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Biel

«Provozieren statt lenken»

Seit letztem Mittwoch verzichtet die Stadt Biel auf die Verkehrsregelung auf dem Bahnhofplatz. Der dreitägige Versuch erhitzt die Gemüter - nicht zuletzt auf politischer Ebene.

Die Fussgänger haben Vortritt und die anderen Verkehrsteilnehmer – ohne Lotsen – das Nachsehen. Bild: Olivier Gresset

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24%

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4%

Nein, die Einsparung ist zu klein, um auf diesen Dienst zu verzichten.
19%

Nein, das ist einfach nur sinnlos und gefährlich.
53%

Rahel Staudenmann

«Der Versuch ist eine Provokation gegen die Verkehrsbetriebe und alle anderen Verkehrsteilnehmer», ärgert sich Peter Moser, FDP-Stadtrat und Transportunternehmer. Während drei Tagen führt die Stadt Biel einen Versuch durch, indem sie zu den Stosszeiten auf die Verkehrsregelung durch Lotsen verzichtet (das BT berichtete gestern). Der Bericht sorgt nicht nur bei der Bevölkerung für Gesprächsstoff, auch die Politik meldet sich zu Wort: Die städtischen Behörden würden den Auftrag, den Verkehr zu lenken, nicht erfüllen, sondern genau das Gegenteil machen. «Statt lenken, provozieren sie», so Moser.

Unumgängliche Ausgabe?
Im Rahmen der letztjährigen Budgetdebatte im Gemeinderat wurde der Sparantrag aus der Direktion Soziales und Sicherheit – die Verkehrsregelung durch Lotsen aufzuheben – von der Regierung abgelehnt, sagt Moser. Er ist der Meinung, dass dieser Beschluss nicht ernst genommen wurde. Die Abteilung Öffentliche Sicherheit, federführend beim dreitätigen Versuch, «mache einfach, was sie wolle.» André Glauser, Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit der Stadt Biel, dementiert diese Aussage: «Der laufende Versuch steht nicht im Zusammenhang mit der Erarbeitung des ordentlichen Budgets 2014.» Der Versuch hänge vielmehr mit der Umsetzung der stadtinternen Weisungen, betreffend dem Notbudget, zusammen, erklärt Glauser. Seit Dezember gilt für die Stadt Biel die Vorschrift, nur noch unumgängliche Ausgaben zu tätigen. Gemäss Glauser wird derzeit geprüft, ob es sich bei der manuellen Verkehrsregelung um eine solche unumgängliche Ausgabe handelt. Hierfür ist die Erkenntnis nötig, wie die heutige Situation ohne die Verkehrslotsen wäre. Moser moniert, dass wegen mangelndem Budget derzeit das Geld für diesen Versuch und den entsprechenden Bericht der Direktion dazu fehle.

«Wir benötigen aktuelle Angaben»
Gemeinsam mit einer externen Firma führte das Stadtplanungsamt im Dezember 2012 bereits den gleichen Versuch durch. Der Versuch fand im Rahmen der Neugestaltung des Bahnhofplatzes statt und wurde von Fachpersonen mit je einem Bericht und Video dokumentiert. Moser fragt sich, ob man nicht aus diesen Dokumentationen die entsprechenden Schlüsse – ob sich der Busfahrplan zu den Stosszeiten dennoch einhalten lässt – ziehen kann.  «Nein, zur Beurteilung benötigen wir aktuelle Angaben», widerspricht Glauser. Veraltete Daten würden nicht ausreichen. Laut Glauser enthalten die Berichte des früheren Versuchs keine ausreichenden Angaben über die Einhaltung des Fahrplans zu den Spitzenzeiten. Im Bericht stehe lediglich nur, dass die «Zeitverluste zu den Spitzenzeiten die Fahrplanstabilität stark stören könnten.»

Auch bei jetziger Lösung sparen
Glauser sagte gegenüber dem BT, dass die neue Lösung für die Verkehrsregelung künftig kostengünstiger ausfallen müsse. Zu dieser Aussage meinte Moser, dass sicher auch bei der jetzigen Lösung gespart werden könne: «Die Einsatzzeiten der Lotsen müssten einfach diskutiert werden.» Während den Sommerferien und in der Altjahrswoche müssten sie beispielsweise nicht im Volleinsatz den Verkehr regeln, so Moser. «Hier stimmen wir Herrn Moser zu», sagte Glauser. Sie seien schon seit Monaten dabei, mit den Verkehrsbetrieben die genauen Einsatzzeiten der Lotsen zu besprechen und neu festzulegen. Wenn die Abteilung Öffentliche Sicherheit laut Moser lösungsorientiert arbeiten möchte, solle sie die VB einladen und über die verschiedenen Möglichkeiten einer neuen Regelung diskutieren. Hier stimmte Glauser grundsätzlich zu. «Jedoch geht es vorwiegend nicht darum, Lösungen für eine optimierte Verkehrsregelung zu erarbeiten.» Es gehe darum, ob die Stadt Biel die Ausgabe künftig noch tätigen dürfe. Wenn nicht, werde man mit den Betroffenen die Folgen besprechen und allfällige andere Möglichkeiten erörtern, sagte Glauser.

Kommentare

mb

Bei der jungen Spassgesellschaft kommt mir auch das in den Sinn: Bei starkem Regen und der gebildeten Pfütze versucht mehrere Dutzend Male ein Fahrer ohne zu Bremsen beim Fussgänger wartende Personen anzuspritzen --- Ein weisser BMW hält ohne Lotsen 50m vor dem Fussgänger und lässt die auflösende Warteschlange an Autos vor sich ziehen. Um dann verspätet mit quietschenden Reifen und überhöhter Geschwindigkeit den Fussgänger beim Bahnhofplatz zu überqueren. Es gibt etliche Autofahrer, welche wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit schon längst hätten dingfest gemacht werden müssen.


stockam

Eine Ampel ist keine Lösung denn die junge Spassgesellschaft hält sich nicht mehr an solche Verkehrs Signale. In Biel haben Fusgänger und Velofahrer ihre eigenen Verkehrsregeln. Der Sparversuch von Fehr und Steidle ist ein wenig " trötzele " Die Autofahrer sollen merken was ihnen blüht wenn das Budget noch einmal bachab geht.


roenzgi

3 Tage? Nein dieser Zustand ist schon länger, am letzten Freitag um 18 Uhr wollte ich unseren Besuch am Bahnhof Biel abholen. Veresiuskreisel bis zum Bahnhofparkplatz ganze 10 Minuten! Selbstverständlich musste danach unser Besuch auf mich warten! Es ist schon eine Zumutung, dass an einem solchen Verkehrspunkt der Versuch gestartet wird zu sparen! Es gibt genug andere Sachen wo wesentlich mehr gespart werden kann!!


Sepp1

Dass man dor nicht schon lange eine Ampelanlage hingepflanzt hat, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel...


anjulihoyer

Jeder dieser Schlaumeier sollte selber einmal während einer Woche ein öffentliches Verkehrsmittel steuern müssen. Diese gutbezahlten Schreibtischtäter haben keine Ahnung, was arbeiten im öffentlichen Verkehr – notabene mit einem nicht so grossen Lohn wie ihn die Initianten dieser Schnapsidee haben – heisst. Denen würden die Augen aufgehen!


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