Sie sind hier

Abo

Westast

Im Namen der Transparenz

Ein früherer Oberkreisingenieur und ein Städtebauarchitekt werden im Dialogprozess rund um den Bieler Westast 
als ständige Experten beratend und begleitend beigezogen. Westast-Kritiker meldeten anfangs Bedenken an.

Hans Werder
  • Dossier

Deborah Balmer

In den laufenden Gesprächen rund um den Bieler Westast sollen später keine Missverständnisse entstehen können: Aus diesem Grund sind die beiden Experten, die dem Dialogprozess beratend und begleitend zur Seite stehen, von den Teilnehmergruppen genau unter die Lupe genommen worden. Sprich: Westast-Befürworter und Westast-Gegner hatten die Möglichkeit, allfällige Bedenken anzumelden. Bedingungen stellten am Ende nur die Westast-Kritiker: Sie verlangen unter anderem ein klar definiertes Pflichtenheft und ein klares Rollenprofil für die beiden Fachpersonen. Und sie wollen, dass beide mit einer Probezeit starten.

Die Leitung des Dialogprozesses hat dies nun aufgenommen. «Wir wollen klare Verhältnisse und darauf ist man eingegangen, was natürlich positiv ist», sagt die Sprecherin des Komitees «Westast – so nicht!», Catherine Duttweiler. Denn man habe mit den Rahmenbedingungen einen konstruktiven und transparenten Dialogprozess sicherstellen und verhindern wollen, dass es später zu Missverständnissen komme.

 

Zu Beginn klären

Die Experten, das sind der ehemalige Oberkreisingenieur des Kantons Bern, Fritz Kobi, und der Architekt Han van de Wetering – beide stehen dem Moderator und Leiter des Dialoges Hans Werder zur Seite. Werder war von 1996 bis 2010 Generalsekretär von Bundesrat Moritz Leuenberger im Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikantin (UVEK). Er präsidiert heute Avenir Mobilité, eine Dialogplattform für intelligenten Verkehr.

Die Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern hat in den letzten Monaten immer wieder betont, dass eine Lösung in der Kontroverse um den Bieler Westast nur in Gesprächen mit Gegnern und Befürwortern gefunden werden könne. Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) sagte stets, dass es sich dabei um einen transparenten Prozess handeln müsse. Dazu gehört auch, dass betreffend beteiligten Experten klare Verhältnisse herrschen. Hans Werder sagt es so: «Es ist wichtig, dass die Experten durch alle getragen werden, und es ist sinnvoll, dass wir das zu Beginn klären.»

 

Kobi und van de Wetering

Wer sind die beiden Fachmänner? Oberkreisingenieur Fritz Kobi war vor Jahren im Tiefbauamt des Kantons Bern beschäftigt. Er machte sich einen Namen mit dem sogenannten Berner Modell, das über die Schweiz hinaus bekannt geworden ist: Die Rede ist von der Tempo-30-Zone in Köniz, einer Ortsdurchfahrt, die als Vorzeigebeispiel für «Shared Space» gilt. Für gemeinsam genutzten Raum und für ein erfolgreiches Verdichten im Zentrum. Motorisierter Verkehr, Velofahrer und Fussgänger existieren dort erfolgreich nebeneinander. Auch wenn der Westast dereinst wie geplant gebaut wird, gilt es oberirdisch den Verkehr zu führen. Kobis Wissen ist also bei unterschiedlichen Varianten gefragt.

Der zweite Spezialist, Han van de Wetering, ist Städtebauarchitekt. Van de Wetering stand dem Kanton Bern vor längerer Zeit beim offiziellen Westastprojekt beratend zur Seite. Die Vorgeschichte und frühere Aussagen zur Raumwirksamkeitsstudie zum Westast machten die Westast-Gegner allerdings misstrauisch.

Auf seiner Website «Atelier für Städtebau» sind noch heute Aussagen zur Bieler Stadtautobahn zu finden. Han van de Wetering hat nun eine Stellungnahme an die Westast-Gegner verschickt: Darin lässt er verlauten, dass der Text auf der Website von einem «einfachen, positiven Charakter» sei, weil es sich dabei um das Portfolio handle. Für sein Mandat sei der Text aber tatsächlich ungeeignet, schreibt der Architekt. «Ich bitte die Teilnehmer, diesen Text zu negieren.» Respektive er selber würde ihn so nicht tragen. Es tue ihm leid, wenn das für Verwirrung gesorgt habe. Er spricht im Schreiben auch über seine Zeit, als es darum ging, das offizielle Projekt zu beurteilen: «Ich habe es damals schade gefunden, dass keine andere Variante mitverglichen wurde. Etwa eine Variante Tunnel ohne Anschlüsse oder sogar eine ohne Tunnel, aber mit einer Umstrukturierung der Bernstrasse.» Dies sei heute die Hauptmotivation dafür, dass er das Mandat annehme. Denn für eine Lösungsfindung brauche man ein neues Verständnis zur Verbindung von Stadt und Verkehr.

Die Sprecherin von «Westast – so nicht!», Catherine Duttweiler, fühlt sich durch diese Aussage bestätigt: «Das zeigt uns, dass es damals ein Fehler war, nicht weitere Varianten zu prüfen und man sich zu stark auf das generelle Projekt mit den beiden Anschlüssen im Stadtzentrum konzentriert hat.»

 

Spielregeln werden festgelegt

Der Dialog in der Kontroverse rund um den Westast geht nun weiter: Das nächste Mal trifft sich die Kerngruppe mit Vertretern aus allen Lagern Ende April, die viel grössere Dialoggruppe kommt im Mai wieder zusammen.

An dieser Kerngruppensitzung werden die Spielregeln für die beiden Experten Kobi und van de Wetering festgelegt: Wer übernimmt welche Aufgaben? Wer hat welche Kompetenzen? Die Dialoggruppe wird den Vorschlägen der Kerngruppe einen Monat später dann zustimmen müssen.

Nachrichten zu Biel »