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Omega

Ein altehrwürdiges Gebäude wird modernisiert

1903 zog die Omega in die Räume der stillgelegten mechanischen Baumwollspinnerei. Mit der «Schlange» wird das Gebäude in die Moderne überführt.

Ein altes Bild des Omegagebäudes. memreg
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1848 entstand das Uhrenunternehmen Omega in La Chaux-de-Fonds. Der Gründer Louis Brandt eröffnete einen Comptoir d’établissage und fertigte dort bald auch mit seinen Söhnen als Teilhabern Uhren aus zugekauften Bestandteilen. Die Söhne liessen sich 1880 in einem Fabrikgebäude an der Bözingenstrasse in Biel nieder und eröffneten die Manufaktur «Louis Brandt & Frère». 1903, nach vielen guten Geschäftsjahren kam es zu einer erneuten Restrukturierung und dem Umzug in die leer stehenden Räume der stillgelegten mechanischen Baumwollspinnerei. Die Firma wurde in die SA Louis Brandt & Frère – Omega Watch Co. umgewandelt. Der griechische Buchstabe Omega war die Anspielung auf ein von der Firma produziertes Werkstück mit austauschbaren Einzelteilen. In den neuen Gebäuden, in denen das Unternehmen noch heute angesiedelt ist, stellte «die Omega», wie sie umgangssprachlich genannt wird, als eines der ersten Uhrenunternehmen auf industrielle Produktion um. Zunächst lieferten Dampfmaschinen die benötigte Energie, später sorgte dann die Wasserkraft der nahe neben dem Betrieb fliessenden Schüss für Elektrizität, bevor das Unternehmen an das städtische Netz kam. Heute ist die Omega eines der bedeutendsten Unternehmen Biels und macht die Stadt zu jener «Uhrenstadt», als die sie bekannt ist.


Nochmals investieren
2010 haben sich nun die Swatch Group zusammen mit der Omega entschieden, nochmals in den Standort Biel zu investieren und einen architektonischen Projektwettbewerb ausgeschrieben, den der japanische Architekt Shigeru Ban gewonnen hat. Der Japaner verbindet traditionelle japanische Bauweise mit moderner Architektur und verwendet oft gleichförmige Elemente, die sich zu einem grossen Ganzen verbinden. In Biel entsteht seit 2015 nun seine «Schlange» aus Holzbauteilen, die sich vom Areal neben der Metter Insel über die Gottstattstrasse «windet». So wird das Hauptgebäude durch eine Brücke mit dem Neubau verbunden. Der Architekt schafft mit diesem Gebäude den Spagat, das Projekt in das Quartier einzufügen und das denkmalgeschützte Omega-Gebäude in die Moderne zu überführen.

Mit den 150 Millionen Franken, die die Swatch Group und die Omega in das Projekt investieren, werden aber auch andere innovative Wege begangen: Es ist geplant, in den neuen Hauptsitz möglichst viele Einblicke in die sonst traditionell sehr zurückhaltende Uhrenbranche zu gewähren. Zum einen soll in einer begehbaren Uhrenmanufaktur das Entstehen einer Luxusuhr veranschaulicht werden, zum andern sind in den neuen Gebäuden drei Museen für die Marken Omega und Swatch sowie für das gescheiterte Projekt Swatchmobil geplant, das für die Gruppe nach wie vor ein Vorreiterprojekt im Bereich smarter Autos ist. Das heute bestehende, vergleichbar kleine Omega-Museum gegenüber dem Hauptgebäude wird so in den Erweiterungsbau integriert und um die Marken der Gruppe erweitert.
Diese grosse Kapitalanlage mit einem Gebäude, das sicher überregionale Ausstrahlung haben wird, ist für den Standort Biel eine bedeutende Investition. Die Uhrenbranche befand sich zum Zeitpunkt des Entscheides zu dieser Investition nicht gerade in wirtschaftlichen Boom-Zeiten, entsprechend ist der Entscheid der Swatch Group und der Omega, ihre altehrwürdigen Gebäude und ihren Industriestandort Biel aufzuwerten, positiv zu gewichten.


Aufwertung des Quartiers
Bereits heute ist die Aufwertung des Quartieres um die Gottstattstrasse einen Ausflug wert. Man kann dabei nicht nur das Entstehen der Schlange mit ihren riesigen, mit Holzelementen geschuppten Fassade bewundern, sondern inzwischen über die sehr gelungen renaturierte und revitalisierte Metter Insel spazieren.

Zu Beginn der Bauarbeiten auf dem Gelände kam es noch zu entsetzten Reaktionen der Anwohnerschaft, als die teilweise uralten und auch zu alten, riesigen Bäume gefällt wurden und das ganze Areal aufgrund von historischen Funden umgegraben wurde. Inzwischen haben sich aber alle Mütchen abgekühlt – seitdem der Park offiziell wieder eingeweiht wurde, konnten alle Kritikerinnen und Kritiker mit eigenen Augen die Aufwertung des Parks in Augenschein nehmen, der vormals ein Sammelsurium an Sportplätzen mit teilweise nur schwer begehbaren Uferwegen und wenig Biodiversität war. Sabine Kronenberg

Stichwörter: Omega, Swatch Group

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