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Biel

Dieser Automat ist nicht jugendfrei

In der Bar 48 in Biel steht der erste CBD-Automat der Region. Besucher können sich hier spontan einen Joint mit dem nicht-berauschenden Hanf kaufen. Der anfängliche Hype um CBD ist allerdings etwas abgeflacht.

«Ein CBD-Joint ist wie ein alkoholfreies Bier», sagt Mediweed-CEO Oskar Erd. Susanne Goldschmid

CBD-Hanf: Jetzt sind neue Ideen gefragt

Die grosse Aufregung um CBD-Hanf ist vorbei. Das Produkt hat sich etabliert und seine treuen Anhänger gefunden. Erfolgreich bleibt, wer sich kreativ zeigt – etwa mit Joints aus dem Automaten oder Hanf-Schoggi.

2017 erlebte die Schweiz einen regelrechten CBD-Boom. Zu Beginn des Jahres gab es in der Schweiz fünf registrierte Firmen, die den THC-armen Cannabis herstellten oder handelten. Zwölf Monate später schnellte diese Zahl auf über 400. Einer dieser Produzenten ist die ABC Verwaltungs AG in Brügg, die unter der Marke Oasiz CBD-Hanf produziert. Fokussierte sich die Firma zu Beginn auf Hanfblüten, wird jetzt die Weiterverarbeitung für sie immer interessanter. Die Produktpalette reicht von Schokolade über Mineralwasser und Bier bis hin zu Crémes und Tees – allesamt mit dem nicht-berauschenden Cannabidiol versetzt. «Wir kommen kaum nach mit Produzieren, die Nachfrage ist am Explodieren», heisst es aus Brügg. Erfolgreich ist auch die Geschäftsidee eines Zürcher Unternehmens, das Bars mit CBD-Automaten ausrüstet. Die Gäste können damit während des Feierabendbieres einen handgedrehten Joint oder CBD-Hanföl beziehen. In der Bieler Bar 48 steht der erste solche Automat der Region.

von Carmen Stalder

Die Musik brummt in den Ohren, in den Händen ein kühles Bier, gute Gespräche mit Freunden. Jetzt würde doch noch ein kleiner Joint passen... Ausgehfreudige mit diesem Gedanken werden in der Bar 48 an der Bieler Zentralstrasse fündig. Dort kann man sich seit rund drei Monaten einen Joint aus einem Automaten herauslassen.

In den gedrehten Zigaretten stecken allerdings keine illegalen Substanzen, sondern das nicht-berauschende Cannabidiol (CBD). 2016 hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den CBD-Hanf zum Rauchen bewilligt. Seither ist es legal, sich mit dem Gras einen Joint zu drehen (siehe Infobox).

Der Automat in der Bar 48 stammt von der Firma Mediweed aus Rüschlikon (ZH). Geführt wird das Unternehmen von Oskar Erd und Dany Oeschger. Letzterer ist in der Region kein Unbekannter: Der Sportler wurde im Frühling in der höchsten Liga des Turniers Squash Romandie mit dem Squash Club Biel-Bienne Meister. Er ist zudem mehrfacher Schweizermeister und ehemaliger Nationalmannschaftstrainer.


Bis zu 3000 Franken im Monat

Der CBD-Automat an der Zentralstrasse ist der erste in der Region, bald soll jedoch in einer anderen Bar ein weiterer dazu kommen. In der ganzen Schweiz gebe es derzeit vier Stück, «wir sind erst am Anfang», sagt Erd. Pro Monat macht die Firma in Biel zwischen 2000 und 3000 Franken Umsatz. Neben den von Hand gedrehten Joints à zehn Franken stehen auch Hanfblüten in weissen Plastikdosen (1,5 Gramm kosten 20 Franken), Hanföl und Produkte eines anderen Anbieters im Sortiment. Der Hanf von Mediweed stammt von einer eigenen Indoor-Anlage aus Dietikon. «Alles bio», so Erd.

Das Angebot richtet sich an Gäste der Bar, die spontan Lust auf CBD-Hanf bekommen. Alles, was es dafür braucht, ist das nötige Kleingeld – und eine ID, die vom Gerät gescannt wird und den Käufer als volljährig ausweist. Die Nachfrage sei gross, versichert Erd. Er selbst benutzt die Produkte, wenn er Kopfschmerzen hat oder nach etwas Gelassenheit sucht. Einen Rausch verursacht CBD-Hanf nicht. «Sie können sich das vorstellen wie ein alkoholfreies Bier», sagt der Zürcher. Da CBD oft mit Tabak zusammen geraucht wird, ist der Konsum jedoch nicht frei von Nebenwirkungen.

Die CBD-Automaten stammen ursprünglich aus den USA, wo sie gemäss Erd sehr gut laufen. Seine Firma habe derzeit 15 bis 20 weitere Anfragen von Barbetreibern. «Mit dem Auffüllen der bestehenden Automaten kommen wir kaum nach.» Allerdings hat er festgestellt, dass sich der anfängliche Hype um den CBD-Hanf etwas abgeflacht hat. «Die Nachfrage pendelt sich jetzt langsam ein», sagt er.


«Es hat sich beruhigt»

2017 erlebte die Schweiz einen regelrechten CBD-Boom. Zu Be-ginn des Jahres gab es in der Schweiz fünf registrierte Firmen, die den THC-armen Cannabis herstellten oder handelten. Bis Ende 2017 schnellte diese Zahl auf über 400, heisst es im Jahresbericht der Stadtberner Koordinationsstelle Sucht.

Gemäss verschiedenen Produzenten hat sich der CBD-Boom jedoch bereits wieder etwas gelegt. In den vergangenen Monaten hat man auch im Tabakgeschäft Keller in Biel einen leichten Rückgang bemerkt. Zwar seien die CBD-Produkte immer noch gefragt und es gebe weiterhin neue Kunden. Aber: «Noch Anfang 2018 wurden wir regelrecht überflutet mit neuen Anbietern. Dies hat sich nun etwas beruhigt», sagt Inhaberin Therese Rihs. Sie glaubt, dass der Markt teilweise übersättigt gewesen sei. So hätten viele die Hoffnung gehabt, rasch gutes Geld zu verdienen.

Zu Beginn seien die Gewinnmargen für ihr Tabakgeschäft «absolut uninteressant» gewesen. Dies habe sich jedoch gebessert, als der Konkurrenzkampf grösser wurde. Auch wenn der erste Boom vergangen ist, glaubt die Ladeninhaberin, dass CBD-Produkte weiterhin gefragt sein werden. Sie habe sehr viele Kunden, welche die Produkte zu therapeutischen Zwecken verwenden. «Diese schätzen natürlich sehr, dass sie CBD-Hanf legal kaufen können.»


Schnelltest statt Labor

Der legale und der illegale Cannabis sind optisch und geruchsmässig nicht voneinander zu unterscheiden. Seit diesem Frühling verfügt die Kantonspolizei Bern über ein Schnelltest-Verfahren zur Cannabis-Typisierung. Der Test, der durch das Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern ausgearbeitet wurde, kann stationär auf einer Polizeiwache oder auch mobil eingesetzt werden.

Damit können Polizisten eine Erstbestimmung des THC-Gehalts einer Substanz vornehmen. «Mit der Einführung dieses Schnellverfahrens müssen Cannabissubstanzen nicht mehr in jedem Fall ins Labor zur Analyse gegeben werden, sondern können bereits durch unsere Mitarbeitenden getestet werden», sagt Dominik Jäggi, Mediensprecher bei der Kapo.

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Was ist CBD-Hanf?

  • In der Hanfpflanze finden sich über 80 Cannabinoide. Die wichtigsten Cannabinoide sind das berauschende Tetrahydrocannabinol (THC) und das nicht-berauschende Cannabidiol (CBD).
  • 2011 erhöhte der Bund die gesetzlich erlaubte THC-Limite für Hanfpflanzen von 0,3 auf 1 Prozent. Da CBD-Hanf weniger als1 Prozent THC enthält, unterliegt es nicht dem Betäubungsmittelgesetz und kann in der Schweiz legal konsumiert werden.
  • Im August 2016 hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den CBD-Hanf zum Rauchen bewilligt, was in der Schweiz zu einem regelrechten Boom an Produzenten und Verkäufern geführt hat.
  • Dem CBD-Hanf wird nachgesagt, dass es entkrampfend, entzündungshemmend und angstlösend wirkt. Gemäss dem BAG ist die medizinische Wirkung von CBD jedoch erst ungenügend erforscht.

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