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Movado Group

Einem Viertel der Belegschaft droht die Entlassung

Schlechte Nachrichten aus der Uhrenindustrie: Die amerikanische Movado Group plant in Biel 45 von 197 Angestellten zu entlassen. Das bei einer Massenentlassung übliche Konsultationsverfahren wurde gestern eingeleitet. Das Personal steht unter Schock.

Im «Silver Tower» beim Bahnhof Biel arbeiten drei Viertel der Angestellten der Movado Group. Copyright / Bieler Tagblatt / Peter Samuel Jaggi

von Peter Staub

Ausgerechnet in der Woche vor der Eröffnung der Uhrenmesse Baselworld bestätigte gestern die Movado Group (MGI), dass sie inBiel eine Massenentlassung plant. Genaue Zahlen wollte Flavio Pellegrini, operativer Direktor der MGI für Europa und den Mittleren Osten, gestern nicht nennen, aber das BTweiss aus verschiedenen Quellen, dass mit 45 Personen rund ein Viertel der Belegschaft die Kündigung erhalten soll. Nach ersten Gesprächen mit der Personalkommission der MGI kritisiert die zuständige Gewerkschaft Unia den Entscheid als «voreilig und falsch».

Neben den beiden in Biel ansässigen Branchenriesen Swatch Group und Rolex ist die MGI Luxury Group damit die dritte grosse Uhrengruppe, die in Biel ansässig ist.

Genaue Zahl noch offen

Dass Pellegrini keine konkrete Zahl der geplanten Entlassungen nennen will, kommt daher, dass die MGI ein sogenanntes Massenentlassungsverfahren eingeleitet hat. Solange das vom Kanton Bern festgelegte Konsultationsverfahren nicht beendet ist, kann sich die Zahl der Entlassungen noch verändern.

«Wir sind in Diskussion mit den Sozialpartnern, den Gewerkschaften und dem Uhrenarbeitgeberverband», sagte Pellegrini gestern gegenüber den Kollegen von Radio «Canal 3». Das Konsultationsverfahren läuft noch bis am 7. April. «Bis dann sollte alles klar sein», sagte Pellegrini. Das bedeutet, dass ab dann erste Kündigungen ausgesprochen werden könnten. Sicher ist bereits heute, dass beide Standorte in Biel von den Entlassungen betroffen sind (siehe Infobox). Betroffen seien Mitarbeitende aller Schweizer Marken. «Details dazu geben wir nächste Woche bekannt», sagte Pellegrini.

Die Kündigungen seien aus wirtschaftlichen Gründen nötig, sagte der MGI-Direktor. Diese Begründung liess Jesus Fernandez, Regionalsekretär der Unia in Biel, gegenüber dem BT nicht gelten. Nach einer rund dreistündigen Sitzung mit der Personalkommission (PK) der Movado sagte Fernandez gestern Abend, dass er vom Entscheid der MGI überrascht sei. Zuletzt habe es nur positive Meldungen des Unternehmens gegeben. Er glaubt nicht, dass wirtschaftliche Gründe für die geplanten Entlassungen ausschlaggebend seien: «Das ist ein strategischer Entscheid, um die Rentabilität des Unternehmens zu erhöhen.» Das sei nicht fair gegenüber den teilweise langjährigen Mitarbeitern. Diese seien am Mittwochnachmittag informiert worden und stünden immer noch unter Schock.

Zusammen mit der PK werde die Gewerkschaft nun während des Verfahrens nach Möglichkeiten suchen, um die Zahl der Entlassungen so stark wie möglich zu minimieren. Von den Mitgliedern der PK wollte gestern niemand Stellung nehmen.

Beco wartet ab

Das Beco Berner Wirtschaft sei von Movado rechtzeitig über die geplante Massenentlassung informiert worden, sagte Daniela Rothenbühler, Leiterin Dienste im Geschäftsbereich Arbeitsvermittlung. Das Beco warte die Ergebnisse des Konsultationsverfahrens ab, bevor Mitarbeiter der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) den von der Entlassung betroffenen Angestellten beratend unter die Arme griffen.

Auch die Stadt Biel wurde über den Entscheid derMGI informiert. Solange das Konsultationsverfahren laufe, wolle er aber keinen Kommentar abgeben, sagte Stadtpräsident Erich Fehr (SP).  
    

Infobox
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• Die Movado Group (MGI) hat zwei Hauptsitze. Ausser in Biel auch in Paramus (USA). Weltweit arbeiten gemäss Firmenwebsite über 1330 Angestellte für die MGI.

• Zur MGI gehören die Schweizer Uhrenmarken Concord, Movado und Ebel sowie Uhren von Hugo Boss oder Tommy Hilfiger.

• An ihren zwei Standorten in Biel beschäftigt die MGI 197 Angestellte. Drei Viertel am Hauptsitz beim Bahnhof, der erst 2013 bezogen wurde. Dort befinden sich die Unternehmensleitung, Management und Administration der MGI, welche die Handels- und Marketingaktivitäten der Schweizer Marken sowie der Lizenzmarken des Konzerns in Europa und dem Nahen Osten koordiniert. Das andere Viertel arbeitet im Logistikzentrum beim Ausgang der Taubenlochschlucht.

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