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Biel

Vom Siechenhaus zum Spitalzentrum

Spitäler gibt es in der Stadt Biel seit dem 12. Jahrhundert. Zuerst funktionierten sie allerdings eher als Armenhäuser.

Bild: memreg
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Spitäler waren ursprünglich eher Fürsorgeeinrichtungen, meist von Wohltätern gestiftet oder von kirchlichen Institutionen getragen.

Nicht nur Kranke fanden hier Linderung und ein Dach über dem Kopf, oft wurden Bedürftige aller Art bis ins 19. Jahrhundert in den Spitälern gepflegt. Erst dann entwickelte sich das spezialisierte Krankenhaus, in dem Kranke gepflegt und ihre Gesundheit wiederhergestellt wurde.

Eine weitere Professionalisierung fand im 20. Jahrhundert hauptsächlich im Bereich der Angebote und des rechtlichen Rahmens statt. Das Gesundheitswesen entwickelte sich so weg von den vormodernen Vorstellungen des «Heils», das von Gott kam, und stark von den «heilsbringenden Personen» abhängig war hin zu einem Berufsstand von Ärztinnen und Ärzten, die als rechtlich abgesicherte und auch verpflichtete Experten Heilsuchenden zur Verfügung stehen.

In Biel lesen sich erstmals 1179 Nachweise über eine «Herberge für Arme und Kranke», damals noch an der Bözingenstrasse, ausserhalb der Stadt, wie es für Siechenhäuser üblich war. Das erste städtische Spital in Biel wurde ebenfalls von Wohltätern gestiftet. Das Ehepaar Heinrich und Anna Ferwer aus Fribourg spendete die Mittel, um das Gebäude 1415 an der Mühlebrücke zu bauen. Angeblich erhofften sich die beiden von ihrer Spende «einen besseren Platz im Himmel».

Bis 1745 diente dieses Spital als Bieler Spital, bevor es dann zum Umzug in das Johanniterkloster an der Dufourstrasse kam. Hier funktionierte das Spital bis 1818 zusammen mit einem Alters- und Armenheim. Nach einem kürzeren Intermezzo an der Untergasse wird 1863 beschlossen, im Pasquart ein neues Spital zu bauen.

Das heutige Museum Pasquart war also bis 1930 zunächst Gemeinde- und später Bezirksspital. Der Anschluss von 56 Gemeinden sorgte dafür, dass der Platzbedarf stark zunahm und nachdem einige Abteilungen in den Vogelsang zogen, wurde 1929 die Verlegung des gesamten Spitals in den Vogelsang beschlossen.

Zwischen 1945 und 2011 wurden hier auch Pflegerinnen und Pfleger ausgebildet. 1953 kamen dann die Gebäude an Walrandnähe beim «Beaumont» dazu und das Pasquart-Spital wurde geschlossen.

Das «neue» Beaumont-Spital veränderte sich 1995 noch einmal baulich, als der Anbau Süd zum Spital dazukam. Es gab noch einige Namenswechsel (Regionalspital, Spitalzentrum Biel) und betriebliche Anpassungen (Notfall- und Intensivstation, Gründung der Spitalzentrum Biel AG). Und trotz vieler Einsparnisse auf Kosten des Personals und 2011 kurzzeitig öffentlich gemachter Spannungen im Verwaltungsrat und Versäumnissen strategischer Art blickt «das Beaumont» auf eine eigentliche Erfolgsgeschichte als Gesundheitsunternehmen zurück.

2016 behandelte das Spitalzentrum Biel 73 981 Patienten, beschäftigt 996 Angestellte und hat einen Betriebsertrag von knapp 200 Millionen Franken erwirtschaftet.

Mit den Finanzen von 1745, als noch jeder der 24 Ratsherren 50 Pfund und jedes der 46 Mitglieder des Grossen Rates 10 Pfund für die Finanzierung des Spitalbetriebs an der Dufourstrasse beizusteuern hatten, hat das nichts mehr zu tun. Im historischen Lohnindex entsprechen die 1660 Pfund von damals heute umgerechnet 145 884 Franken.

Sabine Kronenberg

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