Sie sind hier

Abo

Nachgefragt

«Eine bestimmte, aber leise Stimme»

Am Mittwoch sass Mathieu Tschantré bei der Veranstaltung «Talk im Dock» einer Literatur-Professorin gegenüber. Wie erlebte Marie Caffari den Ex-
Eishockeyprofi Tschantré?

Marie Caffari, Literatur-Professorin

Interview: Bernhard Rentsch

Marie Caffari: Haben Sie Mathieu Tschantré vor Ihrem gemeinsamen Auftritt im Talk im Dock gekannt?

Marie Caffari (Leiterin Schweizerisches Literaturinstitut): Der Name war mir bekannt, persönlich sind wir uns aber vorher noch nie begegnet.

Welchen Eindruck vom ehemaligen Eishockeyprofi haben Sie nun nach dem gemeinsamen Auftritt?

Generell spreche ich gerne mit interessanten Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, die in einem anderen Umfeld als ich aktiv sind. Da gehört Mathieu Tschantré dazu.

Welche Vorurteile haben sich bestätigt, welche wurde widerlegt?

Wie in der Literatur denkt man auch im Sport zuerst an laute Stimmen. Oft sind dann aber die leiseren Stimmen spannend. Bei Mathieu Tschantré, den ich nun allerdings nur flüchtig kennengelernt habe, habe ich den Eindruck, dass er jemand mit einer sehr bestimmten, aber leisen Stimme ist. Das war und ist mir sehr sympathisch.

Welche Parallelen gibt es zwischen Eishockey und Literatur?

Es gibt in beiden «Disziplinen» immer wieder Situationen, in denen die Beteiligten mit Eignungsfragen konfrontiert sind und von Dritten beurteilt wird, in welche Richtung sich ein Werdegang entwickelt. Die Frage, was es braucht, um sich in seiner Welt behaupten zu können und weiter zu kommen, ist eine gemeinsame. Talent und Grunddisziplin braucht es auf beiden Seiten. Geduld, Ausdauer oder die Fähigkeit, sich nicht entmutigen zu lassen, sind grundsätzlich gefragte Eigenschaften.

Was können Literaturinteressierte von Eishockey lernen?

Auch wenn in der Literatur die Arbeit in Teams immer stärker in den Fokus rückt, ist Schreiben letztlich doch eine ziemlich einsame Disziplin. Die Kraft einer Mannschaft fehlt zuweilen. Vielleicht kann in der Literatur noch stärker an einer Art Mannschaftsgeist gearbeitet werden. Auch wenn sich die Gruppen der Literaturschaffenden stärker und schneller verändern, bleibt der Teamgedanke spannend. Man kann gemeinsam erfolge feiern, sich bei Enttäuschungen oder eben Niederlagen auch besser wieder auffangen. Eindrücklich war die Aussage, dass im Eishockey ziemlich schnell eine Gelegenheit kommt, eine Niederlage zu korrigieren. Die Zeitverhältnisse in der Literatur sind schon ganz anders. Das kommt die nächste Chance allenfalls nicht so schnell.

Sie waren noch nie live beim Eishockey mit dabei. Wollen Sie nun einmal ein Spiel live mitverfolgen?

Ja, gerne. Ich wurde ja nun auch eingeladen. Ich bin gespannt und interessiert, innerhalb einer vermutlich rauhen Sportart die Geschwindigkeit, die Kreativität und das Spielerische zu entdecken.

Stichwörter: Literatur, Eishockey

Nachrichten zu Biel »