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Biel

«Heute fahren sogar Lastwagen 
in die schmalen Strassen»

Mit der Eröffnung des A5-Ostasts wurden im Mühlefeld-Quartier flankierende Massnahmen getroffen. Einige davon bringen Nachteile für die Anwohner. Eine Petition und ein Vorstoss im Stadtrat fordern Korrekturen bei der Verkehrsplanung.

Vor der Eröffnung des A5-Ostasts lief der Verkehr im Bereich Zihlplatz/Zihlstrasse in beiden Fahrtrichtungen. Seit der Einführung des Einbahnregimes weicht der Autoverkehr auf die schmalen Querstrassen ohne Trottoir aus. Bild: Marjorie Spart
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Marjorie Spart/pl

Seit einem Jahr hat der Schleichverkehr im Bieler Mühlefeld-Quartier zugenommen. Die schmalen Querverbindungen zwischen der Alexander-Moser- und der Grenzstrasse werden morgens und abends vom Berufsverkehr genutzt. «Wo man vorher zehn Autos am Tag zählte, fahren jetzt 100 Fahrzeuge vorbei», sagt Nathalie Tzouros Core, Vorstandsmitglied beim Mühlefeldleist. Sie ist nicht die Einzige, die sich Sorgen um das Verkehrsaufkommen im Wohnquartier macht.

Mit der Eröffnung der Bieler Ostumfahrung der A5 wurden im Mühlefeld sogenannte verkehrlich flankierende Massnahmen getroffen. Damit soll verhindert werden, dass Quartierstrassen als Verbindungsrouten für den Durchgangsverkehr genutzt werden. Eine dieser Massnahmen betrifft den Zihlplatz und die gleichnamige Strasse, wo heute Einbahnverkehr gilt (siehe Bild). «Jede Woche beobachte ich fünf bis sechs Fahrzeuge, die in der verbotenen Richtung unterwegs sind. Wer mit der Verkehrsführung vertraut ist, weicht auf die Grenzstrasse und den Emile-Ganguillet-Weg aus», berichtet Tzouros Core.

Von dort quälen sich die Fahrzeuge über Zubringerwege und schmale Strässchen ohne Trottoir in Richtung Moserstrasse. Die Weidstrasse und der Richard-La-Nicca-Weg sind typische Verbindungen, die auch von Kindern für den Schulweg benutzt werden. «Vor der Eröffnung der Autobahnumfahrung gab es hier keinen Verkehr», so die Vertreterin des Quartiervereins, «aber heute fahren sogar Lastwagen in die schmalen Strassen.»

Bei einem Augenschein vor Ort wurde das «Journal du Jura» Zeuge einer riskanten Verkehrssituation: Ein Lastwagen war vom Fahrverbot auf der Zihlstrasse überrascht worden und bog in die Grenzstrasse ein. Dabei musste der Chauffeur an Hecken und abgestellten Autos vorbeizirkeln. Mehrere Manöver waren notwendig, bis das Fahrzeug in eine für Zubringer bestimmte Durchfahrt einfädeln konnte, die in die Moserstrasse mündet. Pech für den Fahrer: Nachdem er das Labyrinth gemeistert hatte, wartete eine Polizeipatrouille mit dem Bussenzettel.

Ausfahrt aufheben

Nathalie Tzouros Core hat wegen der Gefährdung der Schulkinder eine Petition lanciert. Darin verlangt der Mühlefeldleist die Aufhebung des Einbahnverkehrs im Quartier. Stattdessen werden Begegnungszonen mit 20 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit und Fussgängervortritt gewünscht. Vor allem aber soll die Autobahnausfahrt bei der Autogarage Paoluzzo aufgehoben werden: «Dann strömt wenigstens von dort aus kein Durchgangsverkehr mehr ins Quartier», ist sich Tzouros Core sicher. Die Petition des Quartiervereins wurde von über 150 Personen unterschrieben.

Inzwischen haben die Anliegen aus dem Mühlefeld-Quartier den Weg ins Stadtparlament gefunden. Stadtrat Alfred Steinmann (SP) verlangt in einem breit abgestützten überparteilichen Postulat Verbesserungen bei den verkehrlich flankierende Massnahmen im Mühlefeld. Der parlamentarische Vorstoss ist für die Sitzung vom 18. und 19. März traktandiert. Und die Postulanten erhalten Unterstützung von der Stadtregierung: «Der Gemeinderat teilt die Ansicht der Postulanten, dass die Ausfahrt Paoluzzo definitiv geschlossen werden soll», schreibt sie in ihrer Antwort.

Danach könnte laut dem Gemeinderat die Zihlstrasse zwischen der Alexander-Moser-Strasse und dem Emile- Ganguillet-Weg wieder für beide Verkehrsrichtungen geöffnet werden. Obschon die Exekutive die Kritik der Parlamentarier grundsätzlich unterstützt, hält sie aber auch fest, dass die eingeführten Massnahmen die Verkehrsbelastung im Quartier um 40 Prozent reduziert hätten.

Der Gemeinderat will auch den Einbahnverkehr im Bereich Zihlplatz nicht aufheben: Die verbotene Fahrtrichtung sei nötig, schreibt er, um einen Süd-Nord-Transit durch die Alexander-Moser-Strasse zu verhindern. Im Weiteren sei das Einbahnregime auch aus Sicherheitsgründen notwendig, da die Autolenker aufgrund der engen Platzverhältnisse in der Alexander-Moser-Strasse beim Kreuzen teilweise auf die Trottoirs ausgewichen seien.

Kanton ist zuständig

Der parlamentarische Vorstoss gibt den Anliegen der Quartierbewohner nun noch einmal mehr Gewicht. Denn die Gemeinden Biel und Nidau und die Vertreter des Mühlefeld-Quartiers sind sich schon länger einig: Im Sommer 2019 haben sie sich gemeinsam für die Schliessung der Ausfahrt Paoluzzo ausgesprochen.

Allerdings ist der Kanton für diese Massnahme zuständig, betont der Gemeinderat. «Formell muss die Stadt Nidau den Antrag stellen, da die Ausfahrt auf ihrem Gebiet liegt.» Das zuständige kantonale Amt muss dann das übliche Genehmigungsverfahren für Verkehrsmassnahmen einleiten.

Stichwörter: A5, Ostast, Verkehr, Biel, Mühlefeld

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