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Biel

«Ob wir uns am Ende einig werden, ist offen»

Dritte Sitzung der Westast-Gegner und Westast-Kritiker: Die Kerngruppe hat sich gestern auf ein Arbeitsprogramm und einen ehrgeizigen Zeitplan geeinigt. Um das Ziel zu erreichen, wollen beide Seiten noch häufiger zusammensitzen.

Die Kerngruppe hat gestern viereinhalb Stunden diskutiert. «Es war wieder sehr intensiv.» Bild: Nico Kobel
  • Dossier

Deborah Balmer

Eine Anpassung des geplanten A5-Westast-Projekts, die Seeland-Tangente, der Alternativ-Vorschlag ohne Anschlüsse oder gar keine Autobahn? Welches ist die richtige Autobahn-Lösung für die Stadt Biel? Bis die Dialoggruppe in der laufenden Lösungsfindung um die Autobahn im Westen der Stadt diese Antwort findet, werden noch Monate vergehen. In kleinen Schrittchen geht der Dialogprozess bisher vorwärts. Bis zum heutigen Tag blieb der wichtige Kernpunkt noch undiskutiert: Die Frage nämlich, welche Variantenführung sowohl bei Westast-Befürwortern wie auch Westast-Gegnern auf Zustimmung stösst. Welches die beste Lösung für die Stadt und Region ist.

Gestern nun ist die Kerngruppe aus Befürwortern, Gegnern und Behördenvertretern aus Biel und Nidau zum dritten Mal zusammengesessen. Viereinhalb Stunden ist in der «La Werkstadt» in der Bahnhofstrasse Biel diskutiert worden. Das Resultat: Ein vierstufiger Arbeitsplan, der festlegt, in welcher Reihenfolge welche Themen diskutiert werden und ein dazugehörender ehrgeiziger Zeitplan.

«Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt»
An der anschliessenden Medienkonferenz sagte der Dialogleiter Hans Werder, der 1996 bis 2010 Generalsekretär von Bundesrat Moritz Leuenberger im Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) war: «Erneut war es eine sehr intensive Sitzung. Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, es gibt keine Garantie dafür, wann wir sie erreichen.» Unter Punkt 3 im Plan ist der wichtigste Punkt aufgeführt: die Beurteilung der Autobahn-Varianten. Welche Varianten scheiden aus? Welche rücken in den Vordergrund? Und auf welche legt man sich am Ende fest? Bis Mitte 2020 soll die Gruppe einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen machen, eine Empfehlung formulieren. Ob man sich am Ende tatsächlich einig wird, ist laut Werder allerdings nicht sicher. Beide Seiten betonten allerdings gestern erneut, wie konstruktiv die Stimmung in der Gruppe sei. Seit die Bieler Westumfahrung das erste Mal ins Spiel kam, sind nahezu 70 verschiedene Varianten diskutiert worden. Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt theoretisch noch alles offen ist, am Ende kommt wohl nur ein kleiner Teil davon wieder auf den Tisch: «Wir konzentrieren uns auf ein paar wenige Varianten», sagte Hans Werder jedenfalls gestern. Dies seien das offizielle Auflage-Projekt, der Alternativ-Vorschlag, die Null-Variante, der Juratunnel und die Seeland-Tangente.

Der Arbeitsplan besagt auch, dass in einem allerersten Schritt besprochen wird, wo die «verkehrlichen Problemwahrnehmungen» liegen und wo es Handlungsbedarf gibt. In einem zweiten Punkt geht es um die Frage, wohin sich die Stadt Biel betreffend Mobilität, Lebensqualität und Städtebau entwickeln wird. Laut Zeitplan werden frühestens im Frühling 2020 die verschiedenen Varianten für die Streckenführung verglichen. Danach wird die Empfehlung an den Bund ausformuliert (Punkt 4).

«Herausfinden, wo es Handlungsbedarf gibt»
Cécile Wendling, Stadträtin der FDP und in der Dialoggruppe Vertreterin der Westast-Befürworter, sagte gestern, dass es im Dialogprozess nicht alleine darum gehe, am Ende eine Autobahn-Variante zu finden. «Es geht vor allem darum, herauszufinden, wo es Handlungsbedarf gibt. Das Ziel ist stets eine gesamtheitliche Betrachtung.» Auch der Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Biel-Seeland Gilbert Hürsch sagte: «Unabhängig davon, ob wir am Ende eine Empfehlung machen oder nicht, der Lösungsfindungs-Prozess ist sehr wertvoll.»

Abgestimmt hat die Gruppe gestern auch über ein neues Sekretariat, weil sich das Kommunikationsunternehmen Infrakom auf Ende Mai zurückgezogen hatte (das BT berichtete). Wichtig ist auch hier die Unabhängigkeit. Insgesamt 30 verschiedene Organisationen sind in der grösseren Dialoggruppe vertreten, die sich am 4. Juli ebenfalls zum dritten Mal trifft.

Die Sprecherin der Westast-Kritiker, Catherine Duttweiler, sagte: Beide Lager hätten in dieser Sitzung verlangt, dass der Sitzungsrhythmus erhöht werde, sodass man die Ziele erreichen könne. Vorerst geht es für die Kerngruppe aber in die Sommerpause: Das nächste Mal kommt sie Mitte August zusammen.

 

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