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Westast

«Schade, gibt es noch Kräfte, die nicht an Lösung interessiert sind»

Nach der Wahlpause hat sich die Kerngruppe gestern zur 18. Dialogsitzung getroffen. Inoffizielle Treffen in kleineren Gruppen gab es aber auch während des Unterbruchs.

Copyright: Mattia Coda / Bieler Tagblatt
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Deborah Balmer

Nun kommt man dem Ziel wieder etwas näher: Gestern sind die Gegner und Befürworter des Westasts in der Kerngruppe erstmals wieder offiziell zusammengesessen. Nach mehreren Unterbrüchen ging es damit in die letzte und schwerste Etappe, in der es gilt, den Schlussbericht zuhanden der Behördendelegation zu bereinigen. Dies, nachdem seit Mitte August wegen der Bieler Wahlen eine längere Pause eingelegt wurde (das BT berichtete).

Diskutiert wurde gestern im Dialograum an der Seevorstadt der Gesamtentwurf der Empfehlungen an die Behörden, sprich die kurz-, mittel- und langfristigen Massnahmen. Die Empfehlungen umfassen vier Teile: Erkenntnisse zum Ist-Zustand und Handlungsbedarf, Empfehlungen zu kurz- und mittelfristigen Massnahmen, Empfehlungen zu einer langfristigen Lösung und Empfehlungen zum Prozess und zur Finanzierung.

Dialogsleiter Hans Werder brachte es am anschliessenden Point de Presse auf den Punkt: «Ich bin zuversichtlich und wir sind nun im Lösungsfindungsprozess ziemlich weit vorwärtsgekommen. Wie bei einem Marathon wird aber der letzte Abschnitt der entscheidende und schwerste sein.»

Einig ist man sich in der Kerngruppe darüber, dass die Autobahnlösung am Ende eine Tunnellösung sein soll. Ob es sich dabei um die Variante «Westast – so besser!», die Juravariante oder doch eine Form der Seelandtangente handelt, wird offengelassen. Das soll aufgrund von Machbarkeitsstudien entschieden werden, da etwa die Geologie für den Juratunnel noch kaum untersucht wurde.

 

Treffen in kleinen Gruppen

Inoffizielle Diskussionen in kleineren Gruppen gab es auch während der Wahlpause, da beide Seiten wohl nicht unnötig Zeit verlieren wollten. An verschiedenen Treffen sei intensiv weitergearbeitet worden, sagt der Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Biel-Seeland und Westast-Befürworter, Gilbert Hürsch. «Es gab auch ein sehr konstruktives Treffen zwischen Vertretern beider Lager», sagt Hürsch. Diskussionsgegenstand sei dabei das Dokument zu den Erkenntnissen und Empfehlungen hinsichtlich den kurz- und mittelfristigen Massnahmen und langfristigen Lösung gewesen. Dabei konnte laut Hürsch in sehr vielen Punkten ein Konsens erreicht werden.

An der gestrigen Kerngruppensitzung sei dann dieses Dokument basierend auf den Rückmeldungen verschiedener Organisationen nochmals besprochen worden. Dabei habe man die zu erreichenden Ziele diskutiert. «Dies ist uns meines Erachtens gut gelungen», sagt Hürsch. «Leider gibt es aber immer noch Kräfte, die anscheinend nicht an einer Lösung rund um die Kontroverse Westast interessiert sind. Das ist sehr schade», sagt Hürsch. Es sei nun an der Zeit, als ein Team aufzutreten und nicht mehr von Befürwortern und Gegnern zu sprechen.

Am Point de Presse sagte Westast-Befürworter Roland Gurtner gestern dann tatsächlich: «Wir sind nicht dafür, dass das Ausführungsprojekt ganz vom Tisch verschwindet. Man hat bereits sehr viel Geld dafür investiert, so, dass man nun besser versuchen sollte, das Projekt zu verbessern, statt es ganz zu vergessen.»

Für Vertreter der Westast-Kritiker ist diese Haltung wenig verständlich: Es gibt Befürworter, die plötzlich wieder am Ausführungsprojekt festhalten, wie Catherine Duttweiler sagt. «Dieser Slalomkurs ist problematisch, wenn man unter Zeitdruck eine Lösung finden will. Wir wollen jetzt Klarheit und Transparenz und keine verklausulierten Forderungen.»

Laut Duttweiler verlangen die Westast-Gegner, dass das veraltete und teure Ausführungsprojekt nicht mehr weiterverfolgt, und der Enteignungsbann aufgehoben wird. Damit das Gebiet zwischen Bahnhof und See endlich städtebaulich entwickelt werden kann.

 

Neue Machtverhältnisse

Auch der Ausgang der Bieler Wahlen ist nicht unwesentlich für den Prozess rund um den Westast: So sitzen ab kommendem Jahr mit den beiden neu gewählten Politikerinnen Lena Frank (Grüne) und Glenda Gonzalez (PSR) zwei Komitee-Mitglieder von «Westast – so nicht!» im Gemeinderat. Westast-Gegner werten dies als äusserst positiv. So sagt Westast-Gegnerin Catherine Duttweiler dazu: «Die neuen Machtverhältnisse sind bedeutsam, weil es vonseiten des Kantons und des Bundes stets hiess, der Westast werde nicht gegen den Willen der Bieler Bevölkerung gebaut.»

Etwas Zeit bleibt noch, bis Ende Jahr die Sistierung des Ausführungsprojekts ausläuft. Die Behörden müssen noch im laufenden Jahr mitteilen, wie es mit einer der letzten Lücke im Schweizer Autobahnnetz weitergeht.

Stichwörter: Umfahrung, Westast, Verkehr, Biel

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