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Biel

«Kann das nicht unbedingt besser»

Er war Journalist und ist nun Wirt. Reto Wissmann schrieb für «Der Bund» und führte einen mobilen Crêpeswagen. Nun hat er die «Loggia» am Bieler Burgplatz übernommen und einiges vor.

In der "Loggia" serviert Reto Wissmann das Beste aus der Region. Bild: Peter Samuel Jaggi

Vera Urweider

«Es war ganz bestimmt keine Flucht», sagt er und lacht. Reto Wissmann kennt man eigentlich als Journalist und Texter. Über 20 Jahre hat er geschrieben, jetzt hat er «erstmal genug geschrieben und einfach Lust auf etwas Neues». Gastronomie soll es sein. Und zwar nicht irgendwo. Nein, er hat die «Loggia» am Burgplatz in der Bieler Altstadt übernommen. Ein geschichtsträchtiges Lokal, das wohl jede Bielerin und jeder Bieler kennt.

Ein Tearoom war es vor vielen Jahren. Die Menschen schlenderten über den Markt auf dem Platz und trafen sich danach zum Kaffee in der «Bielstube», in der «Burg» oder eben: in der «Loggia». Seit Mitte August ist Wissmann bereits in den Räumlichkeiten mit den schönen, grossen Bogenfenstern. Am Vorbereiten, Planen, sich freuen. «Viele kamen vorbei und erzählten von dem legendären Tearoom», sagt er.

Etwas Gastronomie-Luft schnupperte der ehemalige Journalist in den letzten sieben Jahren bereits mit «Crêpes at Home», seinem mobilen Crêpeswagen. Buchen konnte man ihn und sein Wägelchen für Feiern, als Firma oder auch für die private Geburtstagsparty. Das machte er parallel zum freien Schreiben. Nun war es aber auf einmal so weit: Der Wunsch nach einem festen Ort mit Charme, den man selber mitprägen kann. Ein Ort zum Wohlfühlen. Ein Ort der Freundschaft. Der Gastfreundschaft. Und vor allem: Ein Ort für alle.

Er macht «Märitchuchi»

Wissmann ist wichtig: «Ich will nicht ein fancy Konzept verfolgen, dass nur bestimmte Menschen anspricht. Ich will einfach etwas Gemütliches, für alle, die kommen mögen.» Zentral dabei ist natürlich der Wochenmarkt. «Ein Glück», wie ihn Wissmann nennt. Und ganz klar etwas, das diesen Ort eben ausmache.

Im Winter ein-, von Frühling bis Herbst dreimal in der Woche pilgern frühmorgens die Märitfahrerinnen und Märitfahrer aus der Region und weiter bis aus den Kantonen Freiburg oder Jura nach Biel: auf den Burgplatz, an die Mühlebrücke, ins Rathausgässli und in die Schmiedengasse, und sie ziehen viele Bielerinnen und Bieler und Menschen aus dem Umland an.

Künftig soll man in der «Loggia» nicht nur den Kaffee geniessen nach dem Märiteinkauf. Nein, man soll auch gleich Märitfrisches essen können. «Ich nenne es ‹Märitchuchi›», sagt Neuwirt Wissmann. «Wir kaufen auf dem Märit ein und verarbeiten es hier, quasi gleich daneben.» So ist auf der aktuellen, kleinen, aber feinen deutsch-französischen Speisekarte beispielsweise ein bunter Märitsalat zu finden oder als Beilage zu den Hauptgerichten Märitgemüse. Auch der Käse, das Früchtebrot oder die Würste sind vom Märit. «Warum denn lange suchen, wenn das Beste aus der Region vor der Nase liegt?» Reto Wissmanns Konzept heisst also schlicht: einfach gut.

Auch sonst setzt Wissmann auf Lokales. Das Teesortiment kauft er im Bieler Le Comptoir du Thé, die Schokolade bei Langel, der Kaffee ist von Faro. «Das, was es in guter Qualität in der Region gibt, das wird es auch bei uns geben», sagt er. Aus dem Zapfhahn wird Seelandbräu fliessen und zum Apéro oder zum Znacht wird es Bielerseewein geben, unter anderem vom gerade erst höchstausgezeichneten Johanniterkeller.

Neben der warmen Küche wird es auch Sandwiches und hausgemachte Kuchen geben. «Wochentags werden wir erst um 15 Uhr öffnen», so Wissmann. Dann wird es wohl etwas ‹tearoomig› sein, wie damals, wie es Biel noch in bester Erinnerung trägt. Mit Kaffee, Tee und Kuchen.

Was Wissmann wichtig ist

«Etwas Frisches» zeigt auch sein Logo. Wissmann hat es selber gezeichnet. Ein Stäudelchen. Ein Blatt. Ob Blattpeterli oder doch Koriander? «Genau weiss ich es nicht.» Er lacht. Eben einfach etwas Frisches soll es sein. «Schon ein Kräutchen, das man auf dem Märit findet. Kannst dir aussuchen, welches.» Jedenfalls zieht sich dieses «frische Märitkräutchen» durch das Bild der neuen «Loggia».

Nicht nur auf der Scheibe prangt es, sondern auch auf den extra bedruckten Teetassen. Diese wiederum sind in denselben Farben wie die Plättli an der Bar. Türkis. Dunkelblau. Beigeorange. Etwas Farbe, ja, aber schlicht. «Es hat ja auch etwas Mediterranes hier, mit diesen Rundbögen», so Wissmann. Sowieso die gesamte Altstadt mit ihren rundlichen Plätzen und den Restaurants rundherum, wie er findet. So wählte er eben für die Bar spanisch angehauchte Kacheln – in der Farbe der Tassen.

«Loggia» – der Name – der sollte übrigens dringend bleiben. «In Biel ist das hier einfach die ‹Loggia›. Mit einer Geschichte dahinter.» Das ist Wissmann wichtig. An der Wand hängen zwei alte Schwarz-weiss-Fotos. Das eine zeigt den Burgplatz, als dieser noch das Zentrum Biels und von vielen kleinen Läden umringt war. Das andere die Hausecke, in welcher heute die «Loggia» ist. Als das Foto gemacht wurde, war dort ein Kolonialladen, die Fenster noch eckig, nicht rund. In der jüngeren Vergangenheit scheiterten in diesem Lokal einige Projekte. Verschiedene Namen. Verschiedene Konzepte. «Ich kann das nicht unbedingt besser», so Wissmann bescheiden. Es sei auch für ihn ein riesiges Experiment.

Doch Motivation und Energie, die seien da. Und Biel freut sich, seine «Loggia» zurückzubekommen.

Stichwörter: Biel, Gastronomie, Loggia, Region, Küche

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