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Westast

Im «World-Café» werden Ideen auf dem Tischtuch notiert

Mit gegen 70 Teilnehmern hat die Dialoggruppe gestern in einem Workshop Empfehlungen rund um den Verkehr und den Städtebau in Biel gesammelt.

Copyright: Aimé Ehi / Bieler Tagblatt
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Deborah Balmer

Etwa eineinhalb Stunden haben die Gruppendiskussionen innerhalb der Dialoggruppe gestern gedauert. Dabei ging es darum, Ideen für die Verkehrsentwicklung in der Stadt Biel und der näheren Umgebung zu sammeln. Ebenfalls Thema war der Städtebau. Am Ende lag ein Papierbogen mit zahlreichen Empfehlungen auf dem Tisch. Diese verdichteten Aussagen sollen nun als Grundlage für weitere Diskussionen in der Lösungsfindung rund um den Westast dienen.

World-Café nennt sich dieses Vorgehen, das von zwei US-amerikanischen Unternehmensberatern entwickelt wurde, und das gestern ebenfalls helfen sollte, den Dialogprozess um den Bieler Westast einen Schritt weiter zu bringen. Die Workshop-Methode sei besonders geeignet, wenn zahlreiche Menschen in einen Diskussionsprozess einbezogen werden und miteinander ins Gespräch kommen sollen, hiess es gestern an der anschliessenden Medienkonferenz.

Zuvor hatten gestern rund 70 Personen aus 30 unterschiedlichen Organisationen an der vierten Dialoggruppensitzung teilgenommen und an 15 Tischen ihre Ideen zum Westast, Städtebau und Verkehr mit dicken Filzstiften auf Papiertischtücher geschrieben. Der Name World-Café lässt sich nämlich darauf zurückführen, dass die Debattenteilnehmer so locker wie in einem Café zusammen an einem Tisch sitzen sollen und dabei gemeinsame Ideen und Lösungen finden. Die Gruppen werden dabei nach etwa 20 Minuten immer wieder neu gemischt. Dieses Mal konnte jede an der Dialoggruppe beteiligte Organisation statt wie sonst zwei, drei Teilnehmer an die Sitzung schicken. Zu Beginn der Gruppendiskussionen arbeiteten die Tische mit Thesen, die zu konstruktiven Gesprächen anregen sollten. Das Besondere dabei: Sie wussten nicht, ob diese Inputs von Westastgegnern oder Befürwortern stammten.

 

Sehr gefragte Methode

Geleitet hat den Workshop Paul Krummenacher, der in Basel ein Büro führt, das auf Partizipationsverfahren spezialisiert ist und auch an einem Buch zum Thema mitgeschrieben hat. Zudem war der Mediationsspezialist etwa in Bern mit der Methode an der Lösungsfindung um das Viererfeld beteiligt.

Krummenacher ist sich sicher, dass das World-Café für die Lösungsfindung um die Bieler Autobahn äusserst gut geeignet ist: «Der Austausch war sehr dynamisch und echt, gegenseitige Vorwürfe blieben aus. Die Stimmung war ausgesprochen gut», sagte Krummenacher. Für das World-Café spreche vieles: «Diese Vorgehensweise ist derzeit sehr gefragt», sagte er weiter.

Eine Mehrheit der Teilnehmerinnen sprach sich dafür aus, dass insbesondere auf die Stadtentwicklung zwischen Biel und Nidau geachtet wird, und besonders auf genügend Grünraum zwischen Stadt und See Wert gelegt wird. Viele äusserten sich auch dahingehend, dass der öffentliche Verkehr grundsätzlich verbessert werden muss. Ein weiterer Punkt: Bei der ganzen Planung um den Westast dürfen die Agglomerationsgemeinden nicht ausgeschlossen werden.

 

Zurück an Kerngruppe

Der Leiter des Dialogprozesses Hans Werder sagte gestern: «Der Workshop war eine Möglichkeit, dass die grössere Dialoggruppe Ideen einbringt, die nun zurück in die Kerngruppe fliessen und dort ins Arbeitsprogramm aufgenommen werden.»

Laut Paul Krummenacher geht der Ursprung der Methode World-Café auf Juanita Brown zurück, die einen Kongress abhalten wollte, aber keinen geeigneten Raum dafür fand dazu. Sie lud die Teilnehmer kurzerhand zu sich nach Hause ein und verteilte sie in unterschiedliche Räume, wo sie im Wechsel ihre Ideen zu einem Thema besprachen.

Das Komitee «Westast – so nicht!» verschickte im Anschluss des Anlasses ein Mitteilung und zitierte Mitglied Beatrice Vogt: «Erstmals hatten die Mitglieder der Dialoggruppe Gelegenheit zu einem inhaltlichen Austausch. Es war interessant, die Argumente der Befürworter zu hören und direkt ins Gespräch zu kommen.»

Bereits morgen Donnerstagabend trifft sich die Kerngruppe, um den Dialog fortzuführen. Es sind die Ideen von Vertretern von Organisationen wie dem Berner Heimatschutz, dem Komitee «Pro A5-Westast», dem TCS Sektion Biel-Seeland oder den Berner KMU, die nun weiterdiskutiert werden.

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