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Bielersee

Sie braucht mehr als eine Frischekur

Seit fast drei Jahrzehnten finden auf der MS Jura Klassenlager sowie Ferien für Behinderte statt. Nun muss der Oldtimer generalüberholt werden – und das geht zünftig ins Geld.

  • 1/16 Die Schutzfarbe im Unterwasserbereich der MS Jura entspricht nicht mehr den Vorschriften und muss erneuert werden. Bild: Nico Kobel
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Tildy Schmid

Mächtig und eindrücklich liegt die MS Jura auf dem Trockendock im Barkenhafen von Nidau. 27,5 Meter ist sie lang, 5,1 Meter breit. An den Seiten ist das Schiff mit einem ausgeklügelten Balkenaufbau abgestützt, sodass der Rumpf in Position gehalten werden kann.

Das 87-jährige Dieselmotorschiff liegt für die nächsten drei Wochen an Land. Die Schutzfarbe im Unterwasserbereich entspricht nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften und muss durch eine neue Beschichtung ersetzt werden. Das bedingt, dass die alte Farbe in aufwendiger Arbeit abgeschliffen, der Bereich zwischen der Wasserlinie und dem Fender entrostet und die neue Farbe in mehreren Schichten aufgetragen werden muss.

Schraube muss in Revision
An dem Oldtimer, der alle acht Jahre generalüberholt werden muss, gibt es allerdings noch viel mehr zu tun: Nach über 20 Betriebsjahren wird die metergrosse Schiffsschraube in einem Fachbetrieb revidiert und die ausgeleierte Ruderblattaufhängung neu gelagert. Im Unterwasserbereich kappen Spezialisten die alte historische WC-Leitung und schweissen sie zu. Ausserdem werden der Anschluss, das Seewasserventil und der Filterkasten des Motorenkühlwassers erneuert. «Um all diese Arbeiten in drei Wochen Werftzeit zu schaffen, benötigen wir die Unterstützung von Spezialisten und zusätzlichen Arbeitskräften», sagt die Schiffsführerin und Bootsbauerin Helena Nidecker. Die dadurch anfallenden Kosten übersteigen jedoch die Eigenmittel der MS Jura Genossenschaft. Aus diesem Grund hat diese ein Crowdfunding lanciert, sodass sich Spendewillige an dem finanziellen Aufwand beteiligen können.

Einst ausgemustert
Dass die MS Jura denn überhaupt noch auf den drei Juraseen unterwegs ist, ist keine Selbstverständlichkeit: Ursprünglich hatte die Bielersee-Schifffahrt-Gesellschaft das Kursschiff nämlich ausgemustert.

1992 erwarben angehende Sozialpädagogen das Schiff für 50 000 Franken. Sie gründeten die MS Jura Genossenschaft, die seither für den Betrieb und den Unterhalt des einstigen Passagierschiffs verantwortlich ist.

In Fronarbeit wurde die MS Jura in ein Logierschiff mit 26 Schlafplätzen für Ferienfahrten mit Behinderten und Lagerwochen für Schulklassen umgebaut. Die tiefen Mietpreise decken die Betriebskosten nur knapp. Oberstes Ziel der Genossenschaftsmitglieder Niklaus Graber, Katrin Mühlemann, Marlise Baumgartner und David Weber ist, dass der Oldtimer die gesetzliche Prüfung bestehen und für die nächsten acht Betriebsjahre fit gemacht werden kann. Nur so können weiterhin Kinder, Jugendliche, Behinderte und ihre Begleitpersonen das Leben auf dem Schiff und die Sehenswürdigkeiten des Drei-Seen-Landes kennenlernen und geniessen.

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Crowdfunding lanciert
Die MS Jura ist ein einzigartiges Lagerschiff für Seeschulwochen und Familienferien in der Schweiz. Da die Revisionskosten von 70000 Franken die Eigenmittel der MS Jura Genossenschaft erheblich übersteigen, kann das Schiff nur mit finanzieller Unterstützung weiterhin Ferientage auf den Juraseen ermöglichen.

Das Crowdfunding trifft auf Resonanz. Bis Ende April haben 75 Unterstützer schon 30080 Franken zusammengetragen. Dank eines grosszügigen Beitrags des Lions Club Büren ist die erste Finanzierungsschwelle von 30 000 Franken für die Kosten des Trockendocks und den Neuanstrich des Unterwasserrumpfes, erreicht.

Damit alle Arbeiten erledigt werden können, müssen jedoch 70 000 Franken zur Verfügung stehen. Das Crowdfunding läuft noch bis Ende Mai. Wer sich beteiligen will, kann selbst einen Betrag angeben oder ein «Merci» mit vorgegebenem Betrag auswählen. Sollten mehr als 70000 Franken zusammenkommen, wird der Überschuss in Arbeiten imInnenbereich des Schiffs verwendet. tsi

Link: www.lokalhelden.ch/ms-jura und www.msjura.ch

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Lions Club legt sich ins Zeug
«Die MS Jura schwimmt keinesfalls im Geld, doch die erste Finanzierungshürde ist erreicht», verkündet Katrin Mühlemann, Genossenschaftspräsidentin, strahlend und präsentiert den Check über 10 000 Franken des Lions Clubs (LC) Büren. Seit Jahren unterstützt der LC die MS Jura finanziell, aber auch ideell durch Fronarbeiten aller Art.

Die LC Mitglieder Oskar Roth und Peter Käser erfuhren während einem Einsatz auf dem Boot, dass das Schiff aufs Trockendock muss und das Geld dazu fehlt. Peter Käser setzte die Rettungsaktion in seinem Präsidentenjahr prioritär ins Activity Programm.
Das Geld trugen der LC Büren, verschiedene Clubs der Zone 21 sowie der Lions Fonds ideenreich zusammen. So wurden zum Beispiel ausgebaute Eisenstücke mit dem Künstler Heiko Schütz zu Kunstwerken umgewandelt und verkauft.

«Dazu kommt jetzt die grosszügige Unterstützung des Crowd-funding. Eine Activity ganz im Sinne des Lionismus: lokal umgesetzt, kontrollier- und messbar», bedankt sich Katrin Mühlemann im Namen der MSJura Genossenschaft, vor allem aber im Namen der Teilnehmer von Seeschulwochen für Menschen mit Behinderung. tsi

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