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Biel/Ins

Pendeln wie in einer Sardinenbüchse

Fahrgäste beschweren sich über das zu Stosszeiten überfüllte BTI-Bähnli. 
Der Aare Seeland Mobil fehlen momentan Züge, sie arbeitet aber an einer Lösung.

Copyright: Aimé Ehi / Bieler Tagblatt

Sarah Grandjean

Wenn das BTI-Bähnli um 7.33 Uhr in Ins abfährt, ist es noch fast leer. Nur vier Personen sitzen im Wagen. Bei jeder Haltestelle steigen Leute zu. Spätestens nach Ipsach sind alle Sitzplätze besetzt und die Passagiere stehen dicht nebeneinander. Gedrängt wie Sardinen, beschreibt ein pensioniertes Paar die Situation.

Eine Pendlerin, die fast täglich mit dem Bähnli von Täuffelen nach Biel fährt, empfindet es zu den Stosszeiten als «krass überlastet». Dies sei ein häufiges Gesprächsthema bei den Fahrgästen, sowohl bei Schülern als auch bei älteren Personen. Am schlimmsten seien die Verbindungen um 7.33 Uhr von Ins nach Biel und um 18.20 Uhr von Biel nach Ins.

Das BTI-Bähnli verkehrt seit 2008 während den Hauptverkehrszeiten im 15-Minutentakt anstatt im Halbstundentakt. Jedoch fährt dann jeweils nur ein Zugwagen, während zu Randzeiten häufig ein zweiter angehängt wird. Darüber beschweren sich Reisende, die im überfüllten Bähnli kaum Sitzplätze finden.

Ein weiteres Problem seien die Umsteigezeiten. Wer zum Beispiel von Biel aus weiter nach Zürich fahren will, hat fünf bis sechs Minuten Zeit zum Umsteigen. Wenn sich zu den Stosszeiten eine Menge Leute auf dem Perron drängt, komme man nur langsam voran und verpasse unter Umständen den Anschlusszug, weshalb manche Reisende sicherheitshalber ein früheres Bähnli nehmen würden, so eine Pendlerin.

ASM bekommt mehr Züge

Das BTI-Bähnli gehört zum Verkehrsunternehmen Aare Seeland Mobil (ASM). Kommunikationsleiterin Romina Ryser bestätigt auf Anfrage, dass auf der Linie Biel–Täuffelen–Ins in den vergangenen Jahren die Anzahl an Fahrgästen zugenommen hat. Die Kapazität der ASM stosse nun an ihre Grenzen.

Die ASM, so Ryser, habe zu wenig Züge, als dass bei jeder Verbindung zwei Fahrzeuge verkehren könnten. Sie plane den Fahrzeugeinsatz jeweils anhand von Fahrgastzählungen. Die Verbindungen um 7.33 Uhr ab Ins und um 18.20 Uhr ab Biel gehören demnach nicht zu jenen mit der stärksten Auslastung, die Platzsituation für die Passagiere spitzt sich aber wegen der einfachen Zugkomposition zu.

Das Unternehmen suche deshalb nach Lösungen. Vor rund fünf Jahren habe sie vom Kanton Bern die Bewilligung für zusätzliche Züge erhalten. Damit die neuen Züge auf der Linie Biel–Täuffelen–Ins verkehren können, müssten auf der Strecke technische Anpassungen vorgenommen werden. Gegen die Vergabe dieser Arbeiten habe ein unterlegener Anbieter Rekurs eingelegt, was zu Verzögerungen von über einem Jahr geführt habe. Mittlerweile konnten die Arbeiten jedoch gestartet werden. Das Ziel der ASM sei es, dass ab Herbst 2020 die zusätzlichen Züge in Betrieb seien.

Bis dahin empfiehlt die Anbieterin, auf jene Verbindungen auszuweichen, die zu den Stosszeiten zusätzlich eingeführt wurden. Diese seien in der Regel weniger ausgelastet.

Am Wochenende verkehren die Züge auf dem Streckenabschnitt Biel–Täuffeln nur im Halbstunden- anstatt im Viertelstundentakt. Aus diesem Grund werden am Wochenende sämtliche Züge mit zwei Wagen geführt.

Zu stark geheizt

Nebst der Überbelastung beschweren sich Pendler, das BTI-Bähnli würde im Sommer zu stark gekühlt und im Winter zu stark geheizt. Eine Reisende sagt, ihr werde bei der Hitze übel, und eine andere findet, schon aus Energiespargründen sollte weniger stark geheizt werden. Daran wird sich voraussichtlich nichts ändern: Laut der ASM läuft die Klimatisierung automatisch und das Temperaturempfinden der Fahrgäste sei individuell.

Fahrgäste kritisieren zudem, es stünden zu wenig Gepäckablagen und Haltegriffe zur Verfügung. Es gibt zwar eine Haltestange bei der Tür, wenn man jedoch im Gang zwischen den Sitzplätzen stehen muss, kann man sich lediglich an den Kopflehnen der Sitze festhalten. Ryser sagt dazu, der Einbau von zusätzlichen Haltemöglichkeiten sei geprüft worden, könne jedoch «nicht kundengerecht» umgesetzt werden.

Pendler loben BTI-Bähnli

Nicht alle haben am BTI-Bähnli etwas auszusetzen. Mehrere Fahrgäste, die bereits in Ins einsteigen und von Anfang an einen Sitzplatz haben, finden die Fahrt angenehm. Es gebe selten Verspätungen oder Ersatzbusse. Viele fahren nur im Winter mit dem Bähnli und nehmen im Sommer das Fahrrad. Ein Fahrgast hat sich bereits selbst bei den ASM erkundigt, warum zu den Stosszeiten nur ein Fahrzeug verkehrt anstatt zwei. Er zeigt Verständnis für die Situation des Verkehrsunternehmens und findet, die BTI-Linie habe sich in den letzten fünf Jahren schon stark verbessert.

Stichwörter: Biel, Ins, Verkehr, Region, Seeland, BTI, Bahn, Pendeln

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