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Nidau

Gefährdet Mehrbelastung Nidauer Brücken?

Weil die Wehrbrücke Port/Brügg für Lastwagen gesperrt ist, fliesst der ganze Schwerverkehr durch Nidau. Im Stedtli ist man empört über das Vorgehen des Kantons – und fordert nun eine Umleitung sowie eine Sicherheitskontrolle der eigenen Brücken.

Die Stadt Nidau fordert, dass der Kanton die zusätzliche Verkehrsbelastung eindämmt. Nico Kobel/A

von Carmen Stalder

Zwischen Nidau und dem Kanton Bern kriselt es. Im Stedtli hat man gar keine Freude, wie sich der Kanton in der Sache Wehrbrücke Port/Brügg verhalten hat. Zwar unterstütze man die Massnahmen, welche die Sicherheit für Auto- und Lastwagenfahrer gewährleisten. «Hingegen hat die Art und Weise der Verhängung von Sofortmassnahmen und der Informationswege zu Irritationen geführt», heisst es in einer Medienmitteilung. Die Teilsperrung der Brücke sorgt besonders im Stedtli für mehr Verkehr. Als hauptbetroffene Gemeinde hätte man erwartet, vorgängig offiziell informiert zu werden. «Für uns war das eine sehr unangenehme Situation», sagt Gemeinderätin Sandra Friedli (SP).

Auf der Wehrbrücke zwischen Port und Brügg dürfen Fahrzeuge seit Anfang April nur noch mit 30 km/h verkehren, über 3,5 Tonnen schweren Lastwagen ist die Durchfahrt untersagt. Berechnungen haben aufgezeigt, dass der Zustand der über 80-jährigen Brücke schlechter ist als angenommen (das BT berichtete).


Grossflächige Umleitung

Die nächste Ausweichmöglichkeit für Lastwagen führt über die Hauptstrasse in Nidau. Folglich fliesst der gesamte Schwerverkehr durchs Stedtli. Weil die Sicherheit für Verkehrsteilnehmer rund um die Hauptstrasse bereits zuvor ungenügend gewesen sei, richtet sich die Regierung nun in einem Schreiben an das kantonale Tiefbauamt und fordert darin umfassende Massnahmen.

Die wichtigste Forderung: Die zusätzliche Verkehrsbelastung für Nidau mittels grossflächiger Umleitung soweit als möglich einzudämmen. Fragt sich nur, wo denn die Lastwagen sonst durchfahren sollen? Abgesehen von der Brücke der Autostrasse T6 wird der Nidau-Büren-Kanal erst wieder zwischen Brügg und Aegerten gequert. Diesen Umweg wird wohl kein LKW-Fahrer freiwillig in Kauf nehmen. «Das stimmt, in der Nähe gibt es keine Ausweichmöglichkeit», sagt Friedli. Dennoch sei es nun Aufgabe des Kantons, nach Alternativen zu suchen. «Für uns wäre es ein Desaster, wenn während Jahren der gesamte Schwerverkehr durchs Stedtli fährt.»


Parkplätze aufheben?

Die Stadt Nidau möchte, dass der Kanton die Verkehrssicherheit auf der Hauptstrasse verbessert. Gefährdet seien insbesondere Schülerinnen und Schüler, welche die Strasse queren. Und auch die Situation für Fahrradfahrer auf der Brücke über den Nidau-Büren-Kanal könne so nicht länger fortbestehen. Im Bahnhofgebiet gibt es zwar eine Velospur. Diese endet jedoch kurz vor der Brücke. Fahrradfahrer müssen sich die ohnehin schmale Hauptstrasse dann mit Autos, Lastwagen und Bussen teilen. In diesen Bereichen seien die Massnahmen «umgehend anzugehen und umzusetzen», macht der Gemeinderat deutlich. Für Friedli wäre gar die bei vielen unbeliebte Variante denkbar, im Stedtli einige Parkplätze aufzuheben, damit die Fussgängerstreifen besser einsehbar werden. «Man muss jetzt schnell reagieren.»

Ein in Nidau seit langem angestrebtes Projekt ist die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt. Der Kanton sieht eine engere Fahrbahn, ein Tempolimit von30 km/h und die Aufhebung der meisten Fussgängerstreifen vor. Der Gemeinderat fordert eine Standortbestimmung und eine klare Vorgehensweise bezüglich dieses Projekts, und zwar unter Beachtung der neuen Voraussetzungen. Ebenfalls zentral sei die Koordination mit der Umgestaltung des Bahnhofgebiets.


Massive Zusatzlast

Weiter verlangt der Gemeinderat einen Bericht zum Sicherheitszustand der beiden eigenen betroffenen Brücken: einerseits über den Nidau-Büren-Kanal und andererseits neben dem Guido-Müller-Platz über die Zihl. «Ist die Tragsicherheit mit der massiven Zusatzlast gewährleistet?», fragt er sich.

Im Gegensatz zur Situation bei der Wehrbrücke, wo sich derzeit das Verwaltungsgericht mit der umstrittenen Zuständigkeit befasst, scheint der Fall hier klar: Über beide Brücken führen Kantonsstrassen. Kantonseigene Bauwerke wie Brücken, Stützmauern und Tunnels werden gemäss Tiefbauamt alle fünf Jahre geprüft. Ob der Kanton nun der Forderung von Nidau nachkommt und die Brücke ausserplanmässig unter die Lupe nimmt, wird sich zeigen. Gemäss Sandra Friedli findet noch im Mai ein erstes Treffen zwischen Kanton und Gemeinde statt. Dieses Entgegenkommen werte man als positives Zeichen.

Zuletzt kommt der Gemeinderat auf den Porttunnel zu sprechen. Aufgrund der neuen Ausgangslage und der Dringlichkeit der Situation sei es elementar, den Tunnel und die neue Kanalbrücke der restlichen A5-Westast-Planung vorzuziehen. Gerade weil dieser Teil der Umfahrung unumstritten ist, könnten der Tunnel und die Brücke im laufenden Dialogverfahren prioritär behandelt werden.

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