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Nidau

Lakelive-Festival: Jetzt hängt alles vom Wohlwollen der Region ab

Das neue Sommerfest am Bielersee hat ein Defizit im tiefen sechsstelligen Bereich eingefahren. Nun hoffen die Veranstalter des Lakelive-Festivals auf die Hilfe von Partnern, Lieferanten und Sponsoren – andernfalls gibt es keine zweite Ausgabe. Die Mitorganisatoren Lukas Hohl und Marcel Sallin geben sich optimistisch.

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von Carmen Stalder

«Wir waren zu gutmütig.» Das hat Lakelive-Mitorganisator Lukas Hohl direkt nach dem Festival gesagt. Und diese Aussage hat er gestern wiederholt, als es darum ging, die Zahlen zur ersten Ausgabe des Festivals bekannt zu geben. Tatsächlich haben die Veranstalter ihr Programm sehr grosszügig gestaltet: Den Besuchern haben sie Gratis-Konzerte geboten, einen Poetry-Slam auf Spendenbasis, kostenlose Sportaktivitäten, Zaubervorstellungen und mehr.

Diese Gutmütigkeit, die teilweise auch den Vorgaben der Standortgemeinden Biel und Nidau geschuldet ist, zeigt sich nun in der Abrechnung. Gestern haben Lukas Hohl und Marcel Sallin eingestanden, dass sie ein Defizit im «tiefen sechsstelligen Bereich» eingefahren haben. Die genaue Zahl wollen sie nicht nennen, ihren Äusserungen zufolge dürfte es sich aber um rund 200'000 Franken handeln. «Viele Leute haben sich gefragt, warum sie für etwas bezahlen sollen, wenn es so viele Angebote umsonst gibt», sagt Hohl. Die grosse, frei zugängliche Zone sei ihnen zum Verhängnis geworden.

Derzeit sind die Veranstalter, zu denen als dritter Mann Fränk Hofer gehört, dabei, das Defizit auf ein Minimum zu reduzieren. Das machen sie, indem sie auf ein Entgegenkommen bei Partnern, Lieferanten und Sponsoren hoffen. Bei Ersteren beiden laufen Verhandlungen um niedrigere Rechnungen, bei Letzteren um zusätzliche Beiträge. Aus eigenen Reserven könne man um die 100'000 Franken stemmen, so Hohl. Diese Reserven würde man bei der Eventra GmbH abzweigen, der Eventagentur, für die Hohl und Sallin arbeiten und die auch hinter dem Royal Arena Festival in Orpund steht. Als kleines Unternehmen sei man indes nicht fähig, den Fehlbetrag alleine zu begleichen.

 

Definitiver Entscheid im Oktober
Das Ziel der Organisatoren lautet deshalb, das Defizit auf ein «erträgliches Niveau» zu senken. Klappt das nicht, gibt es nächstes Jahr kein Lakelive mehr. «Wir sind jedoch überzeugt, dass wir Lösungen finden», geben sich Hohl und Sallin kämpferisch. Folglich treffe man jetzt schon Überlegungen, wie eine Fortsetzung aussehen würde. Noch steht eine Besprechung mit den Gemeinden Biel und Nidau, die sich in einer 2017 durchgeführten Ausschreibung gemeinsam für das Lakelive-Konzept entschieden haben, an. Anschliessend an dieses Gespräch werde man ungefähr Mitte Oktober kommunizieren, ob und wie es mit dem Festival weitergeht.

Dass aus der neuntägigen Veranstaltung ein Defizit resultiert hat, ist zum aktuellen Zeitpunkt wenig überraschend. Direkt nach dem Festival hat Hohl kommuniziert, dass man statt der anvisierten 100'000 nur 80'000 Besucher verzeichnen konnte. Zudem waren die Einnahmen besonders bei den bezahlten Konzerten und den Sportevents geringer als erhofft. Unter anderem die Schlagernacht hat sich als Flop erwiesen. Dennoch fällt das Fazit der Organisatoren optimistisch aus. «Wir haben bei der ersten Ausgabe vieles richtig gemacht», sagt Hohl. Man habe ein generationenübergreifendes und interkulturelles Festival auf die Beine gestellt, das die Region verbunden und das ersehnte «Expo-Feeling» zurückgebracht habe. Zudem habe man ein positives Bild der Region vermittelt – schweizweit seien 280 Medienberichte in Zeitungen, Radio, Fernsehen und Online erschienen.

 

Anpassungen wären nötig
Die Lakelive-Organisatoren betonen, dass die positiven Gefühle grösser seien als das finanzielle Minus. Auch vonseiten der Gemeinde Nidau ist der Tenor gut: «Es spricht nichts Grundlegendes gegen eine weitere Ausgabe», sagt SP-Gemeinderätin Sandra Friedli. Klar ist aber auch: Wenn es ein nächstes Festival gibt, muss einiges angepasst werden. So sagt Marcel Sallin: «Wir haben eine sehr klare Vorstellung davon, was wir im Musikbereich anders machen würden» (siehe auch Zweittext zur Musikbranche). Grundsätzlich wolle man am Zusammenspiel von Musik, Kultur und Sport festhalten. Die Veranstalter deuten jedoch an, dass die frei zugänglichen Angebote reduziert würden.

Ein Problem war beispielsweise, dass die Gratis-Konzerte diejenigen im bezahlten Bereich konkurrenziert haben. Weiter konnten die Besucher die Konzerte problemlos ohne Ticket mithören – und anfänglich sogar von aussen einen Blick auf die Bühne erhaschen. Erst nach den ersten Konzerten haben die Organisatoren einen zusätzlichen Sichtschutz montiert. «Das wäre eine unserer Hauptherausforderungen, für die wir sicher eine Lösung finden müssten», so Sallin. Gemäss eigenen Angaben haben sich die drei für das Lakelive keine Löhne ausbezahlt und total eineinhalb Jahre lang gratis für das Festival gearbeitet. Ein «Herzblutprojekt» nennt es Hohl. Er und seine Mitstreiter glauben deshalb weiterhin: Ihre Idee vom Sommermärchen am Bielersee hat Potenzial.

 

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Kein Gehör für Coldplay und Adele

Der Nidauer Gemeinderat macht erneut deutlich, dass er zusätzlichen grossen Veranstaltungen wie dem Seamotion-Openair keine Bewilligung erteilt – wegen der Lärmbelastung.

Der Verein Seamotion um Daniel Meili hat im Juni angekündigt, im nächsten Sommer ein dreitägiges Festival auf dem Expo-Areal veranstalten zu wollen – mit Weltstars wie Coldplay oder Adele. Die Gemeinde Nidau zeigte sich dem Vorhaben gegenüber jedoch von Beginn weg kritisch. Neben dem Lakelive wolle man keine weitere grosse Veranstaltung bewilligen (das BT berichtete).

Der Nidauer Stadtrat Tobias Egger (SP) hat daraufhin ein Postulat zum Thema eingereicht, das in der heutigen Stadtratssitzung diskutiert wird. Neben ihm haben 24 weitere Stadträte den Vorstoss unterzeichnet. Sie alle wollten vom Gemeinderat wissen, ob das Festival nicht trotzdem bewilligt werden könnte – schliesslich sei eine solche Veranstaltung beste Werbung für Nidau und auch das lokale Gewerbe könne davon profitieren.

 

Risiko wäre zu gross
In seiner Antwort hält der Gemeinderat nun aber fest, dass Nidau gemeinsam mit Biel im Jahr 2016 beschlossen habe, das Areal im Sommer nur während zehn Tagen für eine «intensive Nutzung» zur Verfügung zu stellen. Neben dem neuntägigen Lakelive würde man maximal noch ein Gesuch für ein eintägiges Konzert bewilligen. Für Daniel Meili ist dies allerdings keine Option. «Das Risiko wäre für uns massiv grösser als bei einem zwei- bis dreitägigen Anlass», sagt er.

Als Grund für seine Bewilligungspraxis auf dem Expo-Gelände nennt der Nidauer Gemeinderat den «Standort mitten in einem dicht bewohnten Gebiet». Eine Veranstaltung bringe eine grosse Lärmbelastung mit sich. Die Herausforderung bestehe deshalb darin, die verschiedenen Interessen gegeneinander abzuwägen. «Das ist sehr schade», sagt Tobias Egger über die erneute Absage. Er habe zwar nicht viel anderes als diese Antwort erwartet, dennoch bezeichnet er die Begründung als «schwach».

 

Zusammenarbeit bisher kein Thema
Bis gestern Abend hat Daniel Meili noch nichts von der Antwort des Gemeinderats gewusst. Er und sein Team würden weiterhin daran arbeiten, das Seamotion-Openair im Sommer 2019 durchzuführen. «Wir prüfen auch alternative Standorte», sagt Meili. Bevorzugen würde man aber klar ein Gelände in der Region. Mehr will er derzeit nicht verraten.

Am Schluss seiner Antwort hält der Gemeinderat fest, dass eine Kombination des Seamotion-Openairs mit dem Lakelive eine Option sei. Die dafür erforderlichen Absprachen seien jedoch Sache der Veranstalter. Lakelive-Mitorganisator Marcel Sallin sagt, dass man bisher mit niemandem von Seamotion in Kontakt gestanden sei. «Wenn sie auf uns zukommen, wären wir aber sicher gesprächsbereit.» Meili sagt, dass man diesbezüglich keine konkrete Idee habe. Eine Zusammenarbeit will er «theoretisch nicht ausschliessen», wäre doch viel Synergiepotenzial vorhanden. Carmen Stalder

 

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Das Festivalbusiness wird nächstes Jahr noch härter

Nicht nur Neuling Lakelive, sondern auch namhafte Festivals haben weniger Tickets verkauft als erhofft. Die Lage dürfte sich 2019 akzentuieren.

In der Schweizer Festivalbranche sang man in den vergangenen Jahren stets das gleiche Lied. Anfangs der Saison fragte man sich bang, ob der Markt die nochmal gestiegene Zahl an Festivals vertragen würde – sprich, ob sich genügend Besucherinnen und Besucher finden würden. Ende Saison dann das Zurückblicken mit Genugtuung: Es war wieder gut gegangen. Trotz erneut höherer Festivaldichte vermeldeten die Anlässe – zugespitzt ausgedrückt – allesamt volles Haus. Mehr noch: Bisweilen waren die verfügbaren Tickets schon weg, bevor auch nur ein Teil des Programms bekannt war. So ging das bis zum Sommer 2017.

Doch 2018 könnte als jenes Jahr in die Schweizer Festivalgeschichte eingehen, in dem der Wind drehte. Das Open Air St. Gallen war nicht ausverkauft. Das Gur-tenfestival auch nicht. Das Rock-Spartenfestival Greenfield in Interlaken verzeichnete 72000 Besucher, 2016 waren es über 100000 gewesen. In der Region war der Hip-Hop-Event Royal Arena Festival in Orpund zwar ein gelungener (vgl. Interview rechts), aber ausverkauft war auch er nicht. Der Rücktritt von Nicolas Dähler ist zwar nicht darauf zurückzuführen, doch anderswo gibt es durchaus Veränderungen in konzeptioneller und personeller Hinsicht. So hat das Gurtenfestival sein Gelände neu gestaltet, und ab nächstem Jahr ist langjähriges Spitzenpersonal nicht mehr dabei: Festivalleiter Carlo Bommes geht, und die Nichtverlängerung des Booking-Mandats mit «Mr. Gurten» Philippe Cornu sorgte für einiges Getöse.

Als Gründe für die relative Baisse der Besucherzahlen lassen sich einerseits einmalige Effekte vermuten:Der sehr lange und sehr warme Sommer, der die Menschen ständig nach draussen lockte und so viele Alternativen zu einem Festivalbesuch bot. Aber auch das Grossereignis Fussball-Weltmeisterschaft, das mögliches Publikum absorbierte.

Dann gibt es sozusagen branchengemachte Probleme. Beispielsweise den Umstand, dass mittelgrosse Acts in regelmässigem Turnus und in nicht sehr grossem zeitlichem Abstand an verschiedenen Orten in der Schweiz auftreten. Beim Lakelive war dies etwa mit Bastille der Fall:Die Band war im Lauf der letzten beiden Jahre auch in St. Gallen, auf dem Gurten und im KKL Luzern zu sehen, bevor sie an den Bielersee kam.

Für das Lakelive bedeutet dies, dass für eine allfällige Ausgabe 2019 das Profil der einzelnen Konzertabende geschärft werden soll, wie Marcel Sallin sagt. Die Schlagernacht dürfte angesichts des Misserfolgs ganz entfallen, ansonsten seien «klarere, spezifischere Themenabende» nötig, «die auch in sich besser harmonieren». Schliesslich soll auch die Ausrichtung auf die Altersgruppen deutlicher konturiert werden: Zwei bis drei Abende sollen ein eher jüngeres Publikum ansprechen, zwei bis drei ein eher älteres.

Schliesslich sind da aber auch noch die ganz grossen, internationalen Entwicklungen. Auch im Konzertgeschäft hält die Globalisierung unvermindert Einzug, als Folge davon dürften vermehrt Konzentrationstendenzen zu beobachten sein. Mit Spannung wird etwa das Verhalten des US-amerikanischen Akteurs Live Nation beobachtet. DasUnternehmen ist längst nicht mehr nur Konzertveranstalter und Ticketing-Dienstleister, sondern hat auch grosse Künstler unter Vertrag und in der Schweiz das grosse Hip-Hop-Festival in Frauenfeld übernommen. Dank der finanziellen Potenz hat Frauenfeld den Rap-Superstar Eminem präsentieren und hätte für diesen Abend wohl ein Mehrfaches der tatsächlich vorhandenen Tickets verkaufen können.

Live Nation zeichnet sich aber auch dadurch aus, dass es sich exklusiv die Rechte an ganzen Konzertserien von grossen Künstlern sichert – etwa die weltweite und Dutzende Konzerte umfassende Tournee von Metallica für 2018 und 2019. Diese dürfte die Metal-Grösse nächstes Jahr auch in die Schweiz führen – voraussichtlich allerdings nicht an ein Festival, sondern zu einem Stadionkonzert.
Diese Stadionkonzerte sind ein Grund, warum das Festivaljahr 2019 herausfordernder werden dürfte als das heurige. Gab es 2018 neben all den Festivals nur ein grosses Stadionkonzert in der Schweiz (Die Toten Hosen in Luzern), so ist für 2019 nämlich ein halbes Dutzend in Planung, wie aus Branchenkreisen zu erfahren ist. Das heisst: 300000 Eintritte und 30 Millionen Franken sind dem übrigen Festivalmarkt schon mal entzogen – und damit auch die zugkräftigsten Acts. Dass Live Nation mit weiteren hiesigen (Gross-)Festivals in Verhandlungen treten wird, ist nicht auszuschliessen.

Gleichwohl:Auch kleinere Festivals haben weiterhin Zukunft. Sie finden ihre Nische, leben von der Magie des Ortes und der lokalen Verankerung mit vielen Helfern. Beispiele dafür sind etwa das Volkskulturfest Obwald oder das allerdings noch junge Mittsommerfestival an der Lenk. Aber auch ein relativ kleiner Spartenanlass wie das Royal Arena dürfte Chancen haben – sofern es sich wie bislang beweglich und innovativ zeigt, und zwar in allen Belangen. Manche Festivals hätten sich zuletzt in der «Komfortzone» befunden, sagt Nicolas Dähler: «Wir aber haben nie zweimal das gleiche Festival hintereinander gemacht.» Tobias Graden

 

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«Es ist nach wie vor sehr viel Romantik vorhanden»

Beim Royal Arena Festival und der Agentur Eventra kommt es zur Zäsur: Der langjährige Organisator Nicolas Dähler tritt zurück.

Nicolas Dähler, warum treten Sie zurück?
Nicolas Dähler:Ganz einfach: Ich habe die letzten Jahre praktisch nur gearbeitet, die ganze Zeit. Mittlerweile habe ich aber eine Familie – zwei Kinder und eine Frau. Es wurde zunehmend schwierig, alles unter einen Hut zu bringen, in dieser kleinen Struktur, mit der wir arbeiten. Nun will ich mal ganz runterfahren und Zeit mit meiner Familie verbringen.

Sie waren 18 Jahre lang als Veranstalter tätig – wollten Sie für den Rücktritt nicht noch das runde 20. Jahr abwarten?
Nun… Nein. Die Zeit mit der Familie ist mir wichtiger, ich will endlich mal mit ihr in die Sommerferien gehen können. Insofern stellt sich diese Frage nicht. Ein Jahr mehr oder weniger, das macht ohnehin keinen grossen Unterschied. Und ich kenne mich: Im Jubiläumsjahr wäre bloss der Druck und die Erwartungen umso grösser gewesen, nicht zuletzt meine eigenen. Das wäre also noch mehr Arbeit gewesen als sonst schon, und das wäre gar nicht mehr gegangen

Wer übernimmt nun Ihre Aufgaben?
Das müssen die anderen Mitorganisatoren bestimmen, sie haben sich sicherlich ihre Überlegungen gemacht. Ich halte mich aus diesen Diskussionen bewusst heraus, es ist besser, einen richtigen Schnitt vorzunehmen.

Wenn Sie auf die diesjährige Ausgabe des Royal Arena Festivals und des Orpundart zurückblicken – in welchem Zustand übergeben Sie diese Anlässe?
Für mich war es ein spezielles Jahr, denn ich wusste, dass es mein letztes als Festivalorganisator sein würde – ich hatte mich schon im Frühling entschieden, kürzerzutreten. Doch ich kann alle drei Musiktage in Orpund in einem sehr guten Zustand und mit sehr gutem Gewissen übergeben. Der Donnerstag mit dem Orpundart war der bislang beste in der Geschichte, und auch das Royal Arena Festival war eine sehr gute Ausgabe.

Das Festivalbusiness wird zunehmend härter, wie andere Festivals war auch das Royal Arena heuer nicht ausverkauft. Ist dies mit ein Grund für Ihren Rücktritt?
Nein, gar nicht. Ein ausverkauftes Festival oder die Finanzen, das war nie meine primäre Motivation.

Sondern?
Der Event als solches. Wenn ich sehe, was wir seit dem allerersten Open Air in Täuffelen alles erreicht haben, dann erfüllt mich das mit Freude. Wir sind stark gewachsen, und zwar vor allem qualitativ, wir haben nie zwei Jahre lang das gleiche Festival gemacht. Darum mochte ich jeweils den ersten Tag am neuen Festival am liebsten – das war immer ein sehr spannender Kreislauf.

Aber mit der Romantik früherer Tage hat die heutige Festivalorganisation wohl nicht mehr viel gemein?
Es gibt immer noch viele Events, die sehr wohl mit Romantik zu tun haben, ich erlebe das zum Beispiel an diversen kleineren Szene-Festivals. Bei uns herrscht sicherlich nicht mehr der genau gleiche Groove wie am Anfang, schliesslich muss auch das Budget stimmen. Unsere Aufgabe war es, die zwei Elemente in Einklang zu bringen: Was möchten wir tun? Und was ist möglich? Doch wir haben immer einen sehr familiären Umgang gepflegt, ich habe all die Leute, die mithelfen, stets als «la Familia» betrachtet. Verglichen mit richtig grossen Festivals ist also in Orpund nach wie vor sehr viel Romantik vorhanden.

Man kann sich ein Royal Arena ohne Sie gar nicht vorstellen. Was tun Sie nächstes Jahr Mitte August?
Ich gehe sicher ans Festival. Ich werde es zum ersten Mal in all den Jahren richtig geniessen können, zum ersten Mal aus anderer Perspektive. Sehen Sie: Dieses Jahr habe ich die drei Tage fast gänzlich in meinem Bürocontainer verbracht. Dass ich künftig mehr vom Festival haben werde, darauf freue ich mich.

Welchen Aufgaben werden Sie sich denn künftig widmen?
Ich bin in der glücklichen Situation, mir bis nächsten Sommer Zeit nehmen zu können, um das zu überlegen. Noch gibt es keine neuen Projekte und ich bin offen für alles. Es ist der ideale Zeitpunkt, um eventuell etwas richtig Neues anfangen zu können. Bis dahin bin ich Hausmann und Vater.

In all den Jahren haben sich sicherlich einige Anekdoten angesammelt – was war das unangenehmste Erlebnis in Ihrer Tätigkeit?
In prägender Erinnerung geblieben ist mir die Ausgabe 2005, die letzte in Täuffelen. Wir waren zu zweit im OK und angesichts des Publikumsandrangs völlig überfordert. Das erste, was hops ging, war die Toilette. Ich musste das eigenhändig in Ordnung bringen und im Schacht nachschauen, wo das Problem lag. Schliesslich mussten wir einen Absauglastwagen bestellen.

Und was war am Schönsten?
Keine Ahnung. Da gibts so vieles, tausende schöne Momente. Etwa als Marteria vor einigen Jahren zum ersten Mal bei uns auftraten, die gingen nach ihrem Konzert buchstäblich vor uns auf die Knie und bedankten sich für das schöne Festival. Aber es gab jedes Jahr zahlreiche mega-schöne Momente, hervorheben möchte ich insbesondere das Zwischenmenschliche mit den Künstlern und dem Personal, der Familia! Interview:Tobias Graden

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