Sie sind hier

Abo

Biel

Die Suche nach dem Ockergelb

Als die Stadt Biel auf die Expo.02 hin den Zentralplatz neu gestaltete, gab der spezielle Bodenbelag Anlass zu heftigen Diskussionen. Heute sollte der Boden längst saniert sein, doch die Farbe macht erneut Probleme.

  • 1/11 Copyright: Tanja Lander
  • 2/11 Copyright: Tanja Lander
  • 3/11 Copyright: Tanja Lander
  • 4/11 Copyright: Tanja Lander
  • 5/11 Copyright: Tanja Lander
  • 6/11 Copyright: Tanja Lander
  • 7/11 Copyright: Tanja Lander
  • 8/11 Copyright: Tanja Lander
  • 9/11 Copyright: Tanja Lander
  • 10/11 Copyright: Tanja Lander
  • 11/11 Copyright: Tanja Lander
zurück

Weiteres zum Thema

Deborah Balmer


Der ockergelbe Belag sei alles andere als das Gelbe vom Ei, die Farbe sei viel zu grell. Sie erinnere an eine Hundetoilette: Um das Erscheinungsbild des Zentralplatzes war im Frühling 2002 heftig gestritten worden und der «neue» Zentralplatz liess manchen Leserbriefschreiber zur Feder greifen.  


Dabei hatten sich die Platzgestalter einiges überlegt: Der gelbe Bodenbelag sollte an die Farbe des Jurakalksteins erinnern und so besonders gut in die Region passen. Gleichzeitig sollte sich die Farbe des «Zentis» vom gewöhnlichen Grau der übrigen Strassen abheben. Offensichtlich kam das zumindest zu Beginn nicht bei allen gut an. Der Bieler Stadtwanderer Benedikt Loderer erinnert sich: «Zu Beginn war der Platz viel gelber als heute. Über all die Jahre verlor er die Farbe. Das gefiel vielen gar nicht.» Er vermutet aber, dass die Ablehnung auch gross gewesen wäre, wenn der Platz beispielsweise rot gestaltet worden wäre. Doch auch Loderer sagte damals: «Das ist leider eine Kackfarbe.»


Eine Art stille Berühmtheit erlangte der Platz aber nicht wegen seiner Farbe, sondern wegen dem vorbildlichen Zusammenspiel von Autos, Velos und Fussgängern. Diese erste Begegnungszone der Schweiz ist in Fachkreisen bis heute europaweit bekannt (siehe Infobox). Doch die zahlreichen Autos, Lastwagen und täglich über 1000 Busse der Verkehrsbetriebe Biel haben den Belag eben über all die Jahre auch stark verformt. Eine Sanierung ist laut der Abteilung Infrastruktur der Stadt Biel längst fällig.


176000 Franken für die Sanierung sind bewilligt
Doch der gelbe Walzasphalt bereitet 15 Jahre später erneut Schwierigkeiten. Denn die Firma, die im Jahr 2002 den Belag lieferte, stellt das Produkt heute  nicht mehr her. Und weil der Bodenbelag ästhetisch und qualitative hohen Anforderungen genügen muss, kann nicht einfach ein Ersatzbelag beschafft werden.


Besonders ist, dass der Bieler Gemeinderat bereits im Jahr 2013 einen Kredit von 176000 Franken für die Sanierung bewilligt hat, seither aber nichts passiert ist. «Der Belag hat seine Lebensdauer bereits um etwa fünf Jahre überschritten», sagt Roger Racordon, Leiter der Abteilung Infrastruktur der Stadt, doch ein Schnellschuss lohne sich nicht, weil neben den optischen auch die technischen Anforderungen hoch seien. Das klare Ziel ist laut Racordon, die Farbe zu erhalten: «Denn sie ist ja Teil des Gestaltungskonzepts des Zentralplatzes.»


Die Stellen, die über all die Jahre gelitten haben, sind von blossem Auge sichtbar. Nicht nur hat der Verkehr den Belag in den Fahrspuren stark verformt, auch die Randabschlüsse wurden teilweise stark beschädigt. Mehrere Stellen auf dem Platz wurde saniert, an zwei Stellen wurden Probeeinbauten mit möglichen Belagssorten gemacht. «Die Probeeinbauten waren ästhetisch nicht zufriedenstellend und die Resultate befanden sich weit weg vom Ursprung. Sie haben also optisch nicht zu den bestehenden Belägen auf den Gehwegen gepasst», sagt Racordon. Die Stadt hat die Sanierungsversuche unterdessen gestoppt und sucht nun nach Alternativen für die Sanierung des Platzes, für den die Stadt unter anderem im Jahr 2002 den Wakkerpreis erhalten hat.


Laut Racordon ist auch ein anderes Material für den Belag denkbar, beispielsweise eingefärbter Beton, wie er in Biel beim Platz am See verwendet wurde.


Von Genfer Firma geliefert, von Bieler Firma eingebaut
Der Belag auf dem Zentralplatz wurde damals von der Genfer Firma Colas Suisse geliefert und vom Bieler Bauunternehmen De Luca eingebaut. Es handelt sich dabei um einen sogenannt bituminösen Belag, der über speziell helle Mineralien und über ein spezielles gelbes Bitumen (Erdpech) verfügt. Durch die Verwendung dieser Materialien soll der Belag bei Materialabrieb über die ganze Lebensdauer hell bleiben. «Bei einem gelben Farbanstrich mit Verwendung von normalem Mineral und Bitumen wäre der Belag bereits nach ein paar Jahren wieder dunkel», sagt Racordon.  


Wann der Zentralplatz gesamterneuert wird, steht aber derzeit offenbar noch in den Sternen.

Nachrichten zu Biel »