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Energie Service Biel

Strompreise sinken erneut

Der Strom wird in Biel 2015 billiger. Das gab der ESB gestern bekannt. Grund dafür ist vor allem die gute Marktsituation. Vor allem die Bezüger von erneuerbarer Energie profitieren.

ESB-Vize-Präsidentin Barbara Schwickert und ESB-Direktor Heinz Binggeli präsentierten gestern die Bieler Strompreise 2015. Lino Schaeren

Lino Schaeren

Der Energie Service Biel (ESB) muss die Strompreise 2015 nicht erhöhen. Dies die Hauptaussage an der gestrigen Medienkonferenz. Nach dem von Experten vorausgesehenen Trend musste eine Erhöhung eigentlich erwartet werden, so hatte etwa die BKW am Montag einen Preisanstieg von durchschnittlich 2,9 Prozent angekündigt.

ESB-Direktor Heinz Binggeli zeigte sich denn auch dementsprechend stolz, «wir haben gut gearbeitet». Und weil auch der nationale und internationale Markt mitspielt, können die Preise in Biel für die allermeisten Kunden sogar weiter gesenkt werden. Doch Binggeli warnte: Das sei eine Momentaufnahme.

75 Franken sparen

Bereits 2013 und 2014 hatte der ESB die Strompreise für die Bieler Kunden gesenkt. Dass eine Anpassung nach unten auch 2015 möglich ist, sei auf die geschickten Stromeinkäufe des ESB zurückzuführen, sagt Binggeli selbstsicher. Dem Eigenlob lässt er aber sogleich folgen, dass die momentan tiefen Preise auf dem Markt andere Voraussetzungen schaffen würden. Vorab die Preise für erneuerbare Energien werden ein weiteres Jahr in Folge günstiger. Da der ESB einen Grossteil seiner Kunden mit Strom aus Wasserkraft versorgt, profitieren diese nun erneut von tieferen Preisen.

Binggeli rechnete gestern vor, dass eine Modellfamilie in einer 5-Zimmerwohnung mit Elektroherd und Tumbler 2015 gegenüber 2014 bei gleichem Strombedarf 75 Franken sparen wird. Das entspricht einer Reduktion von immerhin 7,9 Prozent. Die Totalkosten pro Kilowattstunden werden in diesem Beispiel 2015 noch 19.25 Rappen betragen, 2014 sind es 20.90 Rappen.

Dieser Modellfall bezieht sich auf einen Haushalt, der das Produkt Standard des ESB bezieht. Der Energie Service beliefert die Bieler Haushalte seit 2013 automatisch mit diesem Produkt, welches einen Strombezug aus 100 Prozent Wasserkraft beinhaltet. Wer ein Mix-Produkt mit Atomstrom beziehen möchte, muss dies beantragen. Der Strombezug aus Wasserkraft wird 2015 gegenüber dem Mix-Produkt einen Aufschlag von 0.25 Rappen pro Kilowattstunde beinhalten. Bei der Einführung des Angebots waren es noch 0.40 Rappen.

Gewerbekunden profitieren

Der ESB setzt seit mehreren Jahren konsequent auf erneuerbare Energien. Und zumindest bei den Privatkunden scheint es nur noch ein kleiner Schritt zu sein, bis 100 Prozent der Haushalte das Angebot mit Strom aus ausschliesslich erneuerbaren Energien nutzen werden. Gemeinderätin Barbara Schwickert (Grüne), Vize-Präsidentin des ESB-Verwaltungsrats, sagt, dass bereits 2014 98 Prozent der Privatkunden das Standard-Produkt beziehen würden. Bei den Geschäfts- und Industriekunden ist es immerhin eine Mehrheit. Immerhin 88 Prozent des in Biel verbrauchten Stroms war 2013 erneuerbar – Tendenz steigend.

Da das Standard-Angebot trotz erneuter Preissenkung immer noch teurer ist, setzen viele Industriekunden nach wie vor auf das Mix-Produkt. Auch hier werden die Preise 2015 tiefer ausfallen, allerdings nicht im gleichen Ausmass wie bei der Wasserkraft. Ein Modellkleinbetrieb (30 000 Kilowattstunden pro Jahr) darf mit einer Reduktion von 4,8 Prozent rechnen, ein mittlerer Gewerbebetrieb (150 000 Kilowattstunden pro Jahr) mit einer Reduktion von 2,5 Prozent.

Markt verändert sich

Dass die Preise des ESB erneut sinken, mag doch überraschen. Da der Bund die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV), eine gesetzliche Abgabe zur Förderung erneuerbarer Energien, von aktuell 0.6 Rappen pro Kilowattstunde auf 1.1 Rappen anhebt, musste etwa die BKW den durchschnittlichen Strompreis für Privatkunden für das Jahr 2015 um 2,9 Prozent erhöhen.

Der ESB hat zusätzlich zu den Bundesabgaben auch die Abgabe an den eigenen Fonds Förderung erneuerbarer Energien von 0.10 Rappen pro Kilowattstunde auf 0.20 Rappen erhöht. Dank den guten Stromeinkaufskonditionen profitiert der Kunde 2015 aber trotzdem von tieferen Kosten.

Binggeli betonte gestern, dass die derzeit guten Marktverhältnisse bei den erneuerbaren Energien aber nicht ewig anhalten würden. «Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der Strompreis in Zukunft wieder steigen wird.» Der ESB-Direktor rechnet noch für zwei Jahre mit stabil tiefen Konditionen, danach dürften die Kunden wieder tiefer in die Tasche greifen müssen.

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