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Verkehr

Ostumfahrung von Biel führt zu Stau auf der Autobahn bei Lyss

Seit der Eröffnung des Ostastes der A6 in Biel Ende Oktober kommt es im Bereich der Autobahnausfahrt Lyss-Nord täglich zu Staus und regelmässig zu Auffahrunfällen.

Der A5-Ostast, im Bild die Ausfahrt Biel-Mett, entlastet in Biel städtische Hauptachsen. Andernorts aber führt er zu Stau. Bild: Beat Mathys
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Simone Lippuner


Nach zehn Jahren Bauzeit ist der A-5-Ostast bei Biel am 27. Oktober eingeweiht worden. Ein grosses Fest für ein grosses und mit 1,2 Milliarden Franken auch teures Bauwerk (das BT berichtete mehrmals). Der fünf Kilometer lange Ostast reicht von der Verzweigung Brüggmoos bis ins Bözingenfeld. Als direkte Verbindung zwischen der A 16 Transjurane und der A 5 Richtung Solothurn sowie der A 6 Richtung Bern entlastet der Ostast mehrere städtische Hauptachsen vom Durchgangsverkehr.

Noch befinden sich die Verkehrsteilnehmer in der Angewöhnungszeit, nicht nur in Biel. Neben jenen, die sich über kürzere Arbeitswege freuen, ärgern sich andere über die  Nebenwirkungen der neuen Verkehrsführung: Stau. Und zwar entsteht dieser neuerdings beim Übergang der Autobahn A 6 in die Autostrasse T 6, bei der Ausfahrt Lyss-Nord.

«Nie kam es in den letzten Jahren auf diesem Abschnitt zu Staus», sagt etwa Fabian Sommer. «Doch seit der Eröffnung des Ostastes kann ich abends ab Lyss-Nord bis Brügg jeweils nur noch im Schneckentempo fahren.» Sommer pendelt die Strecke Bern–Biel mit dem Auto seit über zehn Jahren und beinahe täglich. Die Veränderung sei offensichtlich. Auch hat er bereits einen Auffahrunfall beobachtet und aus seinem Umfeld von weiteren Unfällen im Bereich der Ausfahrt Lyss-Nord gehört.
Ähnliches berichtet Julien Grindat, der täglich in der anderen Richtung pendelt (siehe Nachgefragt rechts).


Bereits fünf Unfälle
Die Kantonspolizei bestätigt diese Beobachtungen. «Es kommt seit Oktober auf der A 6 im Bereich Lyss-Nord tatsächlich vermehrt zu Staus», sagt Kapo-Sprecher Christoph Gnägi. Seit Ende Oktober wurden der Kantonspolizei zudem fünf Auffahrunfälle gemeldet, einer davon im Bereich der Ausfahrt Lyss-Nord. «Es kommt aber auch andernorts zu Auffahrunfällen. Dies ist bei dichtem Verkehr nicht ungewöhnlich», sagt Gnägi weiter.

Dem Kanton ist die Problematik bekannt. Die zeitweisen Staubildungen im Bereich der Autostrasse T 6 seien ebenfalls beobachtet worden, heisst es auf Anfrage beim kantonalen Tiefbauamt. Die genauen Ursachen seien derzeit aber noch nicht bekannt. Vermutet wird, dass seit der Eröffnung des Ostastes die T 6 zwischen Lyss und Brügg vermehrt durch Verkehrsteilnehmer benutzt wird, die vor der Eröffnung via Münchenbuchsee und Büren an der Aare ans Ziel gelangten.

Der Kanton wird an der nächsten Taskforce-Sitzung gemeinsam mit der Stadt Biel analysieren, welche Massnahmen auf der Strecke Lyss–Brügg ergriffen werden können, um die Stauproblematik zu mindern oder aufzulösen.
Beim kantonalen Tiefbauamt gibt man weiter zu bedenken, dass es auf der Strecke zwischen Studen und dem neuen Anschluss Brügg in kurzer Zeit zu einer ganzen Serie von Neuerungen gekommen ist: die Schliessung des alten Anschlusses Brügg und des provisorischen Expo-Kreisels sowie die neue Verkehrsführung im Brüggmoos, beispielsweise. Dies erfordere von den Verkehrsteilnehmenden eine gewisse Aufmerksamkeit und auch Angewöhnungszeit.


40 000 Autos
Die Zwischenbilanz des Kantons zum A-5-Ostast fällt grundsätzlich positiv aus. Es sei eine deutliche Entlastung verschiedener städtischer und regionaler Hauptachsen eingetreten. Damit die Umfahrung ihre Wirkung aber noch besser entfalten könne, sei es wichtig, flankierende Massnahmen umzusetzen.

Verlässliche Verkehrszahlen werden erst in einigen Monaten vorliegen. In den Modellrechnungen geht man davon aus, dass bis ins Jahr 2020 täglich rund 40 000 Verkehrsteilnehmer die Umfahrung nutzen werden.

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«Es hat zu viele Autos»

Die Situation auf der Autostrasse zwischen Bern und Biel hat sich seit der Eröffnung des Ostastes generell verschlechtert. Das beobachtet Julien Grindat, Mitglied der publizistischen Leitung der Gassmann Medien.


Julien Grindat, Sie fahren jeden Morgen mit dem Auto von Bern nach Biel. Wie erleben Sie die Situation auf der Autobahn?
Julien Grindat: Seit der Eröffnung des Ostastes der A6 in Brügg und Biel, gibt es in Lyss Nord täglich einen Stau. Vor allem am Morgen. Das war vorher fast nie der Fall. Und ich pendle jetzt doch etwa seit sechs Jahren nach Biel. Ich stelle generell fest, dass es auf der Autobahn und der Autostrasse zwischen Bern und Biel viel mehr Verkehr hat als früher. Das winterliche Wetter führt dazu, dass ich fast jeden Tag einen Unfall sehe.

Beschränkt sich das Problem auf die Umgebung von Lyss?
Vor allem. Gestern Morgen gab es bei Lyss Nord für einmal kein Problem. Aber normalerweise, ich bin dort jeweils etwa um 7 Uhr unterwegs, staut sich der Verkehr am Ende der zweispurigen Autobahn auf rund 200 Metern. Der Verkehr kommt, ausser bei Unfällen, nicht zu stehen. Man muss einfach langsam fahren.

Wie viel Zeit verlieren Sie?
Das ist nicht extrem, macht aber schon 5 bis 15 Minuten aus. Wenn ich bis Biel rechne. Denn in Biel kann es sein, dass das BTI-Bähnli den Verkehrsfluss unterbricht, was ebenfalls zu Stau führt und natürlich zusätzlich Zeit kostet.

Wo sehen Sie die Ursachen?
Ich bin nicht Experte, aber ich denke, dass nun viel mehr Leute die Autobahn nehmen, die vorher auf Hauptstrassen unterwegs waren. Und zwar in beiden Richtungen. Das Problem ist aber klar: Es gibt zu viele Autos.

Warum nehmen Sie nicht den Zug, um nach Biel zu kommen?
Ich brauche das Auto in Biel, um flexibel zu sein. Zudem wohne ich weit entfernt vom Bahnhof Bern.


Interview: Peter Staub
 

Stichwörter: Ostast, Biel, Lyss, Stau, Verkehr, Autobahn

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