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Lyss

Weihnachtslicht liegt in der Luft

Am Stegmattweg erfreuen tausende Lichter die Besucher, die sich die wohl kitschigste Weihnachtsbeleuchtung der Schweiz ansehen wollen. Wie jedes Jahr hat auch Martin Heiniger sein Haus zum Strahlen gebracht.

  • 1/14 Das hell erleuchtete Haus von Martin Heiniger
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  • 5/14 Der singende Samichlaus bringt die Kinder zum Staunen
  • 6/14 Die Hauptattraktion in Heinigers Garten
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  • 8/14 Weihnachtswelt in Martin Steffen Garten
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von Carmen Stalder

Gelbe Sterne erleuchten die Winternacht. Ein hölzerner Samichlaus fährt auf seinem Velo. Rentiere mit Wagen stehen in den Gärten, Lichterketten schmücken die Fassaden und eine Seilbahn fährt auf ein Miniatur-Matterhorn. Der Stegmattweg in Lyss wird im Dezember zum kitschigen Wunderland. Wohin man schaut ein buntes Lichtermeer.

«Das gibt es in der Schweiz nur einmal», sagt ein Bewohner stolz. Angefangen hat das Ganze ganz klein im Jahr 1982, als Martin Steffen mit der Dekoration der Tanne vor seinem Haus begonnen hat. Ab 2001 hat dann sein Nachbar und Namensvetter Martin Heiniger mitgezogen. Mittlerweile sind noch eine Handvoll weitere Lämpchen-Fans dazugekommen.

Samichlaus als Attraktion

Es ist sechs Uhr abends, die Luft feucht vom Nebel. Wie fast jeden Abend während der Adventszeit ist Martin Heiniger vor seinem Haus anzutreffen. Hier befindet sich die Hauptattraktion seines Werkes: ein singender Samichlaus. Besonders die kleinen Kinder sind fasziniert ob der tanzenden Figur, die amerikanische Weihnachtslieder zum Besten gibt. «Manche Eltern müssen immer wieder zum Samichlaus kommen, weil die Kinder ihn so gerne anschauen», sagt Heiniger.

Die Mutter eines kleinen Mädchens kann dies bestätigen: «Wir kommen mehrmals die Woche hierhin.» Es sei schön, beim täglichen Spaziergang die vielen Lichter anzuschauen. Da es ihr noch viele andere Menschen gleichtun – einige reisen sogar mit dem Auto aus anderen Kantonen an – ähnelt das Stegmattquartier zu dieser Zeit einem Rummelplatz.

Martin Heiniger geniesst die lebendige Atmosphäre. Der 78-Jährige, der locker zehn Jahre jünger sein könnte, grüsst alle anwesenden Besucher, viele kennt er persönlich. Die Kinder fragt er um ein Versli und gibt ihnen dann zur Belohnung ein Stück Schoggi. Die daraus resultierenden Szenen sind rührend. «Wie die Augen der Kleinen leuchten», sagt Heiniger, «das ist unwahrscheinlich, diese Freude.»

Kein Konkurrenzdenken

Seine Leidenschaft für die alljährliche Weihnachtsbeleuchtung ist so gross, dass es Heiniger auch nichts ausmacht, jeden Abend draussen zu stehen. «Manchmal ist es etwas kalt. Aber wenn ich den Leuten eine Freude machen kann, macht das nichts.»

Verständnis für Heinigers Hobby muss auch seine Frau Elisabeth aufbringen. Denn bereits ab Ende Oktober ist der Rentner mit dem Montieren der Lichterketten beschäftigt – und dies viele Stunden lang. «Er braucht das einfach», meint Elisabeth Heiniger schmunzelnd und schenkt einer Bekannten selbstgemachten Glühwein in einen Kartonbecher ein.

Kürzlich hat es die weihnachtliche Strasse sogar in die «Schweizer Illustrierte» geschafft: Auf ganzen zwölf Seiten wurde die grosse Leidenschaft von Steffen und Heiniger vorgestellt. Letzterer ist aber nicht ganz einverstanden mit der dort gemachten Aussage, dass es sich beim Schmücken um einen Wettstreit unter Nachbarn handle.

«Ich habe seit zwei Jahren nichts Neues mehr gekauft», sagt Heiniger. Bevor er selbst mit dem Schmücken begonnen habe, habe er zudem Steffen beim Aufbau geholfen. «Ausserdem wüsste ich gar nicht, wo ich noch etwas erweitern könnte – mein Terrain ist voll!»

Tatsächlich ist praktisch kein Fleck mehr ohne Beleuchtung. Vom Dach über die Fassade bis zu den Sträuchern im Garten – alles ist voll. Kann man denn da überhaupt noch schlafen, wenn draussen jede Nacht bis zwölf Uhr der Garten hell erleuchtet ist? Kein Problem, meint Heiniger.

Die Beleuchtung im Stegmattquartier erstrahlt jeweils ab dem ersten Adventswochenende und erlischt am Dreikönigstag im Januar. Dann muss die ganze Dekoration wieder demontiert werden – ein nicht zu unterschätzender Aufwand. Heiniger sagt, dass er die ganze Arbeit niemals alleine machen könnte. Darum kommen jeweils gute Freunde zum Helfen vorbei.

Ausgaben sind nicht relevant

In all den Jahren haben sich nicht nur die Lichter im Garten vermehrt, auch an Wissen konnte Heiniger viel sammeln. «Vor dem Wegräumen muss man die Kabel drei Tage lang trocknen lassen, sonst fängt es an zu modern.» Heiniger spricht aus Erfahrung, denn einmal musste er fast sein ganzes Sortiment wegwerfen. Auch die Sicherung sei ihm früher schon herausgesprungen – das passiere heute jedoch nicht mehr, denn jetzt habe er ganze sechs Sicherungen im Keller.

Manch staunender Gast wundert sich wohl, wie viel die hiesigen Weihnachtsfans in ihr Hobby investieren. «Keine Ahnung, ich habe nie ausgerechnet, wie viel ich für die Dekoration ausgegeben habe», sagt Heiniger. Auch die höhere Stromrechnung nehme er für sein Hobby gerne in Kauf.

Und wie sieht es mit dem ökologischen Aspekt aus, ist es nicht etwas fragwürdig, nur zum Spass so viel Strom zu verbrauchen? «Sie müssen ja nicht kommen, wenn es ihnen nicht gefällt», meint Heiniger. Falls ihm jedoch jemand beweise, dass er der Umwelt Schaden zufüge, «dann ist hier sofort fertig».

Derweil erklingt ein altbekanntes Lied durchs Quartier:«Last christmas, I gave you my heart...», singen Schülerinnen und Schüler der Schule Stegmatt. Sie geben an diesem Abend ein weihnachtliches Freiluftkonzert. Doch die Hauptattraktion sind nicht allein die singenden Kinder. Das sind auch die tausenden glitzernden Lichter.

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