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Jurafrage

«Hand aufs Herz, ich weiss es nicht»

Als Chef der Berner Juradelegation verhandelt Regierungsrat Philippe Perrenoud (SP) aktuell über die Zukunft der Stadt Moutier. Ein Jahr nach der Jura-Abstimmung weiss auch er nicht, wie die Geschichte ausgeht.

Philippe Perrenoud kämpfte an vorderster Front für den Verbleib des Berner Juras beim Kanton Bern. c:bt/a

Interview: Fabian Maienfisch

Philippe Perrenoud, rückblickend auf den 24.11.2013, wie haben Sie diesen Tag erlebt?
Philippe Perrenoud: Ich war immer zuversichtlich, dass der Berner Jura seine Zugehörigkeit zum Kanton Bern bestätigen wird. Das Endergebnis hat mich hingegen überrascht. Die Wucht des Resultats war für gewisse Leute und Kreise zum Teil schmerzhaft. Die historische Klärung war jedoch nötig. Danach folgte die Erleichterung, denn das ganze Verfahren lief in demokratischer Hinsicht vorbildlich ab und niemand hat den Volksentscheid in Frage gestellt.

Seither hat sich die Thematik deutlich abgekühlt – oder täuscht die Ruhe?
Nein, sie täuscht nicht. Die Beruhigung zeigt, dass die beiden Kantone Bern und Jura das Verfahren richtig konzipiert und umgesetzt haben. Es gab zwar Verlierer, die es noch heute bedauern, dass jetzt kein neues Kantonsgebilde entwickelt werden kann. Sie anerkennen aber, dass die Lage nun geklärt ist und die kommenden Herausforderungen nur gemeinsam bewältigt werden können.

Sie sprechen Moutier an?
Ja. Offen bleibt die Frage der kantonalen Zugehörigkeit von Moutier. Wir verhandeln zurzeit mit dem Gemeinderat von Moutier sowie der jurassischen Regierung über das Vorgehen bei diesem komplexen Abstimmungsverfahren. Dieser Dialog ist konstruktiv – und ich bin überzeugt, dass wir einen fairen Ablauf sicherstellen können.

Glauben Sie persönlich, dass alle Gemeinden bei Bern bleiben werden?
Hand aufs Herz, ich weiss nicht, welchen Beschluss unsere Mitbürger von Moutier fassen werden. Ich hoffe natürlich fest, dass die Stadt Moutier beim Kanton Bern bleibt und damit ihre zweihundertjährige Zugehörigkeit zu Bern bestätigt. Schliesslich ist es aber die freie Entscheidung jedes Einzelnen, also quasi ein Gewissensentscheid. Sollte sich eine Mehrheit in unserem Kanton nicht mehr wohl fühlen, werden wir den Transfer in den Kanton Jura zwar bedauern, aber respektvoll und sorgfältig in enger Zusammenarbeit mit den jurassischen Behörden begleiten.

Sollte keine Gemeinde eine kommunale Abstimmung verlangen, ist die Jurafrage dann offiziell erledigt?
Der Jurakonflikt ist politisch beinahe beigelegt. Das im Februar 2012 vereinbarte Verfahren ist aber noch nicht abgeschlossen, nun kommt die Phase der kommunalen Abstimmung. Das wichtigste Ziel ist also erreicht, wir haben jedoch noch einiges zu tun.

Nimmt bei Ihrer täglichen Arbeit die Jurafrage noch immer viel Zeit in Anspruch?
Viel Zeit, ja. Die Intensität ist aber zum Glück kleiner geworden, und das Ziel einer abschliessenden Lösung der Jurafrage rückt näher.

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