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Gastronomie

Schokolade trifft auf Gastronomie

Das Bieler Union Restaurant hat mit Camille Bloch nicht nur einen prominenten Untermieter während des Lockdowns gefunden. Die neue Partnerschaft soll auch danach Früchte tragen.

Die Schokoladenwelt von Ragusa und Torino: Sebastien Meyer (links) und Sasha Edelmann vom Union Restaurant mit Kommunikationschefin Jessica Herschkowitz von Camille Block im neuen Pop-Up an der Bubengbergstrasse. Bild: Yann Staffelbach

Manuela Schnyder

Camille Bloch hat in Biel ein Take-Away-Angebot und einen Laden in Form eines Pop-Ups eröffnet. Im Union Restaurant an der Bubenbergstrasse 9 bietet der traditionsreiche Schokoladenhersteller aus dem Berner Jura ab heute Ragusa-Cakes, Torino-Muffins, heisse Schoggi oder Café mit Schokoladennote zum Mitnehmen an. Auf der restlichen Fläche des 200 Quadratmeter grossen Restaurants können sich Schoggi-Fans durch die Welt der Ragusa- und Torinoprodukte schlängeln und auch selber Pralinés und Schoggieier mischen.

An einer Maschine lassen sich zudem 27-Buchstaben-lange Botschaften oder Glückwünsche zum Valentinstag oder Geburtstage auf grosse Schokoladenriegel für seine Liebsten eingravieren: «Wir hatten bereits die Absicht, unsere Schokoladen-Erlebniswelt in Courtelary stärker zu exportieren, hatten aber noch keine konkreten Pläne. Es war daher ein schöner Zufall, sind die neuen Gastrounternehmer vom Union Restaurant an uns herangetreten», sagt Joëlle Vuillème, Direktorin des Business-to-Consumer-Bereichs bei Camille Bloch.

Und weil das vom Union Restaurant initiierte Konzept so gut in die strategischen Pläne des Schokoladenfabrikanten passt, will Camille Bloch auch nach dem Lockdown auf gleicher Fläche mit dem Restaurant zusammenarbeiten.

 

Mini-Schokoladen-Welt

So soll das Lokal in einer ersten Phase von Camille Bloch als so genannte Bistrot-Boutique und als Laden genutzt werden, bevor in einer zweiten Phase das Team vom Union Restaurant wieder zurückkehrt, sobald der Bundesrat den Gastronomen erlaubt, wieder Gäste zu empfangen: «Wir werden dann wie gewohnt mittags und abends den Restaurantbetrieb aufnehmen, während Camille Bloch vormittags und nachmittags an der Theke Getränke und Patisserie anbietet und daneben in den Regalen ein Sortiment ihrer Produktwelt präsentiert und verkauft», erklärt Sasha Edelmann, Mitinhaber des Restaurants. Der Umsatz und die Miete für das Lokal werden entsprechend aufgeteilt. Daneben sind auch gemeinsame Angebote geplant, zum Beispiel Themenabende, wobei Chefkoch Sébastien Gasnier bei jedem Gang die Zutat Schokolade in das Menu einfliessen lässt.

«Eine solche Partnerschaft ist zwar organisatorisch anspruchsvoller, aber viel reichhaltiger für uns wie vor allem auch für unsere Fans und Gäste», sagt dazu Joëlle Vuillème von Camille Bloch. Der Schokoladenhersteller hat, zwar nicht so stark wie die Gastrobetriebe, aber ebenfalls mit der Krise zu kämpfen. Vor allem das Ausbleiben der Touristen im Duty Free an den Flughäfen oder die fehlenden Pendler an den Kiosken haben im letzten Jahr den Umsatz geschmälert. Derweil ist das Besucherzentrum in Courtelary überraschend gut besucht gewesen, wie Vuillème erklärt. «Wir hatten zwar weniger Gruppen von Unternehmen, dafür mehr Familien, die in der Region Ausflüge gemacht und uns besucht haben», sagt sie.

Und genau diese Erlebniswelt rund um die Schokoladenherstellung und die Geschichte des Familienbetriebs will Camille Bloch im kleinen Format nun auch an anderen Standorten anbieten: «Wir beginnen mit der Ausweitung der Distributionskanäle damit etwas früher als erwartet», erklärt sie. Die Liason mit einem Gastronomiebetrieb sei aber ein spannendes Konzept, ein guter Moment und der Standort in Biel ideal, um so etwas auszuprobieren.

 

Vorteile auf beiden Seiten

Bedingung für die Zusage zum Pop-Up-Projekt war für den Schokoladenfabrikanten daher auch die längerfristige Partnerschaft. Und das ist auch bei den neuen Besitzer des Restaurants gut angekommen: «Das ist eine tolle Sache, mit so einer weltbekannten Marke zusammenarbeiten zu können. Einerseits können wir so das Ladenlokal optimal auslasten und andererseits unseren Gästen ein neues Angebot anbieten», sagt Edelmann.

Wie auch andere Restaurantbetriebe musste das «Union» wegen der behördlichen Massnahmen Mitte Dezember die Türen schliessen. Dabei hatten die fünf Bieler das Lokal erst im November nach dem Besitzerwechsel wieder eröffnet: «Wir mussten uns etwas einfallen lassen, um die Fixkosten zu reduzieren, und haben uns gedacht: Warum nicht das schöne Restaurantlokal temporär vermieten?», erklärt Mitinhaber Sasha Edelmann. Die Anfrage an Camille Bloch sei vielleicht schon etwas mutig gewesen, umso mehr habe man sich über die Zusage gefreut, fährt er fort.

Die neuen Partner haben sich aber schon vorher gekannt. Mitinhaber Sebastien Meyer hat als Sponsoringleiter des EHC Biels bereits mit Camille Bloch zusammengearbeitet. So zierte die Marke Ragusa auch jahrelang die Trikots der Bieler Eishockeyspieler. «Das Besucherzentrum in Courtelary kennen wir bestens, und es ist schon von der Einrichtung her sehr ähnlich wie unser Lokal. Wir haben sogar die gleichen Lampen. Dazu bedienen wir eine ähnliche Klientel mit hohen Ansprüchen an Qualität. Wir haben gedacht, das könnte gut passen», sagt Meyer.

Ein originelles Konzept, findet auch der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr: «Durch die Coronapandemie hat das Lokale noch stärker an Bedeutung gewonnen. Es ist eine schöne Idee, dass junge Bieler Gastrounternehmer mit dem grössten Schoggifabrikant in der Region zusammenspannen und für die Marke sensibilisieren», sagte er am gestrigen Rundgang mit geladenen Gästen.

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