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Biel

Sogar Goa-Partys sind heute im Waldgesetz geregelt

Die Burger besitzen seit dem frühen Mittelalter den grössten Waldanteil in Biel. Wer den Wald wann und wie nutzen darf, ist noch immer geregelt.

Bild: memreg
  • Dossier

Der grösste Anteil des Waldes in Biel wird von der Burgergemeinde bewirtschaftet. Heute umfasst dieser Anteil ein Gebiet von rund 1650 Hektaren Land. Die Burgergemeinde ist seit dem frühen Mittelalter eine der grössten Waldbesitzerinnen der Region. Noch heute wird das Burgerrecht, das Recht auf Besitz und Bewirtschaftung dieses Besitzes innerhalb einer Gemeinde, per Geburt vererbt. In Biel gibt es 200 solche Burger, die vornehmlich Waldbesitzer sind.

Das Bild um 1900 zeugt denn auch bereits davon, dass der Wald in Stadtnähe genutzt wurde: Die Bahn quert den Wald neben dem Pavillon nach Magglingen, entlang der Bahnlinie und links davon sieht man Leitungen im Wald, die heute nicht mehr auf diese Weise oberirdisch bestehen. Allerdings wird auch ein anderer Unterschied deutlich, wenn man das historische Bild mit heutigen Aufnahmen vergleicht: Der Wald ist, abgesehen von der Seilbahnschneise, historisch bedeutend dichter. Waldwirtschaft heisst heute nämlich auch, den Wald so weit auszudünnen, dass das Unterholz besser belichtet wird und effizienter nachwachsen kann.

 

Als der Wald kleiner wurde

Den naturbelassenen Wald als eine Art Urwald gab es durchaus, allerdings geht das bis weit in das Mesolithikum zurück, 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Als der Mensch zur bäuerlichen Wirtschafts- und Lebensweise überging, begann der Eingriff in die ökologischen Systeme und eben auch in den Wald. Der Wald wich teilweise durch Rodungen Siedlungs- und Ackerland, ausserdem wurde Holz zunehmend auf dem Bau und als Brennholz verwertet. Daneben wurde im Wald gejagt sowie Beeren, Pilze, Kräuter, Honig und Wurzeln gesammelt.

Ab dem Spätmittelalter zeichnen sich diese verschiedenen Nutzungen und Ansprüche an den Wald auch in den entsprechenden Waldordnungen ab. Wer den Wald wann und wie nutzen darf, war darin genauso festgelegt wie im heutigen kantonalen Waldgesetz von 2014, das auch zeitgemässe Themen wie Mountainbiken und Goa-Partys im Wald regelt.

Denn inzwischen ist der Dichtestress im Wald angekommen: Der einsame Eremit im Tipi in den Anhöhen des Vingelzbergs wird mit Sicherheit immer mal beim Meditieren unterbrochen, sei es von Sonntagswanderern oder von Pilzsuchenden (dem neuesten wiederentdeckten Hobby, neuerdings zunehmend verbreitet unter den modernen Bünzlis, den Hipstern).

Der Nachhaltigkeitsgedanke in der Forstwirtschaft ist allerdings nicht erst 2014 in die Paragrafen eingegangen. Nachhaltigkeit entstand bereits vor über 100 Jahren. Denn immer schon war ja bei der Bewirtschaftung von Wald klar, dass immer nur so viel Holz geerntet wird, wie nachwachsen kann. Alles andere wäre mittelfristig eine Misswirtschaft.

 

Waldfläche wächst wieder

Heute macht die Waldfläche in Biel der Krähenberg-Wald, der Orpundwald und der Wald am Nidauerberg, eben der Vingelzer Wald, der bis Twann reicht, aus. 1845 reichte diese Waldfläche bis zum heutigen Altstadtkern und in die Champagne-Allee hinein und ging in den Ausläufern meist in Rebberge über. Dort befinden sich heute die Quartiere Seevorstadt und Bözingen. Dennoch kann von einem Waldsterben, wie es noch in den 80er-Jahren thematisiert wurde, nicht die Rede sein: Heute ist immerhin ein Drittel der Landesfläche der Schweiz mit Wald bedeckt und die Waldfläche nimmt jährlich beträchtlich – etwa in der Grösse des Thunersees – zu. In Bäumen gesprochen entspricht das rund 66 Bäumen pro Einwohner der Schweiz. Diese Verhältnisse entsprechen denjenigen auf kantonaler Ebene. Im Kanton Bern nimmt die Waldfläche ebenfalls etwa 30 Prozent der Fläche ein und wächst jedes Jahr stark. Sabine Kronenberg

Stichwörter: Früher, Heute, Biel, Wald, Natur, Mittelalter

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