtratspräsident. Er ist Präsident der Aufsichtskommission und Vizepräsident in der Geschäftsprüfungskommission. Auch wenn er keine Exekutiv-Erfahrung hat, kennt er also die Politik und die Verwaltung in Nidau. Über die Parteigrenze hinweg gilt der Gymnasiallehrer als sachlicher Politiker und wird als integrative Persönlichkeit geschätzt. Speziell eingesetzt hat er sich in den vergangenen Jahren für das Energiestadtlabel der Stadt sowie für eine sinnvolle Verkehrs- und Sozialpolitik.


Idee: Eisbahn auf Bibliotheksplatz
Am BTI-Bahnhof vorbei führt der Spaziergang auf den Bibliotheksplatz, den die SP gerne aufwerten möchte. SP-Stadträtin Brigitte Deschwanden wird in der nächsten Stadtratssitzung einen Vorstoss einreichen und prüfen lassen, ob im Winter eine Eisbahn aufgestellt werden könnte. «Keine echte Eisbahn, sondern eine Kunststoffeisbahn», sagt Eyer, das sei ökologischer. Friedli betont, wie wichtig solche Begegnungsorte für die Identitätsstiftung seien. «Das führt längerfristig zu weniger Littering und weniger Vandalismus», sagt sie. Genauso wie die Bibliothek. Ein wichtiger Begegnungsort sei auf der anderen Strassenseite auch der Markt. Er ist äusserst beliebt, und auch viele Auswärtige kaufen hier ein. «Wir möchten den Markt gerne noch vergrössern», so Friedli. Die Erweiterung würde bedeuten, dass zu Marktzeiten der vorderste Teil der Mittelstrasse autofrei wäre. Die Idee wurde bereits einmal abgelehnt. «Die Auto-Lobby ist einfach zu gross», sagt Friedli, die nur Fahrrad fährt. Tempo 30 auf der Hauptstrasse ist für sie deshalb noch nicht vom Tisch. «Das würde den Ort noch attraktiver machen.»
Schon heute funktioniere das Kleingewerbe aber äusserst gut. Man finde in Nidau eigentlich alles, was es brauche. Sie selber kauft sehr oft auf dem Markt ein. Dabei will sie feststellen, dass es ihr «viele SPler, aber fast keine Bürgerlichen», gleichtun.
Neben dem Markt, den Lädeli und dem Coiffeur nutzen Friedli und Eyer gerne das kulturelle Angebot im Stedtli. Etwa das des Restaurants Kreuz, ebenfalls an der Hauptstrasse gelegen. Genau um solche Angebote weiter aufrechtzuerhalten, kommt für die Partei eine Steuersenkung nicht in Frage.


«Zeit für Sozialdemokraten»
Und dann, fast am Ende des kurzen Spaziergangs mit vielen Stopps, kommt nochmals die Rede auf die Sozialpolitik. Friedli erläutert, wieso es Zeit sei für einen Sozialdemokraten an der Spitze der Stadt. Es gehe darum, dass Nidau vorwärtskomme, über Grenzen hinweg schauen. Konkret? «Der soziale Status», so Friedli, «dürfe nicht ein ausschliessliches Kriterium sein, ob jemand eingebürgert werde oder nicht.» Es solle unter Umständen auch für Working-Poor möglich sein, den Schweizer Pass zu bekommen. Eyer nickt zustimmend. Schliesslich könne der soziale Status einer Person unterschiedliche Ursachen haben, sagt er. Allerdings sei das nicht sein Hauptanliegen in der Sozialpolitik, so Eyer. Viel wichtiger sei ihm die Integration von Menschen in der Gemeinde. Und vor allem auch die Entstigmatisierung der Begriffe «Sozialhilfeempfänger» und «Ausländer».     

Deborah Balmer


Link: www.sp-nidau.ch

 

Die Wahlliste der SP
• Kandidaten für den Stadtrat:
Bisher: Hans Berger, Brigitte Deschwanden, Marc Eyer, Sandra Friedli, Regula Hügli, Ushanthini Muthiah, Cédrine Pfyffer, Peter Rolli und Rudolf Zoss.
Neu: Bettina Bongard, Tobias Egger, Fatma Eserti, Rahel Müller, Samuel Pfyffer und Kurt Schwab.
• Kandidaten Gemeinderat:
Bisher: Christian Bachmann und Elisabeth Brauen.
Neu: Marc Eyer, Sandra Friedli und Kurt Schwab.
• Kandidat Stadtpräsidium: Marc Eyer.

Stichwörter: Nidauer Wahlen, SP Nidau

Kommentare

faktus

Als Aussenstehender sind vorallem die im letzten Abschnitt zu lesende Aussagen ("Es solle unter Umständen auch für Working Poor Ausländer möglich sein, den Schweizer Pass zu bekommen" Zitatende), eine grosse Herausforderung für die SP und deren Wähler(innen)! Es liegt nun an den Nidauer-Stimmbürger(innen), ob ihnen die, Schweiz weit, eine der höchsten Sozialhilfe-Quote in Nidau, noch nicht reicht und weiterhin den unersättliche Honigtopf der "sozialen Wohlfahrt" mit ihren hart verdienten Steuerbeträgen finanzieren wollen! Mit solchen "Aussagen" schaufeln sich die "Geldverteiler" und falschhumanistischen Gutmenschen in den meisten Wahlorten ihr "eigenes Grab" selber! Momentan hat die Bevölkerungsmehrheit (und dazu gehören auch viele voll integrierte, arbeitende und steuerzahlende Migranten), die Nase endgültig voll, von der viel zu grosszügigen Missbrauchmöglichkeiten im ganzen aufgeblähten Sozial-Apparat!


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