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Orpund

Es muss nicht immer ein Tier
 nach Mass sein

Im Rahmen des Welttiertages hat eine Kampagne für Adoptionen aus Tierheimen geworben. Auch das Tierheim Rosel 
in Orpund hat mitgemacht – und konnte damit einen Erfolg verbuchen.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Heidi Flückiger

Der Welttiertag vom 4. Oktober war in diesem Jahr mit einer Kampagne verbunden, die auf die Adoption von Tieren aus Tierheimen aufmerksam machte. Die beiden Futterhersteller Pedigree und Sheba spielten in verschiedenen Verkaufsfilialen Videos ab, um Tiere vorzustellen. Die Aktion stand unter dem Motto «Tieren ein Zuhause geben». Unterstützt und mitgetragen wurde die Kampagne von weiteren Grossverteilern und Tierschutzorganisationen.

In einem dieser Videos waren fünf Katzen und fünf Hunde des Orpunder Tierheims Rosel zu sehen. Einige diese Tiere, wie zum Beispiel Zuma, eine achtjährige Boxermischlingshündin, hatten Glück und wurden adoptiert. Lia hingegen, eine neunjährige Hündin, wartet noch immer auf ein Zuhause. Die Aktion hat das Interesse der Menschen verstärkt. «Uns hilft jeder Auftritt, der auf das Tierheim aufmerksam macht. Wichtig ist auch schon nur der Umstand, dass es nicht immer ein Tier nach Mass sein muss», sagt Alexandra Spring, die im Tierheim Rosel als Tierpflegerin arbeitet und für die Stiftung Tier im Recht als Juristin tätig ist.

 

Nicht alle Tiere
finden einen Platz

Einer der «Videostars» war die zutrauliche Minusch. Die Katze wurde von einer Person adoptiert, die bereits eine ängstliche Katze namens Havanna besitzt, die ebenfalls aus dem Tierheim Rosel stammt. Der Katzenliebhaber hoffte, dass die scheue Havanna durch die Anwesenheit der zutraulichen Minusch ihre Ängste verliert. Das habe sehr gut funktioniert, teilte er Alexandra Spring mit.

Nicht einfach erweist sich die Vermittlung des Findelkaters Gerald. Das schwarze Büsi streicht allen um die Beine und lässt sich mit Leckerlis auf Podeste locken. Gerald ist aber kein Schmusekater. Er verträgt sich nicht mit anderen Tieren und beisst zu, wenn er sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt. Der eigenständige Kater bewohnt im Tierheim ein Einzelzimmer mit Auslauf. Er wurde schon einmal platziert. Das hat aber leider nicht funktioniert.

Bis jetzt auch noch kein Glück hatte Turbo, ein Listenhund, dessen Haltung in gewissen Kantonen bewilligungspflichtig ist und in einigen sogar verboten. Turbos Name ist Programm. Der dreieinhalbjährige Wildfang ist ein Powerpaket. Er wurde nach einer Beschlagnahmung durchs Veterinäramt ins Tierheim nach Orpund gebracht. Für ihn wird seit einem Jahr ein Zuhause gesucht. Turbo wäre sofort vermittelbar. Er wird aber weder an Leute ohne Hundeerfahrung abgegeben noch an unter 25-Jährige oder an Familien mit kleinen Kindern. «Er ist ein lieber Hund, muss aber noch vieles lernen», so Spring.

 

Ein Gerücht, das sich hartnäckig hält

Tiere werden aus verschiedenen Gründen in Tierheimen abgegeben. Oft sind es Findeltiere, die weder mit einem Halsband mit Adresse noch mit einem Chip versehen sind. Ohne Hinweis auf deren Herkunft können die Tierhalterinnen und Tierhalter nicht ausfindig gemacht werden. Bei ungechippten herrenlosen Hunden wird davon ausgegangen, dass sie ausgesetzt wurden. Bei Hunden ist der Chip obligatorisch, bei Katzen nicht.

Zurzeit leben im Tierheim Rosel vier Hunde, 25 Katzen und zehn Zwergkaninchen, für die ein Zuhause gesucht wird. Zwei der Zwergkaninchen wurden unabhängig voneinander von Passanten gefunden und ins Tierheim gebracht. «Jeden Sommer ist das Tierheim voller junger Kätzchen», weiss Alexandra Spring aus Erfahrung. Die kleinen Wollknäuel seien aber immer sehr gefragt und hätten schnell eine neue Bleibe. Junge Katzen vermittelt das Tierheim Rosel nur zu zweit und nur unter der Voraussetzung, dass sie im Alter von sechs Monaten kastriert werden. Deren Halter sind dazu verpflichtet, die Kastrationspapiere dem Tierheim vorzuweisen.

Ein Tier aus einem Tierheim zu adoptieren, ist grundsätzlich für alle möglich, die das Erwachsenenalter erreicht haben. Hartnäckig hält sich das Gerücht, älteren Menschen sei das verwehrt. Das stimmt nicht, wie das Tierheim betont. Eine rüstige ältere Person könne sehr wohl noch einen ruhigen Hund adoptieren, mit dem sie nicht stundenlang unterwegs sein müsse. Wichtig sei, und zwar altersunabhängig, ein Notfallplan, mit dem die Betreuung des Tieres auch sichergestellt sei, wenn die Tierhalterin oder der Tierhalter erkranke, sagte Alexandra Spring.

Im Tierheim Rosel werden Tieradoptionen nicht leichtfertig abgewickelt. Vor einer Adoption wird abgeklärt, ob die Adoptivperson die Bedürfnisse des Tieres abdecken kann.

 

Für Hunde gibt es ein Kennenlernprogramm

Je nach Tier ist das Vorgehen unterschiedlich. Katzen können von den Interessierten beim Besuch sofort adoptiert werden. Katzenreservationen gibt es aber nicht. Entscheidend ist, ob es eine Stubenkatze sein soll oder eine, die Auslauf benötigt. Wohnungskatzen werden nur im Doppelpack abgegeben. Über Wohnungskatzen verfügt das Tierheim momentan nicht. Bevor ein Hund zur Adoption freigegeben wird, muss dessen zukünftige Halterin mit ihm ein Kennenlernprogramm absolvieren und Spaziergänge unternehmen.

Gratis werden die Heimtiere nicht abgegeben. Der Unkostenbeitrag für eine gechippte, kastrierte, geimpfte und entwurmte Katze beträgt 250 Franken, für eine junge Katze 200 Franken. Ein Adoptivhund wird für 600 Franken vermittelt. Bei älteren Tieren werden die Preise gesenkt. «Die Unkostenbeiträge decken die Ausgaben nicht, für die das Heim bis zur Adoption der Tiere aufkommen muss», sagte Alexandra Spring.

Für das Wohl der Tiere sind im Tierheim Rosel 13 Mitarbeiter im Einsatz, davon vier Lernende. Alexandra Spring und eine Arbeitskollegin sind für die Ausbildung der Lernenden verantwortlich.

Link: https://tierschutzbiel.ch/web/tierheim/tierheim-rosel

 

Das Tierheim
 und Corona

Wegen der Coronakrise sind im Tierheim Rosel Besuche nur nach telefonischer Vereinbarung möglich. Das Tierheim befindet sich in der Längholz 7 in Orpund und ist unter der Telefonnummer 032 341 85 85 oder via Mail (info@tierschutzbiel.ch) erreichbar. hf

Stichwörter: Orpund, Tierheim, Katze, Hunde, Region

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